338
Buch.
Sechstes
Dritter Abfchnitt.
relsigilgfen Von den religiöfen Bildercyklen, welche er in feiner Jugend für Maria de'
Gäftällfllflel" Medici in Parifer Kirchen gemalt hatte, haben fich nur wenige erhalten; doch
befitzt das Mufeum zu Grenoble die Auferweckung des Lazarus und die
Himmelfahrt Mariae aus der Karmeliterkirche, weiche, nach d'Argensville'), zu
denjenigen Gemälden diefer Kirche gehörten, die er eigenhändig ausgeführt
hatte. Im Jahre 1636 malte er dann die beiden grofsen, aber kalten Gemälde
in Paris. der Geburt der Jungfrau und der Darflellung im Tempel für den Chor der
Kirche Notre Dame. Die conventionelle Farbe diefer Bilder erklärt fich daraus,
dafs fie urfprünglich beflimmt waren, als Gobelins ausgeführt zu werden. Das-
felbe gilt von den erfi I6 5 5 entftandenen Darfiellungen für den Chor von St. Gervais,
von denen fich zwei, die Viflon des hl. Ambrofius, dem die Heiligen Gervafms
im Louvre, und Protafxus erfcheinen, und das Begräbnifs diefer Märtyrer, im Louvre zu
Paris befinden, während eins, die Auffindung der Reliquien diefer Heiligen,
in Lyon. feinen Platz im Mufeum von Lyon gefunden hat. Aus dem Klofter Val-de-
Grace flammt Champaignes grofse Darfiellung des Mahles beim Pharifäer Simon
im Louvre. im Louvre; aus dem Klofler Port Royal das oft befprochene, durch Leonardo
infpirirte vAbendmahlß fowie die berühmte Darftellung der Tochter des Meifters
als kranke Nonne (Fig. 509), wie fie durch ihr eigenes Gebet und dasjenige
der Mutter Agnes Gefundheit und Leben zurückerhält, desgleichen das Gemälde
des ausgefireckt auf dem Leichentuche ruhenden todten Chriftils, alle drei im
Louvre; für's Karthäuferklofier aber war der vChrifius am Kreuzer gemalt,
iinulijijrijiäfdeffen Original fich im Palais du Luxembourg befinden foll, wahrend der
in Grenoble. Louvre eine kleine Wiederholung und das Mufeum von Grenoble eine ähnliche
Darfiellung mit des Meifters Namensinfchrift und der Jahreszahl 1655 befitzt i).
Ein bezeichnetes und von 1656 datirtes Gemälde Ph. de Champaignes, welches
den Tod Abels darfiellt, befitzt auch die kaif. Galerie zu Wien. Nicht weniger
als fechzehn religiöfe Darflellungen feiner Hand befinden fich im Mufeum feiner
in Brüffel. Vaterfladt Brüffel; unter ihnen zehn iScenen aus dem Leben des hl. Benedict,
welche er für die Abtei Val-de-Grace in Paris gemalt hatte. Im Uebrigen find
echte figürliche Compofitionen feiner Hand aufserhalb Frankreichs felten. Die
angeführten genügen aber, um uns den Meifier in Darflellungen diefer Art
bei allem Ernfi der religiöfen Empnndung doch etwas leblos in der Hand-
lung, etwas leer in der Zeichnung und etwas öde in der Farbe erfcheinen
zu laffen.
Bisläifiefe Um fo bedeutender tritt er uns in feinen Bildniffen entgegen: klar und
kräftig in der Farbe, vornehm und doch einfach in der Auffafftmg, Hüffig, wenn-
gleich fchlicht im Vortrag. Er hat nicht nur eine Reihe hervorragender Gröfsen
des franzöfifchen Hofes, fondern auch faft alle maßgebenden Perfönlichkeiten
des Port-Royal porträtirt. Berühmt vor allen Dingen ift die ftehende ganze
mLouvre, Geftalt des Cardinals Richelieu im Louvre (Fig. 510). Ihr fchliefst die Dar-
fiellung des von der Siegesgöttin gekrönten Königs Ludwig XIIL, ebendafelbft,
{ich an. Der Louvre befltzt aufserdem noch zehn Bildniffe feiner Hand, von
I) a, a. O. II, p. 184.
2) Nach Climeaz: u? Ifis, Mufäes de Province, Paris 1872, p. 177,
Karthaufe. Dagegen jedoch der Katalog des Louvre von 1879, p. 40.
wäre
diefes