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Buch.
Sechstes
Abtheiluxig.
Erüer Abfchnilt.
in Spanien. I604 dauerte feine erfie Sendung nach Spanien. Im Auftrage des Herzogs von
Mantua hatte er König Philipp III. einen prächtigen NVagen und lieben fchöne
Pferde, dem Herzog Lerma einige Gemälde berühmter Meifter, anderen
fpanifchen Grofsen andere Gefchenke zu überbringen.
Säßfjeffüilßf" In Madrid copirte er Tizians vAdam und Evaeh in Valladolid malte er
für den Herzog von Lerma die beiden alten Philofophen Heraklit und Demo-
krit, den einen weinend, den anderen lachend, beide lebensgrofs in ganzer
Geftalt. Diefe fchnell gemalten Decorationsftücke, welche fich, wie jene Copie,
noch im Mufeum zu Madrid befinden, gehören zu den älteflen beglaubigten
erhaltenen Werke feiner Hand. Ihnen reihen die Halbfiguren der zwölf Apoftel
wlfgäbeifn ebendafelbit fich an. Nach Mantua zurückgekehrt, malte er hier jetzt für die
Mamui" jefuitenkirche einen grofsen Flügelaltar, cleffen Mittelbild die herzogliche Familie
Sägnifääjäfs in Verehrung der Dreifaltigkeit darftellte, während die Seitenbilder die Taufe
und die Verklärung Chrifti zur Anfchauung brachten. Nur das Mittelbild hat
flch, leider in zwei Stücke zerfchnitten, jetzt in der Bibliothek zu Mantua, er-
halten 1). Die Compofition ift fchon aufserordentlich energifch und fchwungvoll,
die Bildniffe find grofsartig aufgefafst und lebendig durchgeführt; aber der Farbe
fehlt noch die Entwicklung zur vollen Klarheit, Frifche und Wärme. In Mantua
foll Rubens dann auch nach der Anflcht der meiPten Kenner?) das prächtige
Stück des berühmten, jetzt in Hamptoncourt befindlichen Triumphzuges des Julius
semjafhopie Caefar von Andrea Mantegna (vgl. Bd. II, S. 272) copirt haben, welches die
Londoner National Gallery fchmückt. Es ift eine freie Copie, in welcher die relief-
artige Strenge des alten Meifters ganz mit neuem malerifchen Reize umkleidet
erfcheint und kecke Zügc dramatifchen Lebens die alten Schranken durchbrechen.
wläjfjrnfn Das Jahr 1606 fah Rubens abermals in Rom; und hier Hng fein Stil jetzt an, {ich
Rom- vollends zu fetzen und zu klären und zugleich jene malerifche Breite und Wucht,
noch verbunden mit verhältnifsmäfsig plaftifcher Feftigkeit, anzunehmen, welche
die reiffien Werke feiner italienifchen Zeit auszeichnen. Hier malte er jetzt das
effägidläfän Bildnifs der Marchefa Spinola, welches {ich bei Herrn Bankes in Dorfetfhire
Gemälde beHndet; hier malte er das Gemälde für den Hauptaltar der Chiefa nuova
(S. Maria della Vallicella), welches den heiligen Papft Gregorius, von anderen
Heiligen umgeben, zur Taube des heiligen Geiftes aufblickend und darüber,
als umrahmtes, von Engeln gehaltenes Bild, Maria mit dem Kinde darftellt.
Diefes Gemälde befindet fich jetzt im Mufeum zu Grenoble. Rubens hatte
nämlich gleich, nachdem es yollendet war, eingefehen, dafs es am Hauptaltar
der Kirche zu fchlecht beleuchtet fein würde; er nahm es daher zurück; und
fpäter gelangte es von Antwerpen aus nach Frankreich. Für die römifche
Kirche wiederholte er es in anderer Weife; er theilte den Gegenftand in drei
Theile und malte als Mittelbild die heilige Jungfrau in der Glorie, als linkes
Seitenbild den heiligen Gregor mit den heiligen Maurus und Papias, als rechtes
Spanien.
I) Die Taufe Chrifti des Antwerpener Mufeurns kann nicht als das eine Seitenbild diefes Altars
gelten. Vgl. F. 7. v. d. ßranden, Gefchiedenis, p. 422, Anm. I,
2) z. B. IßVaagezz a. a. O., S. 248; Woltmazzzz, Aus vier Jahrhunderten, S. 54. Doch lüfst der
Stil der Rubensfchen Nachbildung neueren Kennern es wahrfcheinlich erfcheinen, dafs der Meifier Iie
erfl 1629 in London gemalt habe. Gerade 1629 kamen die Originale nach London. Jedenfalls aber
waren fie noch in Mantua, als Rubens da war.
Altars
diefes