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Sechstes
Euch.
Abfchnitt.
Zweiter
Mufeum diefer Stadt. Im Mufeum von Sevilla aber fieht man die figurenreiche
Darftellung eines Franciskaner-Conciliums von feiner Hand. Mehr, als dafs iie
fich mit einigem Glücke in den Bahnen Murillds bewegen, läfst {ich von allen
Bildern Meneses Osorids jedoch nicht fagen. Einen etwas felbftändigeren Zug
vigälljgo zeigt D011 Pedra [Vznirß de Vzllzzwkezzczb (1635-1700), der vornehme Lieblings-
ifchüler und perfönliche Freund Murillds, der hauptfachlich auf dem realifiifchen
Stoffgebiete mit feinem Meifter wetteiferte. Bildniffe und Gaffenbuben-Sitten-
bilder waren fein Fach. Von feinen Bildniffenl) läfst {ich leider keins mehr
nachweifen. In feinen Volksfiücken der gedachten Art aber, von denen {ich
einige unter feinem Namen erhalten haben, andere unter Murillds Namen ver-
Hecken, unterfcheidet er fich von diefem hauptfachlich durch feine herbere
geiftige Auffaffung. Ihnen fehlt die heitere, felbft die Lumpen vergoldende
Unfchuld und Liebenswürdigkeit, die uns Murillds Strafsenjungenbilder faft als
Werke der Idealkunft erfcheinen liefsen. Seine Gaffenbuben beim Spiel ver-
rathen fchon durch die Art ihrer Leidenfchaftlichkeit, wefs Geiftes Kinder fle
find. Befonders deutlich tritt uns dies in feinem grofsen Bilde des Madrider
Mufeums entgegen, deffen Hauptiiguren zwei würfelnde Knaben find, die von
zwei anderen beftohlen, von noch zweien beobachtet werden, während mehrere
andere Knaben und Mädchen in lofere Beziehung zu der Hauptgruppe gefetzt
find. Auch die Petersburger Eremitage und die Pefter Galerie befitzen Bilder
Villavicencids unter feinem Namen. Ein dritter Schüler Murillos war fein
Seb. Gomez. Sklave Seöajizkzlz Gomez, ider Mulatte Murilldsa, nicht zu verwechfeln mit einem
anderen Seb. Gomez, welcher zu Canols Schülern in Granada gehört. Das
Geburtsjahr des vMulattenk ift unbekannt, fein Todesjahr wird verfchieden
angegeben. Unter feinem Namen befitzt das Mufeum zu Sevilla ein vConcepciom,
die Petersburger Eremitage einen hl. Franciscus. Die Zeichnung fcheint feine
Jiieirsimeii fchwächfte Seite zu fein. Ein vierter lVIeifter diefer Reihe War Yurm 32711012
G""e"eZ' (I664-_I672 Mitglied der Akademie), VOH deffen Hand "man im
Mufeum zu Sevilla vier keineswegs unbedeutende halbrunde Darfiellungen aus
135301313?- dem Leben des hl. Dominicus fieht; ein fünfter war D011 Francism Antolizzez
y Sarabia (1644-1700), ein Meifter, der vorzugsweife kleinere Bilder mit land-
fchaftlichem Hintergrunde im Stile Murillds malte (eine Geburt Chrifii in der
Kathedrale zu Sevilla, fechs kleine Darftellungen aus dem Leben der Jungfrau
im Mufeum zu Sevilla), manchmal übrigens mit feinem Oheim Iose Antolinez
(oben S. 276) verwechfelt wird; ein fechfter war Estääzzlz Jllzzrguez (um 1655-
1720), deffen bekanntefies Bild, die Darftellung des heil. Jofeph mit dem Chrift-
kinde im Mufeum von Sevilla, ihm einen bedeutenden Rang unter den Nach-
folgern Murillds anweift.
Niräitäger Alle diefe Künftler konnten Murillo noch perfonlich gekannt und feinen
Irlurillßis: unmittelbaren Unterricht empfangen haben. Wie weit der Schuleinflufs des
Meifters aber nach feinem Tode noch fortwirkte, zeigen befonders zwei Künfiler,
die ebendeshalb fchon hier eingereiht werden müffen, wenngleich {ie ihrer
Lebenszeit nach erft unter die Meifter des folgenden Jahrhunderts gehören.
Tobar. Der eine von ihnen ift D01; Alw-zso zllzgzzel de T obar (geb. 1678, nach 1729
Palomino