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Sechstes
Buch.
Dritter Abfchnitt.
Im Ganzen in demfelben F ahrwaffer, wie fein Vater, treibt er, dem Zeitgeifie
entfprechend, einer immer fader werdenden Eleganz zu.
Fr. Verdier. Einer der befien eigentlichen Schüler Le Bruns 1) war Fr. Vcrdzkr, geboren
zu Paris 1650 oder 1651, Akademiker feit 1678, gefiorben in feiner Vaterftadt
Sein Leben. 1730. Er arbeitete bis zum Tode feines Meifters überall an deffen Seite; fpäter
malte er viel fur die Parifer Kirchen; doch gerieth er zuletzt in Vergeffenheit
ScineWerke- und Elend. Der Louvre befitzt eine Himmelfahrt Marias von feiner Hand.
Sonft mufs man {ich an die zeitgenöffifchen Stecher halten, wenn man ihn
Süääfuefmach kennen lernen will. Als Vorlagen dienten ihnen oft fogar nicht einmal Gemälde,
Werken- fondern nur Zeichnungen feiner Hand; am berühmteften find feine 40 Blätter
aus dem Leben Samfons 2), von denen er vier, nämlich das Titelblatt, das
Schlufsblatt, N. 3 und N. 29 eigenhändig geftochen hat, während {ich an dem
Stiche der übrigen Blätter Meifier wie die Audran, Poilly und Simonneau
betheiligten.
Clg-oääla Selbfländiger und vielfeitiger, als Verdier, war ein zweiter Schüler Le
Bruns, war Clz. de {a Fojfe, welcher 1636 in Paris geboren und 1716 dafelbfi
Sein Leben. geliorben ift. Nachdem er nur bis zu feinem zweiundzwanzigften Jahre bei
feinem Meifter ausgehalten, machte er grofse Studienreifen in Italien und liefs
neben der römifchen befonders die venezianifche Kunft auf liCll einwirken.
Nach Paris zurückgekehrt, wurde er 1673 in die Akademie aufgenommen.
Sein Receptionsbild, der Raub der Proferpina, befindet {ich im Louvre. Später
hielt er flch wiederholt in England auf, wo er hauptfachlich für Lord Montague
arbeitete. Das Hauptwerk feines Lebens aber, welches er 1705 vollendete,
Kuääiejedeswar das Riefenfresko in der Kuppel des Invalidendomes zu Paris. Es {teilt
änoväleigifl- den hl. Ludwig dar, welcher fein Schwert und feine Krone dem Heiland zu
Paris- Füfsen legt, der in der Herrlichkeit des Himmels erfcheint; in den vier Zwickeln
aber {ind, altem Herkommen entfprechend, die vier Evangeliften gemalt. Im
Signioläliäfgf Louvre befinden fich, aufser dem genannten, noch fünf andere Bilder feiner
Hand, von denen xdie Findung MOfISK, edie Vermählung der Jungfraur und
wder Triumph des Bacchusrr namhaft gemacht feien; auch in der Petersburger
i" Sä-uägfers- Eremitage ift er mit einigen Bildern vertreten. Seine Darftellungen zeichnen
Sein Stil. {ich durch eine gewiffe Frifche der Anordnung und der Farben aus; {ie lind
weniger conventionell als diejenigen der meiften feiner Zeitgenoffen, es mifcht
{ich bereits ein gewiffes Etwas hinein, welches an Watteau und ans achtzehnte
Jahrhundert erinnert.
Jolßiefm Unter Lebrun hatte auch Ymn Yauvenet von Rouen, [e grand zubenannt,
(1644-1717) feine Ausbildung vollendet. Sein Ururgrofsvater Farm Fautvzzc!
[e vieux, welcher italienifcher Abkunft gewefen fein foll, hatte {ich erft in
Lyon, dann in Rouen niedergelaffen und war hier der Stammvater einer grofsen
{Zäeägxäe Malerfamilie geworden. Der zweite fFeaIz Yozwezzc! war ein Oheim unferes
drztten, welchen die franzöfifche Kunftgefchichte durch den Beinamen de: Grafxm
53:21:13? geehrt hat. Mit ihm allein haben wir uns zu befchäftigen. Er empfing feinen
erfien Unterricht von feinem Vater Lazzrezzt Youzßezzel, [e jkune. Siebzehnjährig
Vgl. A. 7a], a. a. O. p. 1250-1251.
Roäert [Jzunesni], le peintre-graveur frangais,
VIII
(Paris
1850)
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