Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

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Sechstes 
Buch. 
Abtheilung. 
Abfchnitt. 
Erfler 
Mander ift er I 5 50 zu Antwerpen geboren und 1584 zu Rom geftorbem). 
Ueber feinen Bildungsgang erfahren wir gar nichts. Er taucht plötzlich als 
Freskomaler im Vatikan zu Rom auf und verfchwindet hier, durch einen frühen 
Tod abberufen, ebenfo plötzlich, noch ehe er die ihm übertragenen Arbeiten 
vollendet hatte. Im Vatikan flnd in verfchiedenen Sälen und Loggien Fresken 
 im Stile der beiden Bril erhalten; doch wufste fchon Baglione ihre Arbeiten 
nicht zu unterfcheiden; und auch Taja 2) macht keinen Verfuch, die Gemälde 
des Matthäus auszufondern. Van Mander felbft hebt nur feine Landfchaften 
äfliläixflväjae mit Procefflonen in einer der oberen Galerien hervor. Heutzutage i') pflegt 
Ducale man die Landfchaften des Bril-Stiles in der Sala Ducale und in der Biblioteca 
dem Matthäus zuzufchreiben, wohl ohne anderen Grund, als weil fie härter und 
ftimmungslofer lind, als die übrigen. Doch halten wir von den Landfcliafts- 
fresken der Sala Ducale, an denen man, wie es fcheint, gerade den Unterfchied 
des Stiles des Matthäus von demjenigen des Paulus Bril ftudiren kann, nur 
diejenigen der hinteren (d. h. der von der Sixtinifchen Capelle am weiteften 
entfernten) Hälfte, z. B. die wier Jahreszeiten! an den gewölbten Theilen der 
Decke und die römifchen Ruinenlandfchaften an den Langwänden wegen ihrer 
alterthümlich-phantaftifchen Conception und ihrer härteren Durchführung für 
Werke des Matthäus, die meiften Landfchaften der vorderen Hälfte aber für 
läguiffthiir Arbeiten des Paulus Bril. Von den acht Deckenbildern des Studienzimmers 
desvarißans- der Bibliothek zeigen fechs innerhalb des überreich gegliederten Bergterrains 
in grofsen Gebäuden, deren Vordermauer, um den Einblick zu geflatten, fort- 
gelaffen ift, Vorgänge, welche auf die Papierfabrikation und die Herftellung von 
Büchern Bezug haben. Sie find zu bunt und voll, um von einheitlicher Wirkung 
zu fein. 
ääätfliiälflf Staffeleibilder des Matthäus Bril find in keiner Weife beglaubigt. Die 
der M-Brils- Landfchaften, welche im Louvre, in Braunfchweig, in Dresden feinen Namen 
tragen, werden ihm ohne genügende Anhaltspunkte zugefchrieben. Völlig 
geficherte Compofitionen feiner Hand kann man wohl nur in den unter feinem 
 Namen geftochenen Blättern kennen lernen 4). 
Paul am. In ganz anders fafsbarer Geftalt tritt Paul Bril, der jüngere der Brüder, 
uns entgegen. Er war 1554 in Antwerpen geboren und fiarb am 7. October 
1626 zu Rom 5). In. feiner Vaterßadt bei Dzzvzian Oortelvzzrzlz, einem fonft kaum 
bekannten Künftler, gebildet, folgte er fchon in feinem zwanzigften Lebensjahre 
I) Nach feiner und feines Bruders Grabfchrift in S. Maria dell' Anima zu Rom (bei A. Ber- 
falalli. Artisti belgi ed olandesi a Roma, Firenze 1880, p. 104) wäre er jedoch 36 Jahre alt geworden. 
'2) Ag. Taja: Descrizione del Palazzo Apostolico. Roma 1750, p, p. 77, 138, 193-195, 204, 
267, 414, 493, 496.  
3) Z. B.: 9'071. Burcklzardl, Cicerone, 4. Aufl.  806. 
4) z. B. vTopographia variarum regionum aeri incisn a Sizzzmze Fririoa , vgl. Andnfen, Hand- 
buch 1 (1270), s. 532, N. 13."  
5) Nach feiner Grabfchrift bei Bertololti a. a. O.,  104..  NVenu fich in Bezug auf Matthäus 
Bril, den die Erben Pauls kaum perfönlich gekannt haben, die Angaben v. Manders und der Grab- 
fchrift in Bezug auf ihre Glaubwürdigkeit das Gleichgewicht halten, fo kann kein Zweifel daran fein, 
dafs nach richtiger Methode in Bezug auf Paul, dem feine überlebende Gattin die Grabfchrift fchrieb, 
diefe letztere den Vorzug vor dem Bericht zu Mandant verdient, nach dem Paul Bril erft 1656 
geboren wäre.
	        
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