Die vläm. Malerei
Jahrh.
Dyck u.
die übrigen Schüler u
Mitarbeiter des Rubens.
463
Ein Altersgenoffe Wolfvoets war Fr. Wouters, welcher 1612 zu Lier FiwWvurers
geboren wurde, Anfangs Schüler des P. van Avont, dann aber des Rubens
war, fpäter in Deutfchland und England arbeitete, 1641 aber wieder in Ant-
werpen war, wo er 1659 ftarb. Als Rubensfchüler tritt er uns in dem mit
feinen Initialen bezeichneten Bilde, xVenus und Adonisr , im Kopenhagener
Mufeum entgegen. Denfelben Charakter zeigt das mit feinem Namen und der
Jahreszahl 1630 bezeichnete Gemälde der wDiana auf der Jagdr in der kaifer-
liehen Galerie zu Wien. Unbegreiflich ift es diefen Bildern gegenüber, dafs
ihm in den belgifchen Handbüchern noch immer die beiden Mondfcheinland-
fchaften im Caffeler Mufeum und die nach diefen Bildern auf feinen Namen
getaufte wNächtliche F euersbrunftrc im Städeffchen Inftitut zu Frankfurt a. M.
zugefchrieben werden. Diefe Bilder rühren vielmehr von einem holländifchen
Nachahmer A. v. d. Neers her 1).
Den Befchlufs diefer Reihe machen zwei belgifche KünPcler, welche zwar
Rubens" Werkftatt in Antwerpen befucht haben, im Uebrigen aber weder von
Geburt noch durch ihre Wirkfamkeit diefer Stadt angehören. Der eine ift
Lucas Franclzozk I], ein Stolz Mechelns, wo er 1616 geboren wurde und 1681 Fralrjgägisgu
Ptarb 2), übrigens ein fruchtbarer, wenn auch recht unfelbftändiger und Hauer
Meifter. Reich an Bildern feiner Hand ift feine Vaterfiadt. Aufserdem befitzen
die Quintinskirche und die Hauptkirche zu Doornick (Tournay) bezeichnete
und datirte Bilder feiner Hand, von 1650 und 1657. Am zugänglichften find
feine xErziehung der Iungfraurr und feine xErfcheinungxder Jungfrau mit dem
hl. Simon Stocka im Antwerpener Mufeum, wo fie irrthümlich dem Vater unferes
Künftlers zugefchrieben werden 3).
Der andere ift Yan Tlzomns von Ypern, 1617 geboren, 1673 zu Wien JanThvmas-
geitorben, wo er im Dienile Kaifer Leopolds ftand. Bezeichnete Bilder feiner
Hand {ind z. B. vHeilige, die den Heiland in einer Landfchaft anbetena im
Mufeum zu Y pern und ein wBacchanale in der kaiferlichen Galerie zu Wien.
Auch hat er einige Sittenbilder gemalt, die man z. B. in der Galerie Liechten-
ftein in Wien, im Pal. Doria zu Rom und im Gothaer Mufeum verfolgen kann.
Aufser von diefen Meiftern hören wir noch von manchen anderen, dafs välläläftnrfi'fs
fie in unmittelbarem Verkehr mit Rubens gePcanden und unter feinen Augen älleliiäfäil
gearbeitet haben; aber da {ich keine beglaubigten oder auch nur anerkannten
Bilder ihrer Hand erhalten haben, können wir nicht auf fie eingehen. Uebrigens
ift bei allen den befprochenen Meiftern ftärker zu betonen, dafs fie die Gefellen,
als dafs fie die Schüler des Rubens gewefen. lft es bei manchen von ihnen
doch offenkundig, dafs fie ihre Lehrzeit in der Werkfiatt eines anderen Meifters
vollendet hatten, ehe Rubens fle in die feine aufnahm! Es war Rubens eben
I) Die Caffeler Bilder fmd wie Woutersu bezeichnet. Es ift unzweifelhaft ein anderer Meifler,
wie übrigens V9" Eifznmlm", dem gegenwärtigen Director der Caffeler Galerie felbßverßändlich aner-
kannt wird. Man vgl. das Caffeler Verzeichnifs von Auözl, durchgefehen von Ezfenmamz, 4. AuH.,
Pag- 90-
2) Ueber ihn, feinen Vater L. Franchois 1 und (einen Bruder Pierre Franchois, auf den wir
noch zurückkommen, vgl man Em. Neqfs: Hifioire de 1a peinture etc. ä Malines, Gent 1876, I,
P- 339-358.
3) Vgl. Neqßk a. a. 0., p. 358 und v. d. Branden, Gefchiedenis, p. 811.