Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

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Fünftes 
Buch. 
Abfchnitt. 
Zweiter 
ausgezeichnet durch den fchöneu Faltenwurf der Gewänder, den würdevollen 
Ausdruck der Köpfe und die warme Harmonie der Farbengebung. Aufserhalb 
des Escorial haben fich kaum Bilder der Meifters erhalten. Diefe Escorialbilder 
aber zeigen in der That, dafs El Mudo den Namen des fpanifchen Tizian, wenn 
man ihn cum grano salis veriteht, nicht ganz mit Unrecht führt. 
je CLafbSajal_ Als fein Nachfolger und Nachftreber im Escorial ift Lzzis ([6 Carlmjzz! zu 
nennen, welcher 1534 in Toledo geboren war, hier in der Schule Villolziuß" 
feine künftlerifche Ausbildung erhielt, dann aber nach Madrid überfiedelte und 
Hofmaler Philipps II. wurde. Seine Bilder, denen die Frifche fehlt, Welche ElMudo 
den {einen zu geben wufste, {ind meiftens ebenfalls im Escorial geblieben; doch 
befitzt das Madrider Mufeum von feiner Hand die lebensgrofsen Halbfiguren der 
büfsenden Magdalena und des heiligen Nicolaus de Tolentino. Später arbeitete 
er mit Blas del Prado in feiner Vaterftadt, noch fpäter im Pardofchloffe und 
wird zuletzt 1613 erwähnt. 
dellijjsdu Bias de! Prado war ebenfalls ein Toledaner der zweiten Hälfte des Jahr- 
hunderts'). Das Altarwerk, welches er 1591 in Gemeinfchaft mit Carbajal in 
Toledo malte, fchmückt den Hauptaltar der dortigen Minoritenkirche. Aufser- 
dem verdienen eine Erfcheinung der Jungfrau in der Akademie San Fernando 
und eine Kreuzesabnahme in San Pedro zu Madrid hervorgehoben zu werden. 
Seine Bilder zeichnen flch mehr durch religiöfe Weihe, als durch technifche 
Vollendung aus. Seit 1590 war er rzweiterz Kirchenmaler zu Toledo. wErPterr 
de {igfäsw war Luis de Velasco, ein 1606 in Toledo geftorbener hervorragender Maler, 
den erft Bermudez i) wiederentdeckt und zu Ehren gebracht hat, vor allen 
Dingen durch den archivalifchen Nachweis, dafs einige der beften Altarbilder 
Toledds, welche von der älteren Literatur Blas del Prado zugefchrieben wurden, 
von feiner Hand herrühren. 
E1 Greco. Der Hauptmeifter Toledo's im I6. Jahrhundert war jedoch ein eingewan- 
 derter Grieche, der in Tizians Schule in Venedig gebildet worden fein foll, 
Danzwzico Tlzcvtucxßpzzli, in der Regel fchlechtweg der Grieche, E1 Griego, oder 
Sein Leben. italifirt Il Greco genannt. Seine Geburt wird in's Jahr 1548 verlegt; ge- 
ftorben ift er erft 1625 in Toledo. Er war Baumeifter und Bildhauer, in erfter 
Linie aber Maler. Von Tizian's Einflufs ift kaum eine Spur in feinen Werken 
Äusaßriäieer. zurückgeblieben. Eine krankhafte Sucht, originell zu erfcheinen, trieb ihn einem 
kraffen, wenn auch eigenartigen Manierismus in die Arme. Seine Geftalten find 
merkwürdig langgezogen, feine Bewegungen verzerrt, feine langen Gefichter gries- 
grämig und ftarr; fein Kolorit ift kreidig, grau und kalt, doch oft durch eigen- 
artige Farbenaccorde intereffant, feine Pinfelführung fo breit und flott, wie vor 
ihm kaum bei einem anderen Maler, aber oft nachläffig und zerfahren. Doch 
find feine älteren Arbeiten wärmer und ruhiger, erft mit den Jahren nahm feine, 
Seigffrfilßl- Manierirtheit zu. Seine Bildniffe, die in der Regel mehr von des Künftlers, als 
 von der Dargeftellten Individualität zeigen, find im Madrider Mufeum reichlich 
vertreten, aber auch noch zerftreut in Toledo zu finden. Von feinen kirchlichen 
Bildern charakterifirt fchon die ergreifend gedachte, aber höchft manierirt aus- 
I") Palominzf. 
durch Berlzzurlez a. 
241), dafs er 1557 in 
-II7 widerlegt worden. 
{einem 60. Lebensjahr gefiorben fei, 
 2) V. p. 152-153. 
ift
	        
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