Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

398 
Buch. 
Sechstes 
Abtheilung. 
Abfchnitt. 
Erfter 
Qtgfßegä fchliefst Adriam zum Stalllemt {ich hier an 1). Er war 1580 in Antwerpen 
geboren, verlebte einen Theil feiner Jugend in Midclelburg, liefs fich 1610 als 
F reimeifier der Gilde wieder in feiner Vaterfiadt nieder, brachte es zu folchem 
Anfehen, dafs er z. B. 1633 zehn Monate für den Hof in) London befchäftigt 
War, blieb aber dauernd in Antwerpen anfaffig und fiarb hier 1662. Stalbemt 
gehörte zu den Künfilern, die viel mit Anderen gemeinfam gearbeitet haben. Als 
isellhgilg. beglaubigtes Werk diefer Art fei das bedeutende Madrider Bild mit dem Triumphe 
Davids genannt, welches neben der Bezeichnung des jüngeren P. Brueghel von 
1618, die feine von 1619 trägt. Uebrigens war er ein fo tüchtiger Landfchafter 
und Figurenmaler, dafs er Manns genug war, feine Bilder nach beiden Seiten 
Sein Stil. hin felbft durchzuführen. Als Landfchafter geht er auch noch von der alt- 
vlämifchen Schule aus, wird aber allmählich breiter, zugleich freilich auch 
flüchtiger, naturwahrer, zugleich freilich auch kälter in der Tonliimmung. Mit 
Bßäiifdhäem feinem Namen bezeichnete, eigentliche Landfchaftsbilder find die Landfchaft 
Anwigrpen! mit hochftämmigen Bäumen im Antwerpener Mufeum (von 1620), die Dorf- 
inirll) 36132;. landfchaft  im Mainzer Mufeum und ein Bildchen bei Herrn Dr. Schubart- 
in Caffel: Czermak in Dresden. Ihnen fchliefsen die Kirmefsbilder im Mufeum zu Caffel 
in Frankfurt, (von 1618) und im Städeffchen Infiitut zu Frankfurt am Main fich an. Als 
Figürliche Darftellungen, die feine Namenszeichnung tragen, lind ßdie Anbetung 
in Berlin, der Hirtem im Vorrath des Berliner Mufeums und idas Midasurtheili in der 
in Dresden, Dresdener Galerie (beide von 1622) zu nennen. Von den nicht beglaubigten 
Bildern, die ihm nach Mafsgabe diefer Werke mit Recht zugefchrieben Werden, 
feien die vGöttermahlzeitr in der Dresdener Galerie, vdas Schlöfschen am 
inumforänzWeihere in den Uffizien zu Florenz, und ähnliche Bilder in den Mufeen von 
   "Berlin und Schwerin hervorgehoben. 
Seb- Vranx. Noch felbftändiger und kräftiger ift Sebzgfizkzzz Vrazzx, ein als Landfchafter 
und Maler von Reiterfiückchen gleich ausgezeichneter Meifter, der 1573 in 
Antwerpen?) geboren wurde, wie Rubens und van Balen Schüler Ad. van 
Noorts war, 1600 Meifter der Lukasgilde feiner Vaterftadt wurde und 1647 
Sein sm. dafelbft Pcarb. Seine Landfchaften thun auf dem Boden der altvlämifc-hen 
Schule einen bedeutenden Schritt vorwärts in Bezug auf die lNahrheit 
und Klarheit des Lufttones und auf eine frifchere Beobachtung des Baum- 
laubs. Bufchig fiellt auch er es dar; befonders oft birkenartig hängend; doch 
giebt er ihm einen einheitlichen Schwung und haftet nicht ängftlich an der 
hergebrachten Manier. Geradezu bahnbrechend aber lind die Reitergefchichten, 
die er faft immer im Vordergruncle feiner Bilder erzählt: Felclfchlachten, Schar- 
mützel, Raubanfalle und dgl. Er fafft Roffe und Reiter aufserordentlich realiftifch 
auf, verfetzt fie in lebendige Handlung und führt fie in fefier, gedrungener 
Seine Bilder. Zeichnung und kräftiger Farbengebung durch. Manche feiner ihrer Zeit be- 
rühmtePcen Werke kennen wir nur noch aus alten Berichten oder gleichzeitigen 
Stichen. Charakterifiifch ift z. B. [Wieland Snydezzf Stich nach des Meifiers 
grofser Darftellung des Reitergefechts bei Herzogenbufch (1600) 3). Aber es 
haben {ich auch noch genug feiner Gemälde erhalten, um uns eine deutliche Vor- 
Branden a. a. O. S. 
Branden, a. a. O. S. 
Beiträge, II, S, 51. 
625- 
470.
	        
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