Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

478 
Sechstes 
Buch. 
Abtheilung. 
Erfter Abfchnitt. 
ums; und diefes befitzt neben noch einigen anderen charakteriftifchen Werken 
des Meifters auch fein berühmtes Bildnifs, welches Abraham Grapheus, den 
"Knaap" (Burfchen, Hausdiener) der St. Lucasgilde darflellt. Der etwas ver- 
grämt dreinblickende Alte, deffen Bruft mit grofsen blanken Schildern behängt 
ist, fteht an einem reich mit goldenen und filbernen Gefäfsen befetzten Tifche, 
 deren eines er in der Linken erhebt, während er in der herabhängenden Rechten 
einen Krug hält. Es ifl eins der packendften, lebendigften und zugleich eines 
der einfachften und natürlichften Bildniffe, die je gemalt worden find. Diefem 
1620 vollendeten Einzelbildnifs fchliefst fxch, wenige Jahre fpäter gemalt, das 
in Brüffel, prächtige Gruppenbild des Brüffeler Mufeums an, auf dem der Meifter fich 
felbft und feine Familie in leichter, ungezwungener Anordnung, in fchlichter 
aber liebevoller Durchführung und in wärmerem Tone, als er ihn fpäter anzu-. 
fchlagen liebte, dargeftellt hat. Charakteriftifcher und beffer als durch diefe 
genannten Bilder kann man Cornelis de Vos überhaupt nicht kennen lernen. 
Von feinen grofsen Hiftorienbildern feien daher auch nur noch die vAus- 
igegjäal: giefsung des heiligen Geiftesa von 1613 in der Kirche zu Nieukerken, fein frühestes 
in Wien, Meifterbild, und die wSalbung Salomonsr in der Kaiferlichen Galerie zu Wien, ein 
grofses Ceremonienbild, genannt; auf feine mythologifchen Darftellungen, deren 
in Madrid, das Madrider Mufeum einige befltzt, können Wir, da f1e ihn nicht in feinem 
eigenen Fahrwaffer zeigen, nicht näher eingehen; aber auf einige feiner befien 
Bildniffe mufs noch hingewiefen werden. Vor allem kommen hier Gruppen- 
bildniffe in Betracht, wie die Darfiellung der Familie Hutten mit Ausficht auf 
in München, Schlofs und Garten in der Münchener Pinakothek, wie die von ihrem Reich- 
thum umgebene Dame zwifchen ihrem etwa achtjährigen Mädchen und ihrem 
noch etwas "jüngeren, Seifenfchaum blafenden Knaben im Braunfchweiger 
i'f1Cf;Zfgf'Mufeum, ein Bild, das zugleich vielleicht eine Allegorie auf die Nichtig- 
keit des Reichthums istl), wie ferner das Bildnifs des Waifenhatisvorltehers 
 Salomon Cock mit einem Jungen, der einen Brief in der Hand hält, in der 
in carrel, Caffeler Galerie, wie vdie Töchter. des Malersa und rein Ehepaar auf der 
in Berlin, Terraffe feines Landhaufese (von 1629) im Berliner Mufeum. Einzelbildniffe 
feiner Hand haben fich befonders im belgifchen Privatbefitze erhalten; doch 
rechnen wir zu feinen charakterifiifchen Werken diefer Art auch das früher 
Rubens zugefchriebene Kinderbildnifs (von 1627) im Städeffchen Inflitut zu 
Frankfurt a. M. Eine grofse Schlichtheit der Auffaffung, die jedoch immer 
wahr und lebendig bleibt, eine grofse Einfachheit der Pinfelführung, die jedoch 
frei und geiftvoll genug ift, um xmoderne im Sinne der reifen Zeit des fieb- 
zehnten Jahrhunderts zu fein, und eine vornehme Kühlheit der Farbengebung, 
die manchmal freilich zu unnöthiger Bläffe herabfinkt, find die auffalligflen 
Merkmale des Porträtftils diefes Meifters. 
Bei den übrigen Antwerpener Hiftorienmalern grofsen Stils, die noch aus 
Miäßjm dem I6. Jahrhundert ftammten, wie Abr. Mattlzzjlv (I 581-1649), von deffen Hand 
flch in Antwerpener Kirchen einige Bilder erhalten haben, und wie Gillis 
Bafjißge, Backeree! (gefi. vor 1662), deffen Bildern man in den belgifchen Kirchen, aber 
auch im Mufeum von Brüffel und in der Kaiferlichen Galerie zu Wien begegnet, 
Beiträge 
Riegel,
	        
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