Die franzöflfche Malerei
Jahrhunderts.
und
Vouets
Schule
Die
Akademie.
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fo wie mehr denn ein Dutzend Bildniffe geftochen. Er bediente fich zugleich
des Stichels, der Nadel und des Aetzwaffers, war ein vorzüglicher Zeichner
und wufste feinen Blättern einen eigenartigen, farbig wirkenden Reiz zu geben.
Von den Drewl 1) gehört wenigfiens Pierre, der Vater, geb. zu Loire 1663, 533:?
geft. zu Paris 1738, welcher aus der Schule der Audran hervorging, noch zum
Theil dem I7. Jahrhundert an, während fein bedeutender Sohn Pierre Inzäcrt g-relxfglä-
Drczret (1697-1739), der allerdings nur ein Jahr nach jenem ftarb und, wie
jener, zu den Hauptfiechern Rigauds gehörte, allerdings fchon ganz im 18. Jahr-
hundert arbeitete. Unter den guten franzöfifchen Stechern des 17. Jahrhunderts
können noch 50b. Vouilleazzozzt (geb. um 1610) und C71. Simomzeazz (1639-172 3) Sebglijälue"
genannt werden; und als ein Porträtradirer. von eigenartiger, felbft erfundener Cltnfiafo"
Technik mag feem Morin (geb. zu Anfang des I 7. Jahrhunderts, gefi. um 1666) Jean ßlßrin-
erwähnt fein. Unter den franzöfifchen Radirern, welche den Stil Callots ins
Coftüm des Zeitalters Ludwigs XIV. übertrugen, find endlich S26. Le Clßrr Sällgäe
aus Metz (1637-1714) und Bern. Picart (1663-1733) aus Paris zu nennen. B- F163"-
Dagegen gehören die Vertreter des Architekturftichs, wie Stern; [Warot (um Jean Ilhwv-
1630-1679), Yerzn L0 Paulre (1617-1682) u. f. W. nicht in die Gefchichte der
Malerei. Doch ift das Studium auch diefer Meifter nicht unwefentlich für
unfere Wiffenfchaft, weil fie in glänzender Weife zeigen, wie vollkommen alle
Künfte im Zeitalter Ludwigs XIV. in Frankreich einander in die Hand arbeiteten.
Die Maler ftanden, wie wir gefehen haben, im Dienfte der Architekten, der Schlufsivorr.
Teppichwirker, der Kupferftecher. Die Kupferftecher ihrerfeits, welche noch
öfter im DienPce der Maler ftanden und wefentlich zur Verbreitung ihres Ruhmes
beitrugen, fchufen auch Vorlagen für die Architekten, für die Goldfchmiede,
für die Verfertiger der Bilderrahmen. Alle reichten fich die Hand, um einen
harmonifchen Gefammteindruck des Ganzen von Architektur, Ornament, Weberei,
Plaflik und Malerei zu erzielen, wie es dem Auge in den Schlöffern des Königs,
der königlichen Familie und der Grofsen des Königreiches entgegentrat. Die
franzöfifche Malerei diefes Zeitalters war nur ein Glied diefer Kette. Es iPt
daher kein Wunder, dafs auch fie in erfler Linie auf die äufserliche, decorative
Pracht bedacht war und keinen Raum und keinen Sinn für die witzig oder
gemüthlich aufgefafste, liebevoll durchgeführte, in engem Rahmen mit den
feinften malerifchen Reizen ausgellattete Sittenmalerei der gleichzeitigen Nieder-
länder übrig hatte. Als Ludwig XIV. einft derartigen niederländifchen Bildern
begegnete, rief er aus: xQubn m'öte ces magots lalr; und fo oft diefer Aus-
fpruch des Königs auch fchon angeführt worden ift, er ift zu charakterifiifch
gerade für die Richtung der franzöfifchen Kunft jener Tage, als dafs die Gefchichte
der Malerei ihn mit Stillfchuteigen übergehen dürfte.
ETmin-Didot,
A mbroij?
Drevet,
Paris
1876.