Buch.
Fünftes
Abfchnitt.
Erfker
wjtiiiräen rechnen wir die Familie des Darius in der Londoner Nationalgalerie, den Raub
Einzelbilder. der Europa in der Capitolinifchen Galerie zu Rom, die allegorifchen Bilder aus
der Galerie Orleans in englifchem Privatbefitze, das urfprünglich als Wandbild
gemalte Concert in der Pinakothek zu Verona und den als Deckenbild gedachten
ßääi?ffe_ Donnerer Jupiter im Louvre zu Paris. Als Bildnifsmaler war Paolo mit Tinto-
retto verwandt, ohne jedoch auch hier feine veronefifche Eigenart mit ihren
helleren Tönen zu verleugnen. Zu nennen fmd die Bildniffe Marcantonio Bar-
baro's in der Wiener, Daniele Barbards in der Dresdner Galerie, das Krieger-
bild der Pinakothek zu Verona, das männliche Bildnifs der Uffizien, die Frauen-
porträts im Palazzo Doria zu Rom, im Louvre zu Paris und im Pal. Brignole
zu Genua, denen das reiche, mit der Anbetung der Könige, der Kreuztragung
Die Bilder und der Hochzeit zu Cana als Gegenftücken für den Palaft der Cuccinal) in
P3333213 Venedig gemalte Gruppenbild der Dresdner Galerie fich anreiht, welches die
i? Etüde" Mitglieder der Familie Cuccina, von den Geftalten des Glaubens, der Liebe und
der Hoffnung zum Throne der Mutter Gottes geleitet, darftellt,
dgzgiäaäjc Um Paolo voll zu würdigen müffen wir jedoch nach wie vor zu feinen decora-
Arbeirßn- tiven Arbeiten zurückkehren. Was er an Faffaden und in Privatpaläften Venedigs
gemalt, ift untergegangen. jenen frühen feftländifchen Villendecorationen aber
Villa Tiene- reihen fich aus feiner reiferen Zeit zunächlt diejenigen der Villa Tiene bei
Vicenza an (1560-1561). Zelotti war hier wieder fein Genoffe. Die genre-
haften Darflellungerl des Tanzes, des Spiels, der Jagd und des Fefteffens im
oberen Stockwerke flnd leider faft völlig zu Grunde gegangen; die prunkvollen
Darftellungen aus der alten Gefchichte im unteren Stockwerke aber find in
völliger Frifche erhalten. Noch bedeutender jedoch find die Fresken, welche
Paolo, ebenfalls unter Zelottfs Beiftaxxd, um 1566 in der von Palladio erbauten
Villa der Barbari zu Mafer bei Trevifo ausführte i). Herrlich ift hier fchon die
Architekturmalerei, welche die Gedanken des Baumeifters weiter ausfpinnt;
köftlich in ihrem Formenrhythmus, ihrer Farbenharmonie und ihrer feelifchen
Vertiefung find die acht Frauengeftalten mit mufikalifchen Inftrumenten in der
Kreuzhalle (Fig. 433). Die gemalten Thüren, durch welche ein Page und ein
Landmädchen einzutreten fcheinen, reihen {ich als Vorläufer der Barockzeit dem
ähnlichen Scherze in der Sebaflianskirche an. Neue Bahnen aber betrat Paolo
auch in den decorativen Landfchaftsfresken der beiden einzeln gelegenen
Vordergemächer; diefe gehören zu den frühflen von jeder hiftorifchen Staffage
emancipirten Landfchaftsbildern, die {ich erhalten haben; doch fügen f1e {ich
wegen der Abficht des Meifters-fei dies nun Paolo felbft oder Zelotti gewefen
den Glauben des Befchauers zu wecken, dafs er durch die ionifchen Säulen
direct in's Freie blicke, faft noch beffer der Klaffe jener perfpectivifchen Scherze
als der felbftändigen Landfchaftsmalerei ein. Im Salon tritt dann die griechifche
Götterwelt, fchönheitsdtirfiig und fchönheitsgewährend, ganz in ihre Rechte;
vom Tonnengewölbe lacht der ganze felige Olymp herab (Fig. 434); unmittelbar
daneben aber treten uns wieder genrehafte Geftalten im Zeitcoftüm entgegen.
n
2)
fclmaml, I.
Ad. Venturi, La R. Galleria Eßcnfe. Modena 1882. p.
Ch- Yfillriß in "UArtu 1875, III. und 1876, I. Alfr.
Heft 12.
234_ 23 S
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