Die franzöfifche Malerei
I 7. Jahrhunderts.
und
Vouets
Schule
Die
Akademie.
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wurde, bald nach der Vollendung feiner Studien aber nach Paris berufen
wurde, wo er 1673 in die Akademie eintrat und 1690 fiarb. A. F. van
der Meulens Ruhm läfst f1ch von demjenigen Ludwigs XIV. nicht trennen. Er
begleitete den König auf allen feinen Zügen. Er ifi der eigentliche Maler
feiner Feldzüge, feiner Märfche, feiner Städtebelagerungen, feiner Feldlager,
feiner Schlachten, feiner hegreichen Einzüge. Die militärifche Laufbahn des
Königs fpiegelt f1ch in v. d. Meulens Werken vornehm und anfchaulich wieder.
Grofse, noch erhaltene Wandbilder malte er z. B. im Schloffe zu Verfailles Selgflggjnd
und im Invalidenhötel zu Paris (im jetzigen Mufee dßärtillerie); grofse Cartons
fchuf er für die Gobelins-Fabrik, die feinen Darfiellungen nicht minderen Gfbeißäs
Ruhm verdankt, als denjenigen Le Bruns. Zahlreich {ind aber auch die Stiggä
Tafelbilder, welche er malte. Im Louvre {ieht man nicht weniger als bilder-
2 3 Bilder feiner Hand; und auch aufserhalb Frankreichs flnd f1e nicht felten;
je eines befitzen z. B. die Mufeen von Madrid, von Brüffel, von Berlin und die
kaiferliche Galerie zu Wien, zwei die Dresdner Galerie, drei die Petersburger
Eremitage, vier die Münchner Pinakothek. Der landfchaftliche Hintergrund,
welcher fchlicht, klar und malerifch atifgefafst zu fein pflegt und der in über-
{ichtlichen Gruppen geordnete, fein gezeichnete und warm gemalte Figuren-
reichthum des Vordergrundes halten f1ch auf feinen Gemälden räumlich und
künfilerifch das Gleichgewicht. Er ifi in feinem Fache ein MeiPrer eriten Ranges.
Seinem Stile nach ift er indeffen durchaus Niederländer geblieben; und wir
würden ihn unter den Niederländern, ftatt unter den Franzofen befprochen
haben, wenn es nicht ungerecht erfchiene, van der Meulen von feinen Collegen
in der Gunft Ludwigs XIV., im Dienfie der franzöfifchen Gobelins-Fabrik und
im Schoofse der Academie Royale zu trennen.
Oefter, als bisher, haben wir in diefem Abfchnitt der Kupferftecher gäegaäzön-
gedacht, welche die Gemälde der befprochenen Maler vervielfältigt haben. ferftechläg-
Einerfeits war dies nothwendig, weil in den Revolutionsfiürmen, die über Frank- diiiiiiäeiisiip
reich dahingezogen, ungewöhnlich viele Bilder, von denen wir uns nur nach
den Stichen noch eine Vorfiellung machen können, zu Grunde gegangen find,
andererfeits aber, weil der Kupferfiich gerade in Frankreich im I7. Jahrhundert
zur höchfien technifchen Vollendung gelangte. Wir können ihm als folchem
hier jedoch nur wenige, zufammenfaffende Worte mehr widmen. Dafs die
meifien der berühmten franzöf1fchen Maler diefes Zeitraums felbft den Grab-
fiichel oder die Nadel führten, haben wir bereits gefehen. Es handelt f1ch jetzt
nur noch um die Meifter, welche lediglich oder doch hauptfächlich Kupfer-
ftecher waren.
In der Schule Vouets dominirten zunächft deffen bereits genannte
Schwiegerföhne, der feinfinnige, verfiändnifsvolle Radirer zlfztlzel Darzgzzjz (1617 131322215;
bis 1666) und der derbere, gequältere ffmllfüi-Y Tüfißblll (162Ö_1690)- A15 FnTomebat-
eigentlicher Stecher fchlofs Claude Jlllellmz (1598-1688) f1ch an fle an, WCIChCr Cl- hlellan.
eine eigene Art Grabftichelarbeit, die nicht mit gekreuzten, fondern mit
einfachen Strichlagen operirte, zu Vollendung brachte und f1ch innerhalb diefer
Manier fogar zu der Spielerei verfiieg, einen ChriPcuskopf aus einer einzigen,
auf der Nafe beginnenden Spirallinie herzuftellen. Ein Altersgenoffe diefer
Meifier war f): de P0279 (1622-1693), deffen Grabftichelblätter mit gekreuzten Fr.dePoilly.