Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

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Sechstes 
Buch. 
Abtheilung. 
Erflcr 
Abfchn itt. 
dlgjßfjfi Der bedeutenfte Meifter diefer Reihe aber ift Yzzcqzzcs dbllrtlzuzlü). Seine 
feffrlirgääecrn Bilder find üppiger im Baumwuchs, fefier und gefchloffener in der Compofition, 
fatter und tiefer in der natürlichen Farbe, forgfältiger und gediegener in der 
Durchbildung, als diejenigen de Vadders und Achtfchellincks, mit denen f1e im 
Uebrigen nahe verwandt flnd. Die grofse Waldnatur der Umgebung Brüffels 
fpiegelt fich in keinen andern Bildern fo frifch und lebendig wieder, wie in 
den feinen 1). Man hat ihn daher fogar den belgifchen Ruisdael genannt; nicht 
ganz mit Unrecht, wenn man in Betracht zieht, dafs die belgifche Kunft über- 
haupt äufserlicher und decorativer ift als die holländifche; denn fo innerlich 
und vintiim, wie Ruisdaels Waldbilder find diejenigen Arthois allerdings lange 
nicht: vielmehr fchliefsen die majeftätifchen Baumgruppen und gelben Sandwege 
der Vordergründe fich mit den in der Regel tiefer gelegenen fonnigen Flufs- 
thälern der Mittelgründe und den blauen Hügelreihen der Hintergründe feiner 
Landfchaften zu Bildern von mehr decorativer Pracht, als zartem Einzelreize 
zufammen. Die Neigung zum Verallgemeinern, welche die meiften Belgier von 
den meiften Holländern unterfcheidet, findet {ich auch bei ihm. Aber ein tüch- 
tiger, erfrifchender Meifter ift er in feiner Art in der Thati, und die Beliebtheit, 
der er fich in unferem wie im fiebzehnten Jahrhundert erfreute, beweifen die 
Stiche, die damals, wie in der neueren Zeit nach feinen Gemälden gefertigt 
worden f1nd3). Leider haben manche feiner Bilder durch Nachdunkelung einen 
Theil ihrer Frifche eingebüfst. 
Sein Leben. Jacques d'Arthois wurde 1613 in Brüffel geboren. Sein Todesjahr ift un- 
bekannt. Doch war er 1683 noch am Lebeni). 
Kfrfgsm Auch er malte für Kirchen und Klöfter viele Landfchaften, deren biblifche 
bildet Staffage befreundete Brüffeler Figurenmaler hineinfetzten. Erhalten haben {ich 
in Brüffel, z. B. die {ieben Landfchaften aus der Liebfrauenkapelle der Brüffeler Kathe- 
drale. Der Verfaffer fah f1e 1878 in der Sakriftei diefer Kirche. Ihre Staffage 
ftellt Scenen aus der Flucht nach Aegypten und von der Heimkehr jofephs. 
Marias und des Kindes aus der Fremde dar; ihre landfchaftlichen Motive fmd 
zumeift der heimifchen Waldnatur entlehnt; doch nehmen zwei von ihnen 
auch den vheroifcherena Charakter Wilderer, kahlerer Berggegenden an. Manche 
feiner Bilder aus Kirchen und Klöitern find aber auch in die Mufeen über- 
gegangen: fo die beiden grofsen, mit Heiligenlegenden ausgeitatteten Wald- 
landfchaften, deren eine feine Namenszeichnung trägt, aus dem jefuitenkolleg 
 zu Brügge, jetzt in der Kaiferlichen Galerie zu Wien; fo eine Riefenlandfchaft 
 mit der Ruhe auf der Flucht nach Aegypten in der Galerie Liechtenftein eben- 
 dafelbft. Die meiften und anfprechendften feiner Galeriebilder {ind jedoch kleiner 
bildet und zeigen eine einfach dem Landleben oder dem Treiben der Städter in 
Wald und Flur entlehnte Staffage. Er hat auch genug von ihnen mit feinem 
Namen bezeichnet, um der Nachwelt fichere Kunde von feiner Malweife zu 
in Brürrethinterlaffen. Von feinen drei bezeichneten Bildern des Brüffeler Mufeums ftellt 
I) Affr. Mirlzielv Hiftoire de la peinture Hamande. 2. 6d. IX (I 
Pinrbart in Meyers Künßlerlexikon II (1878). p. 310-313. 
2) Vgl. des Verfaffers uKunPc und Naturfkizzenu. I. S. 16-19. 
3) Vgl. W Sclzrlzidt in Meyers IGinfHerlexikon a. a. O. S. 3I3_3I4. 
4) Pinzlzart a. a. O.  311. 
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133-
	        
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