Malerei
vliimifche
Die
Jahrhunderts.
Uebergangsmeifter.
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feinem Bruder nach der ewigen Stadt und entwickelte fich hier unter deffen Seäzäglfggr"
Leitung an den Arbeiten des Vatikans zu einem tüchtigen Landfchafter. Nach nach Rom-
dem Tode feines Bruders fetzte er die von diefem begonnenen Landfchafts-
freskencyklen im vatikanifchen Palafte fort, erhielt dann rafch einen Auftrag im Vatikan,
nach dem anderen, nahm den lebhafteften Antheil an der weiteren Ausbildung
der decorativen Landfchaftsmalerei in Rom und rang fich fchliefslich unter dem
Einfluffe des freieren, breiteren Stils Ann. Carraccfs zu jener gröfseren Klarheit
und Ruhe hindurch, die ihn fchliefslich zum nächfien Vorgänger Claude Lor-t
rains (oben S. 344 ff) machten. Von feinen römifchen Fresken kommen, aufser
denen des Vatikans, noch die Cyklen des Laterans, verfchiedener Kirchen und im Larerari-
mancher Privatpaläfte in Betracht. Wir wollen uns nur diejenigen der Kirchen
S. Cecilia und S. Maria Maggiore, fowie des jetzigen Palafies Rofpigliofl etwas in s. Cecilia.
näher betrachten. In S. Cecilia hat der Meifier den gewölbten Gang, welcher
von der Sakriftei zu der über den antiken Bädern errichteten Kapelle der
Heiligen führt, mit dreizehn grofsen Landfchaftsfresken gefchmückt, welche
fämmtlich Scenen aus dem Leben frommer Einfiedler darftellen. Die Namen
derfelben ftehen auf den barock eingefafsten Schildern neben jedem der Bilder,
welche theils in Wand-, theils in Bogen-, theils in Deckenfeldern angebracht
find. Sie fiellen reiche, etwas überfüllte Gebirgsgegenden dar, wie fie die
Phantafle des Meiflers beim Alpenübergange gefangen genommen hatten:
fchroffe Felfen, raufchende Gebirgsbäche, herrliche Wälder, üppige Einzel-
bäume und tiefe, reich bebaute und bewohnte Thäler. Diefe Motive {ind
nicht mehr willkürlich-phantaftifch, fondern malerifch-phantafievoll aneinander-
gefügt, aber doch etwas näher aneinandergedrängt, als man es in der Natur
fleht. Der Meifier hat offenbar den einzelnen Bildern keine Naturftudien zu
Grunde gelegt, wohl aber die Eindrücke, die er in der Natur felbft empfangen
hatte, gefchickt verwerthet. lm Uebrigen fiehen iie auf dem Boden des bereits
gefchilderten Landfchaftsfiils. Die Bäume des Vordergrundes find ungewöhnlich
kräftig detaillirt; befondere atrnofphärifche Wirkungen find noch ganz ver-
mieden; der Himmel iPc in der Regel grau; die Luftperfpektive ift fchwach.
Im Ganzen freier erfcheinen die fechs Gebirgslandfchaften in der Sakrifiei der
Kirche S. Maria Maggiore. Auch fie find noch etwas vollgepfropft mit Einzel-
motiven, aber ihr Linienfiufs ift gröfser, freier, heiterer; die Terraingeftaltung
ilt individueller und natürlicher; die Gefanuntwirkung doch fchon wegen der
rothen Himmelstöne vorzugsweife decopativ. Noch freier und fchwtingvoller
find die ßVier Jahreszeitem an zwei gegenüberliegenden Wänden des Saales
des Palazzo Rofpigliofi dargeitellt, in dem fich Guidds berühmte vAuroraa als
Deckengemälde (oben S. 138) befindet. Die Motive fmd hier lebendig der
Natur abgelaufcht; klar und hell ift das Herbfibild mit der Weinlefe gehalten;
fefi in der Anordnung und im Ton iPt die leicht befchneite Berglandfchaft des
Winterbildes. Das Frühlingsbild mit der Villa und dem Terraffengarten bringt
das duftige, luftige Leben der erwachenden Natur fchon recht hübfch zur An-
fchauung, und der Sommer mit feinen goldenen Aehrenfeldern, feinen raftenden
Schnittern am baumbewachfenen Abhange wird in dem vierten Bilde deutlich
und liebenswürdig gefchildert.
Paul Bril hat in Rom aber nicht nur diefe grofsen decorativen Fresken-
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