396
Buch.
Sechstes
Abtheilung.
Erüter Abfchnitt,
der Verfaffer noch eine fchöne, mit feinem Namen und der Jahreszahl 1650
bezeichnete Landfchaft feiner Hand im Mufeum zu Orleans.
PcrerGiireis. Auf gleichem Boden mit diefen Meiflern {teht auch Peler Gzjfels. Diefer
wurde 1621 in Antwerpen geboren und flarb dafelbft, bis an fein Lebensende
verffgääene thätig, erft 1690. Es giebt zwei ganz verfchiedene Klaffen von Bildern, die
Argädgiiiner mit feiner Namensinfchrift bezeichnet fmd. Die eine Klaffe bilden kleine Land-
Sefigäaflgäpd-fchaften, die {ich fo eng, wie es einer freilich etwas anderen Individualität
möglich ift, an die Werke des Jan Brueghel anfchliefsen. Bezeichnete Bilder
diefer Art giebt es in den öffentlichen Sammlungen zu Wiesbaden, zu Amfterdam,
zu Frankfurt a. M. und befonders zahlreich zu Dresden; auch im Apsley Houfe
stäfirg; zu London (als Brueghel). Die zweite Klaffe feiner Bilder befleht aus Stilleben,
todtem Wild und Geflügel am Waldrand u. dergl. Ihr Stil ift fo verfchieden
von feinen Bildern jener anderen Art, gerade in den landfchaftlichen Gründen
fo gar nicht mehr an Brueghel, viel eher an die weicheren, ftimmungsvolleren
Holländer erinnernd, dafs man Mühe hat zu glauben, beide Bildergattungen
11;; rührten von einem und demfelben Peter Gijfels her, der feinen Namen übrigens
auch innerhalb jeder der beiden Gattungen fehr verfchieden fchreibt. Indeffen
fcheint die Antwerpener Forfchung doch Anhaltspunkte für die Identtät des
Meifters jener Landfchaften und diefer Stilleben gefunden zu haben 1), fo dafs
uns vor der Hand, mit einigem Zweifel im Herzen, nichts anderes übrig bleibt,
als die Landfchaften feiner Jugend, die Stilleben feinem Alter zuzufchreiben und
eine völlige, allerdings der Zeit entfprechende Stilwandlung in feinen fpäteren
Jahren anzunehmen. Bezeichnete Bilder der zweiten Gattung befitzen die
Eremitage zu St. Petersburg, die Dresdener Galerie, das Haager Mufeum und die
Sammlung Steengracht im Haag; und flcher die gleiche Hand zeigen ähnliche Bilder
z. B. in den Mufeen von Antwerpen und Brüffel und in der Galerie zu Darmiladt.
Nicht als Nachfolger des älteren Jan Brueghel, fondern als fein ihm parallel
Pefrjiäjlfu" entwickelter Zeitgenoffe ift Peter Sclzauöroeck (Schubruck) anzufehen, deffen
Sei!" Bilder älteftes datirtes Bild, die Darfiellung eines Gebirgsdorfes von 1597, die Kopen-
inhfgäiwhagener Galerie befltzt, während kein fpäteres datirtes Werk feiner Hand
i" wie", bekannt iPt, als vder Brand Troja's(( von 1605 in der kaiferlichen Galerie zu
in Caffel, Wien. Undatirt, aber bezeichnet, fmd fein vBrand Trojast in der Caffeler
Tcäjäg" Galerie, und feine vPredigt Johannes des Täufersr im Braunfchweiger Mufeum.
i" Sein Waldbild mit dem Felfenthor in der Schleifsheimer Galerie fcheint von
1604 datirt zu fein. Von befonderer Wichtigkeit ift aber die ügurenreiche,
erft vor Kurzem als Werk Schaubroecks erkannte vAmazonenfchlachta in der
i" Drssdw-Dresdener Galerie. Sie trägt die Jahreszahl 1603, den Reft einer Namens-
Zeichnung, die nur auf unferen MeiPcer gedeutet werden kann und aufserdem
die Ortsangabe: Frankenthal. Schaubroeck hat alfo zu der Colonie vlämifcher
Flüchtlinge gehört, die in der kleinen deutfchen Stadt diefes Namens ihre
Wohnung aufgefchlagen hatte. Da wir nun aber Wiffen, dafs jener Gillis van
Koningsloo 2) (oben S. 90-91), den wir als den Vater diefes ganzen Stiles
l) Vgl. F. f. v. d. Branden, a. a. O. p. 1019-4022. Auch Sclzeibler iß wenigftens der
Anßcht, dafs der Stillebenmaler {icher ein Antwerpener ifi.
2) Vor Kurzem entdeckte der Verfaffer auf dem Bilde der Dresdener Galerie, welches das Midas-
urteil vor einer Landfchaft darftellt, die bisher ganz irrig dem Lukas Gaffel zugefchrieben wurde, das