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Sechstes Buch,
Abfchnitt,
Dritter
ääfgmfälälji erhaltenen Bilderl), die Anficht des Forum Romanum (L. V. IO) und ein
billig" Seehafenbild (L. V. 9), beide im Louvre, Welche wir wohl dem Jahre 1629
zufchreiben dürfeni), ftehen eben, wenngleich das erftere eine Vedute ift, noch
nicht auf dem Boden jener durch Sandrart veranlafsten unmittelbaren land-
fchaftlichen Naturftudien und find obendrein fo fchwer im Ton, dafs fie mit
den Bildern feiner gereiften Zeit noch wenig gemein haben. Erft die beiden
für 1639- von 1639 datirten Bilder des Louvre, ein ländliches Feft (L. V. I3) und ein
3355531 Hafenbild (L. V. 14) zeigen ihn in der Feinheit der Linienführung und in der
geiftreichen Erfaffung der LlChtWlfkUDg im Vollbefitze der Mittel, die er fich
in dem dazwifchenliegenden Jahrzehnt angeeignet hatte. Man fehe nur die
Spiegelhelle des F luffes, den Goldduft der Ferne, das ganze warm zufammen-
faffende Licht auf dem erften, den feurigen Abendhimmel und das gelbe Spiegel-
bild der Sonne in der leichtgewellten Flut auf dem zweiten Bilde! Beide
hatte er für Papft Urban VIII. gemalt; und erft der Eintritt des Beherrfchers
Roms in die Reihe feiner Gönner machte ihn zum gefuchten Künltler. Jetzt
folgte Beftellung auf Beftellung. Bald riffen fich zuerft die Grofsen Roms, dann
die reichen Leute der ganzen Welt um feine Bilder. Er erhielt Preife für fie,
wie lie für Landfchaften noch nie bezahlt worden waren; und er arbeitete,
allgemein umworben und gefchätzt, nun noch 43 Jahre in Rom, bis er am
21. November 1682 hochbetagt das Zeitliche fegnete.
fvärrfljlfnäägf F aft alle feine datirten, alle feine berühmten Bilder flammen aus diefen
letzten 43 Jahren feines langen Lebens. Dafs fich an ihnen keine weiteren
Stilepochen unterfcheiden liefsen, foll nicht gefagt fein. Die Elemente, aus
denen Claude feine Compofitionen bildete und felbfl die Art ihrer Zufammen-
fetzung blieben {ich während diefes Zeitraumes allerdings ziemlich gleich;
aber in der malerifchen Technik und in der Farbenfiimmung laffen fich
äggslricii; verfchiedene Wandlungen wahrnehmen. Bis in die Mitte der vierziger Jahre
Tonart bevorzugt der MeiPter eine weiche, bräunliche Tonart. Das goldduftige See-
in Londomhafenbild von 1644 in der Londoner Nationalgalerie (L. V. 43, nicht 28')
z. B. ift faft zu braun, um feurig zu fein; auch die fchöne, idyllifche, durch
eine költliche Baumgruppe in der Mitte des Bildes ausgezeichnete Landfchaft
mit Kephalos und Prokris von 1645 in derfelben Sammlung (L. V. 91) fchwimmt
noch in warmen, bräunlichen Tinten. Klarer im Ton fchon ift das fchöne
im Lo-wre- Hafenbild von 1646 im Louvre (L. V. 96), welches, an fich bräunlich gehalten,
die Sonne nebelduftig verfchleiert, ihre gebrochenen Strahlen aber wunderbar
wahr von der leicht gewellten Flut zurückgeftrahlt zeigt. In klarem Goldlicht
leuchtet dann fchon die Landfchaft von 1647 im Louvre (L. V. 69), welche
die Königsweihe Davids in ftattlicher Säulenhalle an der linken Seite einer
Weiten, reichen, in köftlichen Linien prangenden Berggegend darflellt. Aber
äiäijgafyeg-i das Licht iPt auch hier eben noch ein Goldlicht, kein Silberlicht; felbft die
319021221125; berühmtg pMtihlee (Fig. 512) des Palazzo Doria zu Rom (L. V. 113, Wieder-
Doria. holung in der Londoner National-Gallery von 1648), welche, da die Zeichnung
im
I) Pattyaaz, a. a. O. p. 35-36.
2) Ueber ein bezeichnetes Bild Claudek
nKunRfreundu I (1885) S. 267.
V01]
1631
im Parifer
berichtet
Privatbeütze
W
ßade