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Sechstes
B u Ch
Dritter Abfchnitt.
ftellt, welche dem Königc huldigen. Zwifchen 1679 und 1683 entftaixden die
gewaltigen Deckenbilder der grofsen Galerie, welche in neun Hauptbildern und
achtzehn, zum Theil grau in grau gehaltenen Nebenbildern die Hauptmomente
aus dem Leben Ludwigs XIV. halb hiftorifch und halb allegorifch, in allen
Stücken aber prunkend, fchwunghaft und lebhaft bewegt darflellen. Endlich
vollendete er 1684 auch die prächtigen Darftellungen der Segnungen des
Friedens und der ruhmreichen Schrecken des Krieges in den beiden nach ihnen
benannten Nebenfalons. Diefe Arbeiten in Verfailles würden allein genügt
haben, Le Brun als Hauptmaler des Zeitalters Ludwigs XIV. erfcheinen zu
laffen.
Thäjjgljeit Im Anfchlufs an die Deckenmalereien des Meifters müffen wir aber auch
äägeiirfy feiner Thätigkeit für die königliche Gobelins-Manufactur gedenken Gemalte
mßnvfßßßur- Bilder an den Decken, gewebte an den Wänden! Das war ja der Dec0rati0ns-
ftil jener Tage; in Folge diefes prunkenden Zeitgefchmacks nahm die Gobelins-
Manufactur in Frankreich einen folchen Auffchwung, dafs der Hof 1662 unter
Colbert eine eigene vManufacture Royale des Meubles de la Couronnex gründete
und alle erften Künftler der Hauptftadt in ihren Dienft traten. Le Brun wurde
zu ihrem Director ernannt und hatte als folcher natürlich die Verpflichtung, ihr
Vorlagen zu fchaffen. Er begnügte {ich nicht damit, Cartons in Wafferfarben
zu liefern. Er malte manchmal grofse Oelgenlälde als Vorlagen. S0 eiltflanden
g,.oä:lxfeGe_ feine grofsen Gemälde aus der Gefchichte Alexanders des Grofsen, welche fich
jetzt im Louvre befinden, die Schlacht am Granikus, die Schlacht bei Arbela,
das Zelt des Darius, Alexander und Porus und Alexanders Einzug in Babylon
(Fig. 515), Bilder, in denen des Meifters Eigenart {ich auf der Höhe ihrer Ent-
wicklung zeigt; und was uns an den Gemälden allzu äufserlich und decorativ
erfcheint, wirkte in den gewebten Wandbehängen um fo ftilvoller und grofs-
artiger. Le Bruns Begabung lag eben vorzugsweife auf diefer Seite; nirgends
war er beffer an feinem Platze, als in der Leitung jener grofsen königlichen
Anftalt, welche fich, aufser mit der Gobelins-Weberei, mit der Herflellung alles
denkbaren fürftlichen Hausraths in den von Le Brun erfundenen neuen Zier-
Q1131 formen befafste. Von feinen Teppichfolgen find, aufser der erwähnten, die
folgm- Gefchichten König Ludwigs XIV. und die fafl nur decorativen DRäSidCnCCS
Royalese (beide in Gemeinfchaft mit v. d. Meulen), fowie Xdie Elementea und
wdie jahreszeitem die berühmteflen.
2532121212: Den Uebergang zu den eigentlichen Staffeleibildern, in denen er uns im
läjäfj; Allgemeinen weniger glücklich entgegentritt, bilden die Altargemälde, mit denen
er viele Kirchen der Hauptfladt und benachbarter Städte fchmückte. Wir nennen
die Martyrien des hl. Stephanus und des hl. Andreas für Notre-Dame, vGott-
Vater von Engeln umgebem für den Hochaltar der Sorbonne, bchfiftus in der
WüPce von Engeln bedienta und andere Bilder für die Karmeliterkirche im
F aubourg St. Jacques, das fogenannte wBenedicitea, eine durch Edelincks Stich
bekannte hl. Familie, für St. Paul, vdie Ausgiefsung des hl. Geiftesa für
St. Sulpice und xdie Auferftehung Chriftia mit Colberts Stifterbildnifs für die
hl. Grabkirche. Allen diefen Darftellungen fehlt es an der rechten kirchlichen
Eng.
Illiinlz,
La Tapifferie,
(1884)v
Paris