Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

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Sechstes 
Buch. 
Abtheilung. 
Erfter Abfchnitt, 
JanCoSsiers. eine, Ymz Cossiers (1600-1671) war ein ungleicher, vielgewandter Meifter, der 
als Sittenmaler nicht minder bekannt ift, denn als Maler grofser Altarftücke. 
Aber diefen letzteren verdankte er doch feinen Hauptruhm. Man lernt fie am 
befien in den Kirchen Mechelns kennen, befonders in der Beguinenkirche diefer 
Stadt, die nicht weniger als acht grofse Gemälde feiner Hand befitzt, welche 
durch ihre kräftige Haltung und ihren derben Realismus mehr überrafchen und 
intereffiren, als erbauen. Einige mythologifche Bilder feiner Hand behnden 
fich im Madrider Mufeum, und feine Namenszeichnung trägt wder Chirurga 
des Antwerpener Mufeums. Der andere Schüler des Cornelis de Vos iPc fein 
diißgg Namensvetter (nicht Verwandter) 52712012 de Vos (1603-1676). Auch er ifi 
ein vielfeitiger und ungleicher Meifter; und auch feine bedeutendften Altarfiücke 
befinden {ich in den Kirchen Mechelns: z. B. eine Anbetung der Hirten von 
1644 im Klofter der Zellenbrüder, eine farbenflaue Anbetung der Könige von 
1645 in der Hedwigskirche dafelbft. Als Bildnifsmaler tritt er uns keck und 
natürlich in feinem Selbftbildnifs entgegen, welches das Sprechzimmer des 
nMaagdenhuisa zu Antwerpen fchmückt. Lebendig, malerifch und geiftvoll 
wirken feine Hiftorienbilder kleinen Formats, wie wDavid und Abigailr (be- 
zeichnet) im Mufeum zu Gotha und ßdie Werke der Barmherzigkeitr (bezeichnet 
und von 1641 datirt) im Würzburger Schlofs. Als Sittenmaler in kleinen Figuren 
lernt man ihn am befien durch das 1646 gemalte, aufserordentlich frifche, warme, 
anziehende Bild einer xZigeunerin in einer Gaftfiuber in der Galerie Liechteniiein 
zu Wien kennen; halbfittenbildlich, halbmythologifch aber giebt er fich in der 
1635 gemalten Darfiellung der Jahreszeiten in der Galerie Nofiiz zu Prag, der 
{ich (nicht bezeichnet, aber ftilkritifch beglaubigt) die vZüchtigung des Amom 
im Berliner Mufeum anfchliefst. 
wfllggglr-ts Der berühmtefte Schüler Geer. Zegers' wurde Tlzom. Hfilleöorts, in der 
Regel Baqfclzaert genannt (1614-1654). Obgleich er in Bergen-op-Zoom ge- 
 boren war, ift er als Künfiler durch und durch Antwerpener; und obgleich 
er Schüler Zegers' war, erfcheint er, etwa im Sinne van Dyck's, doch flauer 
und leerer als diefer, durchaus als ein Nachfolger des Rubens. Für fein kirch- 
liches Hauptbild gilt die Darftellung der heiligen Familie mit dem heiligen 
Willebord in der Willebord-Kirche zu Antwerpen. Urkundlich beglaubigte 
Bildniffe feiner Hand befitzt das Mufeum Plantin in Antwerpen, urkundlich 
beglaubigte mythologifche Darftellungen (wVenus und Adonise, auch bezeichnet 
und vor 1642 datirt, und ßider verliebte Löwer) befinden {ich feit Kurzem im 
Haager Mufeum. Als urkundlich durch das Inventar von 1659 beglaubigt 
kann auch das Gemälde der kaiferlichen Galerie zu Wien gelten, welches Elias, 
vom Engel gefpeift, darftellt. Seine Namenszeichnung aber trägt der eheilige 
Sebafliane der Galerie zu Schleisheim, die aufserdem noch feine Darftellung 
des heiligen Cajetan mit dem Engel vor der Madonna befitzt. 
Bcggzfigk Ein verwandter Künftler, von dem man fogar annimmt, dass er vvielleichta 
Schüler van Dycks in London gewefen fei, ift Theodor BOFJIEMIZKZYZS (1620-1678) 
von Antwerpen, der, nach längeren Wanderjahren, erf": 1654 Meifter der Gilde 
feiner Vaterfladt wurde. Man lernt ihn als tüchtigen Bildnifsmaler von freier, 
halb hifiorifcher, halb fittenbildlicher Auffaffung und nicht minder freiem Vor- 
trag in den Bildern des Antwerpener Mufeums kennen, Welche als xL'Am-
	        
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