44
Buch.
Fünftes
Zweite:
Abfchnitt.
durch eine verfiändtnifsvolle, präcife und doch zarte Behandlung der Kleidung
ausgezeichnet find, übrigens in einem Dutzend Exemplaren im Madrider Mufeum,
in zwei feinen Beifpielen in der Münchener Pinakothek, in zwei anderen in der
Wiener Galerie vertreten find (Fig. 438). Auf zwei fernere Schüler Alonfds, den
äairäenßli, Portugiefen Bart. de Czzniclzzzs (1547-1606) und lfelipcr de Linüo (gefi. 1625), der
F- de Liafw- mit dem italienifchen Stecher Liagno identifch ift, kann hier nicht eingegangen
werden.
(LBecerra. Ein Nachfolger und glücklicher Rivale Alonfo Berruguetes als Architekt,
Bildhauer und Maler war Gzzsjv. Bccerra, der 1520 zu Baeza geborene, in Rom
hauptfächlich unter Vafari gebildete, 1 562 zum Hofbildhauer, 1563 zum I-Iofmaler
Philipps ernannte und 1570 zu Madrid gefiorbene Meifier, über deffen Eigen-
fchaften als Maler uns jedoch, da feine Fresken im Alcazar zu Madrid und im
Pardofchloffe verbrannt find, kaum noch ein Urtheil zufteht. Das einzige Bild,
welches ihm in einer öffentlichen Sammlung mit Recht zugefchrieben wird, ift
die büfsende Magdalena in ganzer Geftalt, Welche aus dem Trinidad-Mufeum zu
Madrid vor kurzem in's grofse Prado-Mufeum übergeführt worden ift. Auch feine
Bedeutung liegt hauptfächlich darin, dafs er die Madrider an eine reinere Formen-
fprache gewöhnte.
J- Fr-eäuvar- Von gröfserem, ja dem gröfsten Einflufs auf die Weitere Entwicklung der
M adrider Kunft im technifch-malerifchen Sinne wurde Yurzzzlfcrzzzzlzzlcz Nzzruzr-
reiz, welcher, da er taubiiumm war, unter dem Beinamen El Mudo, der Stumme,
bekannt wurde. Er war um 1526 in Logroüo geboren, erhielt feine erfte Aus-
Sein Lehren bildung von einem malenden Mönche namens Fray VIÄCUIZZU, bereifte dann Italien,
521281; verweilte hauptfächlich in Venedig, wo er fich an Tizian anfchlofs, wurde fpäter
durch Philipp II. nach Spanien zurückberufen, 1568 zum Hofmaler ernannt und
SeinYVirken. mit der Ausführung der Hauptgemälde für den Escorial betraut, die er theils
im Escorial felbft, theils in Madrid, theils in feiner Vaterftadt malte, bis der
Tod ihn im Jahre 1579 in Toledo mitten aus feinem reichen Schaffen herausrifs.
Seiggägiizld- Das Bild, mit dem er fich "bei feiner Rückkehr aus Italien dem Könige vorftellte,
ßladrirl- die Darftellung der Taufe Chrifti im Madrider Mufeum, zeigt merkwürdiger
Weife nichts von venezianifchem Einfluffe, fondern die kältere und trockenere
Art der Florentiner bei archaifch-fteifer Compofition und einem fpanifchen Anüug
in den Typen. Erft in ,der langen Reihe von Bildern, die er für den Escorial
bilder. fchuf, arbeitete er fich allmählich zu gröfserer Freiheit und Wärme hindurch.
Es fcheint") dafs die Erinnerung an den venezianifchen Stil, durch das Anfchaun
der Werke Tizian's im Escorial lebendig erhalten, zündender auf ihn einwirkte,
als der Aufenthalt in Venedig felbft es gethan hatte. In den frühften Escorial-
bildern, nämlich in dem 1569 gemalten heiligen Hieronymus und in dem 1571
vollendeten Martyrium des jacobus Major, den einzigen beiden der vier zuerft
beftellten Bilder, welche eine fpätere Feuersbrunft überftanden haben, erfcheint er
noch verhältnifsmäfsig ftreng, alterthümelnd und kleinlich. Zu feiner gröfseren
und freieren Manier entwickelte er fich erft in den vier zwifchen 1571 und 1575
gemalten Bildern, von denen ebenfalls eins verbrannt ift, drei aber im Escorial
erhalten find, nämlich I) die Geburt des Heilandes, ausgezeichnet durch die fchönen
Hirten und die geiiivolle Gegeneinanderfiellung der drei verfchiedenen Licht-
Wirkungen, die von der Himmelsglorie, vom Chrifikinde und von Jofephs Kerze