Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

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Buch. 
Sechstes 
Dritter Abfchnitt. 
 auch diefe ins Flauere und Süfsere überfetzt denken. Blanchard flarb fchon 
1638, ohne einen nachwirkenden Einllufs gewonnen zu haben. 
Endlich haben wir in diefem Capitel noch eines burgundifchen Franzofen 
zu gedenken, der es, wie Valentin, in Rom mit realiftifchen Darftellungen zu 
hohem Anfehen brachte, freilich auf ganz anderem Gebiete, als diefer. Wir 
Coüigäef 1c meinen Sfacques Cozmfozk, Z2 Bourgzzzgvznzz genannt, der öfter noch, italifirt, Yacopo 
Bvurgniznßn- Cortzfc, i! Boqgognone, genannt wird 1). Er ift bedeutend jünger, als die bisher 
Sein Leben- befprochenen Hauptmeifter. Er war 1621 Zu Saint-Hippolyte in der Franche- 
Comte geboren, hatte von feinem Vater, der auch Maler war, die Anfangsgründe 
der Kunft erlernt, war aber jung nach Italien gegangen, wo er Soldat wurde, um 
 Kriegsfcenen zeichnen zu lernen, bald jedoch als Maler von Stadt zu Stadt zog, 
Entäfäjung um fich fchliefslich in Rom niederzulaffen. Hier foll Raphaels Conftantinsfchlacht 
Schlälgtem (Bd. II, S. 655) ihn mächtig begeiftert haben, und hier foll er durch Michel- 
mler- angelo Cerquozzi (oben S. 234-235), den italienifchen Schlachtenmaler, beein- 
Hufst worden fein. Vor allen Dingen aber mufs er in Florenz, wie in Rom, 
die Schlachtenbilder Salvator Rofals (oben S. 196), deffen perfönliche Bekannt- 
fchaft er auch gemacht haben wird, kennen gelernt haben; denn gerade den 
Gemälden diefes Meifters entwickelten fich die feinen parallel; kurz, Jacques 
 Courtois fcheint flch von Anfang an fyftematifch zum Schlachtenmaler ausge- 
bildet zu haben; und als Schlachtenmaler ausfchliefslich tritt er uns in feinen 
bekannten Gemälden entgegen, wenngleich er fich fpäter in Rom als Laien- 
priefter in ein Jefuitencolleg zurückzog und als vil padre Jacopo Cortesir auch 
Sein Tßd- Heiligenbilder gemalt haben foll. Er ftarb 1676 in Rom. 
Dfänfjil Seine figurenreichen Gemälde, welche in der Regel ein lebendiges Kampf- 
Sclgläälgäem gewühl, in dem die Reiterei eine Rolle fpielt, vor einer in gelbliche Dampf- und 
Staubwolken gehüllten Landfchaft darflellen, pflegen eine Fülle malerifcher, 
frifch aufgefafster Einzelmotive zu enthalten und zu einem überfichtlichen, 
farbigen Ganzen zufammengefafst zu fein. In der Landfchaft tritt zwar manch- 
 mal eine Säulenhalle an einer Seite des Vordergrundes, ein Schlofs, eine Brücke 
oder eine Feftung im Mittelgrunde, treten Berge im Hintergrunde hervor; aber 
diefe Landfchaften Courtois' haben felten oder nie eine felbftändige Bedeutung, 
Sie wirken nur durch ihr atmofphärifches Leben, durch ihre Sonnenblicke aus 
fchweren Wolken, durch ihren gelbgrauen Dunftton, von dem {ich die Farben 
der Fahnen, der Roffe und der Kleider der Krieger wirkfam abheben. Eine 
gewiffe Schwere, welche durch fpätere Nachdunkelung oft noch verflärkt 
worden, thut der Frifche des Eindruckes diefer Bilder nicht felten Abbruch. Im 
Ganzen fehen He einander fo ähnlich, dafs es fich nicht verlohnen würde, auf 
seine Bilder einzelne von ihnen einzugehen; doch fei wenigftens bemerkt, wo die Bedeu- 
i" Rom- tendften von ihnen zu finden find. In Rom fleht man die fchönften in den 
in Florenz, Paläflen Doria, Corfini und Spada, in Florenz in den Galerien der Uffizien, des 
i" Madrid- Pal. Pitti und des Pal. Corflni. Das Madrider Mufeum befitzt zwei, die kaif. 
insiflpxäg: Galerie zu Wien ebenfalls zwei, die Louvrefammlung zu Paris fünf, die Peters- 
bvrg- burger Eremitagegalerie fieben charakteriftifche Bilder des Meifiers. In Deutfch- 
I) Pasroli: Vite 
0., lI, p. 20. 
pittori etc. 
moderni. 
R 0 m 
1730. 
V01, 
II2- 
Vgl. 
lllarielte,
	        
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