Buch.
Fünftes
Erfter
Abfchnitt.
wie er mit der ganzen Thierwelt die Arche befchreitet; alle denkbaren Scenen
aus dem Nomadenleben der Patriarchen, die ja eben als Hirten gefchildert
werden. Selbft Mofes erfcheint auf einem vorzüglichen Bilde der Uffizien zu
Florenz als Hirt, von Heerden umgeben, am feurigen Bufche; dann aber, aus
dem neuen Teftamente, die Verkündigung an die Hirten, die Anbetung der
Hirten und ähnliche Gegenftände.
Alrarblärtßrr Aus Jacopds Frühzeit finden {ich noch öfter grofse Altarblätter, z. B. in
der Galerie von Baflano; und in diefen Werken erfcheint fein Vortrag noch
verhältnifsmäfsig fefi und verfchmolzen. Später ging der Entwickelung feiner
Eigenart eine immer breiter und refoluter werdende Malweife parallel, zugleich
Seeniggbääg: eine immer energifchere Ausbildung des Helldunkels, befonders in Nachtfcenen.
Dabei liebt er es jedoch, aus dem tiefen Gefammtton feiner Bilder, der heute
in Folge von Nachdunkelung freilich oft noch tiefer erfcheint, als er gemeint
war, einzelne lebendige Farben, befonders roth und grün, mit edelftein-
artigem Schmelze hervorleuchten zu laffen. In gröfserer Anzahl fieht man feine
äsiveräiäälgr Bilder in der Akademie zu Venedig, in den Horentinifchen Sammlungen, im
Madrider Mufeum und in der Dresdner IGEIlCTICI einzeln findet man fie in allen
Dresden. gröfseren Sammlungen; doch gehen viele Werkfiattsbilder unter jacopo da
Pontes Namen. Die alten Quellenl) berichten ausdrücklich, dafs zwei feiner
seine Söhne vier Söhne, Giuv. Bzzttgßa da Puzzle (1553-1613) und Girolnz-uo (in P0111?
VÜIOV- Battiflia
Glilnorignm (1560-1622) nichts weiter thaten, als die Bilder des Vaters copiren; und da-
Baffano. durch erklärt es {ich denn auch, dafs flch diefelben Gegenftände innerhalb des
Baffaxio-Stiles fo oft in fehr ungleich durchgeführten Wiederholungen vorfinden.
Iacopo da Ponte's anderen beiden Söhne, Francesw (1549-1597 2) und vil
Cavalierex Lealzdra (1558-1623) waren weit bedeutender; und da beide eine
FTEHIC Anzahl ihrer Bilder mit ihren Namen bezeichnet haben, fo treten fie uns auch
Bnfiano (L J" als beffer erkennbare Künftlergeftalten entgegen. F rancesco, der flch in Venedig
niederliefs, fteht dem Vater am nächften; doch erfcheint er oft derber in der
Formengebung, leerer in der Technik, fchwerer und trockener in der Farbe.
Eins feiner hiftorifcnen Hauptwerke ift das Nachtftück der Einnahme von Padua,
ein Deckengemälde in der Sala del Scrutinio des Dogenpalaftes; als eins feiner
befien kirchlichen Werke fei die Himmelfahrt Chrifti in S. Luigi de" Francefi zu
Rom genannt; grofse, mit feinem Namen bezeichnete Hiftorienbilder feiner Hand
befitzt die Liechtenftein-Galerie in Wien; häufiger, als fein Vater, hat er aber
auch ländliche Gegenftände ohne religiöfen Vorwand gemacht. Leandro, der
ebenfalls nach Venedig übergefiedelt war, fchlug felbftändigere Bahnen ein.
Er neigt zu dem helleren Ton und der durchfichtigeren Compofitionsweife Paolo
Veronefes Unter feine Stoffe mifchen fich öfter mythologifche Gegenitände,
als bei feinem Vater und bei feinem Bruder; und das Madrider Mufeum befitzt ein
mit feinem Namen bezeichnetes Vedutenbild von Venedig, welches ihn bereits
I) RidoM: Le Maraviglie (Padua 1337) U, 378.
2) Nach kiduyi a. a. O. II, p. 162 von 1551ar594; Nach Verri a. a. O. p. x54 und 157 von
1543-1591. Die Verfchiedenheit diefer Angaben beruht auf einer verfchiedenen Lesart der Grab-
fchrift bei [fidolzi und Verci. G. Cadarilz endlich (dell' Amore ai Veneziani di Tiziano etc. Vem
1833) giebt die im Texte genannten Zahlen (Vgl. Meyer im Berliner Katalog 1883 p. 349). Eine
erneute Unterfuchung der Grabfchrift wäre wvünfchenswverth.