Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

Die vläm. Malerei d. 
1 7-Iahrh_ 
Ant. v. Dyck u. 
die übrigen Schüler u. Mitarbeiter des Rubens. 
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er den üppigen Farbenreichthum der RubensTchen Gemälde, fo wufste er, in  
feiner Art ein nicht minder grofser Colorift, durch einfachere Farbendreiklänge 
eine um fo feelenvollere Stimmung hervorzurufen. Seine Hiftorienbilder flellen Swäglgiet 
dementfprechend auch nur felten äufserlich bewegte Scenen dar. Madonnen, 
heilige Familien und die innerlich bewegten Scenen des fterbenden Heilandes 
am Kreuze und des todten Heilands im Schoofse feiner Mutter oder umringt 
und beweint von all den Seinen begegnen uns in den meiften und fchönften 
feiner Compofltionen; mythologifche und allegorifche Stoffe hat er nur felten 
behandelt; da er aber mit allen feinen übrigen künfllerifchen Eigenfchaften 
eine aufserordentlich fcharfe Beobachtungsgabe verband, fo war er vor allen 
Dingen ein geborener Bildnifsmaler; und je älter er wurde, defto ausfchliefslicher afgagißäißg; 
nahm ihn, wenn auch zum Theil gegen feinen eigenen Wunfch, die Bildnifs- 11m1"- 
malerei in Anfpruch; gerade in ihr befreite er fich fchliefslich auch fo gut wie 
ganz von den Erinnerungen an die Werkftatt des Rubens, um feinen eigenen 
vornehmen Stil, feine eigene, zugleich eindringliche und Hüffige, bei aller 
Breite der Pinfelführung doch zarte und leichte Malweife auszubilden. Er 
gehört unbeftritten zu den fechs oder fieben gröfsten Bildnifsmalern der Welt. 
Anton van Dyck wurde am 22. März 1599 als vermögender Leute Kind Vfjggläfks 
in Antwerpen geboren; 1609 trat er als Lehrling in die Werkftatt Hendrik gefchime- 
van Balens (oben S. 397) ein 1); 1618 wurde er, erfi neunzehnjährig, Voll- 
meifter der Antwerpener Lukasgilde  Seine Entwickelung in den dazwifchen- 
liegenden neun Jahren ift nicht völlig aufgeklärt. Sicher fcheint, dafs er fchon 
1615, obgleich er damals erft fechzehn Jahre alt war, als felbftäxidiger Künftler 
arbeitete  Dafs er vorher die Werkftatt van Balens mit derjenigen des Rubens 
vertaufcht habe, ift nicht bewiefen; aber das Gegentheil ift auch nicht dar- 
gethanl), und die literarifche Ueberlieferung nimmt es an. Sei dem, wie ihm 
Wolle, jedenfalls finden wir van Dyck im Frühjahre 1620 in Rubens YVerkftatt; izaäugzljf. 
und es ift um fo wahrfcheinlicher, dafs er damals bereits feit einiger Zeit in Werkßw- 
einem näheren Verhältnifs zu dem Grofsmeifter der Antwerpener KunPc geftanden, 
als er fchon im Herbite desfelben Jahres nach England reifte. Aber diefer äälj: all; 
erfte Aufenthalt des Meifiers in England dauerte nur wenige Monate. Im England. 
Frühling 1621 war er wieder in Antwerpen. Nachdem er hier, jetzt im NVett- 
eifer mit Rubens, einige gröfsere Gemälde gefchaffen hatte, zog auch ihn die   
Sehnfucht nach dem gelobten Lande der Kunft über die Alpen  
I) Liggeren 1, p, 457; 1610 bei F.  2'. d. Bramlm a. a. O., p 696 kann demgegenüber 
nur Druckfehler (ein. 
2) 513'561?" T, P- 545- 
3) F.  21. d. Branden a. a. O., p. 697. 
4) Allerdings nimmt F. 7'. v. d. Branzlezz a. a. O., p. 698 und 701 dies an. Dagegen jedoch 
auch jule: Guzlfrey a. a. O., p. 10. 
5) Die Antwerpener Forfcher (F. 7. v. d. Branden a. a. O., p. 7045", Roases a. a. O., p. 428) 
nehmen an, dafs er erfi 1622 oder 1623 nach Italien gegangen und frühflens 1626 heimgekehrt fei, 
die franzöfifchen Forfcher dagegen (Miclziels a. a. O., p. 53 und 54H, Guifrey a. a. O., p. 41) 
geben bePcimrnt an, dafs er fchon am 20. November 1621 in Genua und auf der Heimkehr fchon 
am 4. ]uli 1625 wieder in Marfeille gelandet fei. Ihnen fchliefst auch der Belgier A.  Wauterx, 
nLa peinture Hamanden , p. 222 {ich an. Die Quelle diefer und der übrigen poiitiven Angaben diefer 
Forfcher in Bezug auf des Meifiers italienifclae Reife ifl; nach Miclziel: (Preface p. IX) ein Manufcript
	        
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