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Buch.
Sechstes
Dritter Abfchnitt.
Rob.
Nanteuil
P. van
Schuppen.
Maffnn.
Gär.
Edelinck.
Gär. Audran.
Strichlagen fich durch eine ebenfo grofse Reinheit der Zeichnung wie des
Stiches auszeichnen. Unter den jüngeren Meifcern verdient zuerPc R06. Afmztezzil
(um 1623') zu Reims geboren, 1678 zu Paris geftorben) hervorgehoben zu
werden, Welcher es in der Linienmanier, die er mit der Anwendung länglicher
Grabflichelpunkte verband, zur höchften Zartheit, Reinheit und Feinheit, zur
ftofflichiien, farbigfien und malerifchfien Wirkung zu bringen Wufste. Er ift
der Vollender des franzöfifchen Porträtftichs, der in fofern eine felbftändige
Rolle in der Kunfigefchichte fpielt, als die Stecher, welche fich ihm zuwandten,
{ich keineswegs darauf befchränkten, die Bildniffe anderer Künftler zu ftechen,
fondern in der Regel oder doch oft felbii die Zeichnungen zu ihren Stichel-
arbeiten anfertigten. Nanteuil brachte es denn auch dahin, dafs Ludwig XIV.
durch ein befonderes Edikt 1660 auch die Kupferftecherei für eine freie
Kunfi erklärte; was zur Folge hatte, dafs die Kupferftecher nun auch zur
Mitgliedfchaft an der Akademie zugelaffen wurden. Nanteuils Schüler Pieter
zum Schuppen (geb. zu Antwerpen 1627 oder 1628 2), geft. zu Paris 1702), war
einer der eriien, dem dies zu Gute kam. Er wurde 1664 in die Akademie
aufgenommen. Ihnen fchliefst Autozäze Mzzßon (1636-1700) {ich an, der in der
malerifch-ftofflichen Behandlung der Stoffe von keinem übertroffen wird. Dann
folgt der berühmtefie und vielfeitigfie aller Meifter, die den Grabftichel gehand-
habt haben, Geir. Ezielizzrk, welcher um 1640 oder 16413) zu Antwerpen geboren
war, feinen erften Unterricht von feinem Landsmann Corn. Galle empfing, feit
1665 aber Schüler Fr. P0illy's in Paris war, wo er fich ganz niederliefs, 1677
der Akademie beitrat und 1707 ftarb. Er hat nicht nur zahlreiche hifiorifche
Gemälde und Bildniffe der gröfsten älteren Meilier und feiner Zeitgenoffen,
fondern auch felbft gezeichnete Bildniffe in grofser Anzahl geftochen, und feine
Stechweife, welche, ohne kleinlich zu werden, malerifch und fiofflich blieb, und
zugleich die höchfie Reinheit und Sorgfalt der Linienführung erreichte, gilt bis
auf den heutigen Tag als die klaffifche Mufiertechnik auf dem Gebiete des
eigentlichen Kupferfiiches. Vor allen Dingen aber wufste er feinen Blättern
einen fo warmen Hauch körperlichen und feelifchen Lebens zu geben, dafs
Edelincks Name nicht nur unter den Kupferitechern, fondern auch unter den
Künftlern jeder Art feinen vollen Klang bewahrt hat.
Ihm reiht als ein anderer der gröfsten unter den Grofsen Gärard Audran4)
fich an, der bedeutenite Sprofs der zahlreichen Künfilerfamilie gleichen Namens,
welcher 1640 in Lyon geboren und zuerft Schüler feines Vaters gewefen war,
fich dann in Paris und Rom weiterentwickelt hatte, feit 1674 Mitglied der
Parifer Akademie war und in Paris 1691 (nicht 1703) 5) ftarb. Audran hat die
Hauptwerke Le Bruns verewigt, aber auch nach eigenen Zeichnungen gearbeitet,
x) So nach G. Duplzfßs, Hiftoire de 1a Gravure, Paris 1880, p. 504; 1630
Geburtsjahr 1fabe1't-Dz1me:1z1'[, Le peintre-graveur francais IV, (Paris 1839) p. 35.
a. a, O. p. 897.
2) So nach den Archives de 1'Art frangais I, p. 364. u. A. j'ai, a. a. O. p.
Dnplejßs giebt noch X623 an.
3) Vgl. A. 7111, a. a. O. p. 523.
4) Rolaert-Dumesnil IX, (1865) p. 317-322.
5) A. 7a], a. a. O. p. 80.
nennt als fein
Vgl. A. j'ai,
1108-1109.