Die
franzöfnfche
des 17,
Malerei
Jahrhunderts.
Die
Vouets und
Schule
Akademie.
363
Durchbildung der Geftalten und Innerlichkeit des Empfindungsausdrtickes darf
man in ihnen nicht fuchen. Sie haben etwas Allgemeines, Leeres, wenn auch
zugleich etwas Wuchtiges und äufserlich Hinreifsendes in der Zeichnung, etwas
Keckes und Sicheres in der Pinfelführung, etwas Kaltes, Buntes, Gefühllofes in
der Färbung. Manche feiner Darftellungen haben durch die Stiche Audrans,
Edelincks u. f. w. an Harmonie des Gefammteindrucks zugleich mit der Fein-
heit des Helldunkels gewonnen. Was man aber auch an ihnen tadeln mag,
fie entfprachen dem Gefchmacke Ludwigs XIV.; und daher gelten f1e allen
Verehrern der Cultur diefes Zeitalters, deffen treue Spiegelbilder fie find, noch
heute als claffifche Kunftfchöpfungen.
Der überwältigenden Fülle feiner Gemälde gegenüber müffen wir uns darauf
befchränken, die wichtigflen hervorzuheben. Halten wir uns zunächft an feine gemälde
grofsen Wand- und Deckengemälde, fo treten uns, da wir auf eine Reihe
älterer Bilder in kleineren Privathäufern nicht eingehen können, als feine früheften
bedeutenden Werke diefer Art die DarPcellungen aus der Gefchichte des
Herkules entgegen, mit denen er eine eigens zu diefem Zwecke erbaute Galerie
des zweiten Stockwerkes des Palaftes des Präfidenten Lambert de Thorigny 1332i???
(jetzt des Fürllen Czartorisky) fchmückte. Sie flnd noch wohlerhalten und der deThorigm"
Kraft und Wahrheit ihrer Zeichnung, wie der Gediegenheit ihrer decorativen
Wirkung nach vielleicht das Schönlte, was Lebrun gemalt hat'). Dann folgten,
nach 165 5, die Gemälde, welche der Meifter im Schloffe Vaux-le-Vicomte für den ißaffxlfigffe
Surintendanten Foucquet ausführte: vier mythologifche Deckenbilder in vier Vißomte-
verfchiedenen Gemächern. Für diefes Schlofs waren auch die grofsartigen Ent-
würfe der Conftantinsfchlacht und des Einzugs Conflantins in Rom beftimmt.
welche nicht zur Ausführung gekommen, aber von Anderen nach den Cartons
geftochen lllld. Nach 1661 liefs Ludwig XIV. dann die Apollon-Galerie des ißndföjäfäi-
Louvre nach den Entwürfen feines Lieblingsmalers herftellen. Die Decken-dßSLO-lvrß,
gemälde follte er felbft ausführen; aber er vollendete nur einige von ihnen.
ErPc in unferem Jahrhundert (1851) wurde das Werk fertig. Von le Bruns
Hand fmd im mittleren Theile der Decke, neben dem von Eug. Delacroix aus-
geführten Centralftück, welches Apollon als Pythontödter darftellt, die beiden
Perfonifikationen des Abends und der Nacht: des Abends als müden Flügelgreifes,
der Nacht unter dem Bilde der Mond- und Jagd-Göttin; fodann, am füdlichen
Gewölbe über dem Balconfenller, die beiden grofsen Darftellungen des Triumphes
der Gewäffer und des Triumphes des Erdreichs. Wieder folgten eine ganze
Reihe kleinerer Schöpfungen diefer Art, die wir übergehen müffen. Als Haupt-
werk des letzten Drittels des Lebens des Meifters aber fmd feine Arbeiten für
den Schlofsbau in Verfailles zu nennen. Wir können uns hier nur mit dem lifl"vffflälafg_
mälCrifChCH Theil deffelben befchäftigen. Diefer war allein eine Lebensaufgabe.
Es wäre nicht daran zu denken gewefen, dafs le Brun fie allein durchgeführt
hätte. An den Deckenbildern zahlreicher Säle arbeiteten feine beften Schüler
unter feiner Leitung. Er felbft behielt flch die Gefandtentreppe, die grofse
Galerie und die angrenzenden Salons des Krieges und des Friedens vor. Nach
1675 malte er die Gefandtentreppe, deren Hauptdeckenbild die Mufen dar-
Verfaffers
wKunft-
und Naturfkizzem