Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

Buch. 
Fünftes 
Zweiter 
Abfchnitt. 
häfslich und wird durch alle Bewunderer des Meifters nicht von dem Vorwürfe 
arger Manierirtheit in ihren langgezogenen Geflchtern, dünnen Gliedmaßen und 
verzerrten Bewegungen freigefprochen werden können, wenngleich einzelne feiner 
Köpfe zeigen, dafs er ruhigerer Umriffe fehr wohl mächtig war (Fig. 436). 
Seine Pinfelführung modellirt verfchmolzen und kräftig und geht in der Durch- 
führung der Einzelheiten faft fo weit, wie die älteren niederländifchen Meifter; 
fein Kolorit zeigt die dunklen Schatten der Spanier und eine tiefinnerliche Glut 
des bräunlichen doch klaren Gefammttones. Die xGöttlichkeite feiner Kunil liegt 
mehr in feinen Gegenftänden, als in feiner Art, fie darzuftellen; und doch wird 
man ihm ein bedeutendes technifches Können und eine ergreifende geifjrige 
Macht, die auf ähnlich bewegte Gemüther hinreifsend wirken mufste, nicht ab- 
Sfninglaläjfdfl"fprechen'). Seine Bilder finden {ich in manchen caftilifchen und andaluflfchen 
Kirchen und verfchiedenen Mufeen der Halbinfel: im Madrider ein Ecce homo, 
eine Mater dolorosa, eine unbeholfen arrangirte DarPrellung der Befchneidung 
Chriiizi, eine Madonna mit dem Chriiikinde und ein Erlöferkopf; in demjenigen 
in Toledn. von Toledo ebenfalls ein Chriflus und eine Maria; aufserhalb Spaniens befitzen 
in griälää: das Louvremufeum zu Paris eine Halbfigur und die Dresdner Galerie einen 
in Pcrers- fchönen Kopf des Schmerzensmannes, die Petersburger Eremitage eine Madonna 
bllrg-   
und eine Mater dolorosa von feiner Hand. 
Glücklicher als Morales, der in feinem Alter in tiefe Armuth gerieth, war 
Al-Cägijälfel fein jüngerer Zeitgenoffe Alorzfo Sazzclzez Coello, der von der älteren Literatur 
als Portugiefe bezeichnet, von Bermudez aber für Valencia in Anfpruch ge- 
Sein Lebmnommen wird. Jedenfalls wurde er Madrider durch feine Stellung am Hofe 
Philipps 11., deffen ausgefprochener Liebling als Menfch und Künftler er war. 
Als er 1590, nach Palomino in feinem 75. Lebensjahre, ftarb, hinterliefs er ein 
Vermögen von 55,000 Ducaten, das er fich hauptfachlich durch feine Bildnifs- 
SeiEißldAälfRY-malerei im Hofdienfte erworben hatte. Seine feltenen Altarblätter, wie die 
1578 entftandene Verlobung der heiligen Catharina und die 1582 gemalte 
Erfcheinung des Heilandes und der Madonna über den heiligen Sebaftian, Bern- 
hard und Franz, beide im Madrider Mufeum, find freilich recht tüchtige Com- 
pofitionen, zeigen den Meiiter aber befonders ihrem geiftigen Gehalte nach kaum 
Sehyfflcßild- auf der Höhe feiner Aufgabe. Seinen Bildniffen verdankte er feinen Ruhm und 
feinen Reichthum. Die meiften von ihnen find freilich im Alcazar zu Madrid 
und im Pardofchloffe ein Raub der Flammen geworden; doch die acht Fürften- 
in Madrid, und Fürftinnen-Bildniffe feiner Hand (Fig. 437), welche das Madrider Mufeum 
in Brüffel. gegenwärtig noch befitzt und die drei ähnlichen Gemälde des Brüffeler Mufeums 
genügen, um uns eine Vorftellung von feinen Vorzügen und feinen Schwächen zu 
Ihr Sril- geben. Von Tizian's Stil, den man diefen Bildniffen nachgerühmt hat, zeigen fie 
keine Spur, eher Anklänge an Ant. Mor, in deffen Gefellfchaft er I 5 52 eine Reife 
nach Liffabon unternommen hatte. Ihre Umriffe find etwas Reif und hart, ihre 
Modellirung ift wohlverfianden und zart, wenngleich ohne das volle Leben der 
wirklich grofsen Meifter, die {toffliche Behandlung der Coftüme ift eingehend 
ohne Schwere, ihre Färbung ift blafs und grau, ohne jedes Feuer, aber nicht 
ohne Feinheit; ihre Porträtähnlichkeit ift offenbar eine grofse und angenehme. 
 
Viel 
hoch 
auch 
fiellt ihn 
Slirling I, 
2273 
etwas 
vielleicht 
Paßavant 
	        
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