Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

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Buch. 
Sechstes 
Abtheilung. 
Eriler 
Abfchnitt. 
Di:'äe't_ noch die Schule Geer. Dazzjfets (oben S. 480) in Betracht zu ziehen. Sahen 
wir fchon bei Douffet felbft in Folge feines langen Aufenthaltes in Italien einen 
akademifch-italifirenden Zug hervortreten, fo fehen wir bei feinem Schüler 
Bertholet F lemalle und feinem Enkelfchüler Ger. Laireffe diefen Zug, verbunden 
 mit einer bewufsten Nachahmung des Franzofen Nic. Pouffin (oben S. 320), ihre 
"o" LümCh-künfilerifche Phyflognomie fo vollftändig beherrfchen, dafs wir ihre Bilder beim 
erfien Anblick für Werke der franzöfifchen Akademie halten Würden. Hand 
in Hand damit geht bei beiden Meiflern, eben im Anfchlufs an Pouffm, auch 
eine Verkleinerung der Figuren und eine folche Ausbildung des landfchaftlichen 
und baulichen Hintergrundes, dafs wir fie, wenn fie nicht auch eine Reihe 
grofser Altarbilder gemalt hätten, in's folgende Kapitel verweifen müfsten, zu 
dem {ie ja, an den Schlufs dief es Kapitels gefiellt, auch von felbft hinüberleiten. 
_ Berlin. [Jlämalle 1) war 1614 zu Lüttich geboren, hier der Schüler erft eines 
wenig bedeutenden Meifiers, dann des Douffet gewefen, hatte {ich in Rom, wo 
unzweifelhaft Pouffln direct auf ihn einwirkte, weiter gebildet, einige Jahre mit 
Erfolg in Paris gearbeitet, {ich fchliefslich aber wieder in feiner Vaterfiadt 
niedergelaffen, wo er 1675 ftarb. Seine religiöfen Bilder finden {ich noch recht 
zahlreich in den Kirchen Lüttichs (z. B. eine Kreuzigung, eine Anbetung der 
Könige und ein betender heiliger Carlo Borromeo in der Kathedrale, eine 
zweite Kreuzigung in St. Jean). Das Brüffeler Mufeum befltzt eine ziemlich 
grofse räzüchtigung Heliodorsr von {einer Hand. Von feinen weltlichen 
Bildern trägt die recht kalte Darfiellung des Abfchieds des Aeneas und der 
Seinen von Troja (früher Pelopidas genannt) in der Dresdener Galerie feine 
Namensinfchrift. Ihr fchliefsen Bilder, wie mAlexanders Abreife nach Aflene 
und vdie {terbende Lucretiarc in der Caffeler Galerie fich an. Schon diefe 
Gegeniiände zeigen, wefs Geiftes Kind er War. 
GäxzLaireffe. Alles in Allem bedeutender als F lemalle wurde fein Schüler Gär. Laireffe i). 
Sein Leben. Er war 1641 in Lüttich geboren, befuchte nach Beendiguug feiner Lehrjahre 
verfchiedene niederrheinifche und niederländifche Städte, liefs fich aber fchliefslich, 
durch einen Kunfihändler bewogen, in Amfierdam nieder, wo er I 7 II ftarb. 
Da feine akademifch-franzöflrende Richtung dem Gefchmack des ausgehenden 
I7. und des beginnenden 18. Jahrhunderts felbfi im Vaterlande Rembrandts 
entgegenkam, fo gelang es ihm, von hier aus eine bedeutende Rolle zu fpielen. 
 Die beften Stecher der Zeit {lachen feine zahlreichen, hauptfächlich antikifirend 
mythologifchen Gemälde; er felbft betheiligte {ich durch eigene Radirungen an 
der Vervielfältigung feiner Compofitionen, gab auch für feine Schüler Werke 
über die Zeichenkunft und die Malerei heraus und forgte fogar, indem er zwei 
feiner Söhne (Abraham und Jan) Maler werden liefs, dafür, dafs fein Name 
im Kunftleben Amfterdams auch mit feinem Tode nicht erlofch. 
Sein Sril- Laireffe knüpfte an den kalt-akademifchen Stil feines Meifters Flemalle an, 
liefs fpäter die Werke Poufflns, wenn auch wohl hauptfächlich durch Stiche, 
auf {ich einwirken, bildete in Folge deffen zunächft die landfchaftlichen Hinter- 
1) Heläig a. a. O. p. 181-197. 
2) Yufe: [lelbig a, a. O. p. 202-220.  In dem Verzeichnifs der NVerke des Meifters hat 
Helbig merkwürdiger Weife die drei Sammlungen, die am wichtigften für ihn flnd, nämlich das 
Amiterdamer Mufeum, das Braunfchweiger Mufeum und die Caffeler Galerie unberücküchtigt gelaffen.
	        
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