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Sechstes
Buch.
Dritter Abfchnitt.
Bon
Boulogrle
Louis Bou-
logne d. I.
J. B.
Santerre.
Die eigentA
liehen Bild-
nifsmaler.
Claude
de Fävre.
Schüler B022 Boulogzze hingegen, Welcher 1649 in Paris geboren war, feine
Studien in Italien vollendete, 1677 Mitglied der Akademie wurde und 1717
ftarb, hat feine Stellung als Maler und Stecher auch vor der Nachwelt zu
behaupten verftanden. Sein akademifches Receptionsbild, Herkules im Kampfe
mit den Kentauren, befindet {ich im Louvre, welcher aufserdem noch eine
wVerkündigungr und die Darfiellung eines Wunders des hl. Benedict von feiner
Hand beiitzt. In der Petersburger Eremitage tragen nicht weniger als fünf
Bilder feinen Namen. Die betten Fresken feiner Hand fleht man in den
Kapellen St. Ierome und St. Ambroife der Invalidenkirche zu Paris. Seine
Gemälde find glatt und correct in der Zeichnung, lebhaft in der Färbung, aber
fo fern von jeder Eigenart, dafs man nach einander die Hand verfchiedener
Zeitgenoffen in ihnen zu erkennen glaubt; kurz, f1e lind vakademifche in jedem
Sinne des Wortes. ßBoulogne Yainer nannte Bon Boulogne {ich im Gegenfatze
zu feinem Bruder, Louis Boulogzze d. f, Welcher 1654 zu Paris geboren war
und 1733 dafelbft ftarb. Er hielt fich lange unter Errards Leitung in Rom
auf, kehrte 1680 nach Frankreich zurück, wurde 1681 Akademiker, 1723
Director der Akademie und 1725 wPremier-peintre du roir. In der Invaliden-
kirche malte er die Kapelle des hl. Auguflin; zahlreich Waren die Decorations-
gemälde, welche er für die wHötelsr der vornehmen Welt in Paris fchuf;
zweimal übertrugen ihm die Goldfchmiede, ihr ßMaibildr für Notre-Dame zu
malen. Er ift womöglich noch eklektifcher geftimmt, als fein Bruder, Pcrebt
aber mehr darnach, die künfllerifchen Eigenfchaften der verfchiedenen grofsen
Italiener zu einer eigenen Manier zu verarbeiten, welche derjenigen feines
Bruders an akademifcher Annehmbarkeit nichts nachgiebt.
Ein Schüler Bon Boulognes war 7mm Baßtzße Santarrr, geboren zu
Magny bei Pontoise 1650, geftorben zu Paris 1717. Akademiker wurde er
1704; fein Receptionsbild, wSufanna im Bader befindet {ich im Louvre. Im
Uebrigen warf er fich, nachdem er vergebens verfucht, Bildnifsmaler zu werden,
auf die Darflellung frei erfundener und frei gekleideter weiblicher Halbngilren, wie
man ihnen z. B. im Louvre und in der Eremitage zu St. Petersburg begegnet.
An eigentlichen Bildnifsmalern fehlt es_ in diefer Reihe übrigens
keineswegs. Sowohl ein Schüler Le Sueurs als Le Bruns war Claude de Fähre,
welcher 1633 zu Fontainebleau geboren war und 1675 in Paris (nach Anderen
in London) ftarb. Er war einer der gefchätztefien Bildnifsmaler feiner Zeit.
Bei feiner Aufnahme in die Akademie (1663) malte er das Porträt Colberts.
Was er in feinem Fache leiftete, zeigt am anziehendften fein Louvre-Bild, welches
einen Lehrer darfiellt, der mit feinem Schüler fpazieren geht (Fig. 517). Es ift
ein lebensgrofses Knieftück. Die Formengebixng in den Körpern, der Falten-
Wurf der Gewänder, felbft die Behandlung der Hände ftehen allerdings nicht auf
der höchften Höhe der technifchen Meifterfchaft, welche jener Zeit zur Verfügung
ftand; aber das Bild ilt doch frifch und breit gemalt, und die Köpfe des
docirenden Alten und des laufchenden Jungen find fo fprechend durchgeführt,
die Situation iPt fo lebendig veranfchatilicht, clafs das Bild Pcets feine Geltung
bewahren wird.