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Buch.
Sechstes
Dritter Abfchnitt.
fein; und auch Tafelbilder feiner Hand find kaum mit Sicherheit nachzuweifen.
Slfiilrfinsifslbif; Doch rühmt das Mufeum zu Lyon fich, fein Selbftbildnifs zu befitzen, welches,
Lyon- da er auf ihm den Pinfel in der linken Hand hält, die Angabe Felibiens, dafs
er mit diefer Hand gemalt habe, beftätigt. Als Porträtift feierte er überhaupt
grofse Triumphe; doch haben fich nur in den Stichen Poilly's, van Schuppens
und A. Maffons einige feiner Bildniffe berühmter und vornehmer Zeitgenoffen
Sein Stil. erhalten. In feinen figürlichen Compofitionen fchlofs er fich hauptfächlich an
die Caracci und ihre Schule an, wie er denn auch in acht Blättern einige der
römifchen Fresken der Caracci flach 1). Mit Pouffln hat N. Mignard gemein,
dafs auch er fich felbftändig in Rom nach dortigen Muftern bildete. Statt
aber archaiftifch auf die alte und ältefte Zeit zurückzugeben, wie jener, fchlofs
er fich frei an die damals dort moderne und modernfte Kunft an.
Boijgh Vielfeitiger und fruchtbarer als er Vwar Sebaßien Bourdon 2), der 16163)
332131133;- in Montpellier geboren wurde, hier und in Paris feinen erflen Unterricht erhielt,
feine erften Arbeiten in füdfranzöfifchen Städten ausführte, dann aber nach Rom
ging, wo er die Werke der Caracci ftudirte und den Stil Nic. Pouffins auf
{ich einwirken liefs, um nach einer Reihe von Wanderjahren, noch nicht 27 Jahre
alt, als handfertiger, vielgewandter, aber etwas oberflächlicher Meifter zuerft
nach Südfrankreich zurückzukehren, dann nach Paris überzufiedeln. Seb. Bourdon
hat grofse Altarblätter, mythologifche Hiftorien, Genrebilder, Thierffücke und
Sein Stil. Landfchaften gemalt. In feinen Altarblättern zeigt er fich am meiften von den
Carracci, manchmal auch von Parmeggianino beeinfiufst. In feinen freien figür-
lichen Cornpofltionen mit landfchaftlichem Hintergründe erinnert er an NicPouffln;
vernehmliche Anklänge an diefen Meifier find zahlreich in feinen Bildern zu
finden. In feinen Genrebildern und Thierftücken ahmte er, wie von feinen
"Biographen betont wird, Benedetto Caftiglione nach, in feinen Landfchaften
lehnte er fich manchmal an Claude Lorrain, öfter aber doch an Pouffm an.
Seine Zeichnung ift nicht befonders forgfaltig, feine Pinfelführting breit und
flüffig, fein Colorit, manchmal durch Nachdunkelung fchwer und bleiern geworden,
von Haus aus blond und einheitlich. In Paris führte er fich 1643 durch die
Eiäigrfglggä; im Auftrage der Goldfchmiede für die Kirche Notre-Dame gemalte Darftellung
im Louvre- der Kreuzigung Petri ein. Diefes Bild, welches {ich jetzt im Louvre befindet,
zeichnet fich mehr durch feinen Ton, als durch feine Anordnung aus. Im Jahre
1648 wurde er fofort bei der Gründung der königlichen Akademie zu einem
3222312: ihrer zwölf Aelteften gewählt; 1652 folgte er gleichwohl einem Rufe der
Sßßckhßlm- Königin Chriftine von Schweden nach Stockholm. Er malte dort ihr Porträt
und einige andere Bildniffe, kehrte aber fchon 1654, als die Königin ihrer
Rifcelißghr Krone und ihrem evangelifchen Bekenntniffe entfagte Bourdon felbft war
nach Peris- reformirt nach Paris zurück, wo er 1658-1663 fein Hauptwerk auf dem
Sein Selbü-
bildnifs in
Lyon.
I) Vgl. oben S. 121, Anm. 1.
z) (Felibien) Entretiens II, pag. 509-532, Mämoires inedits II, pag. 87-103.
3) Diefes ihm von feinen alten Biographen gegebene Geburtsjahr mit A. j'ai, Dictionnaire
critique (2. 6d. Paris 1872), pag, 272, in 1621 oder 1622 umändern zu wollen, weil es in feinem
Begräbnifsakten vom I0. Mai 1671 heifst, er fei wage de cinquante ans ou envirom geftorbexl, erfcheint
nicht thunlich, da diefe unbeüimmte Angabe auch ein Alter von 55 Jahren nicht anlsfchliefst, Vgl.
noch Archives de Part frangais I, pag, 357.