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Sechstes
Buch.
Zweiter
Abfclmitt.
Fecrglftrggin" hält, gehört zu den fchönften Darftellungen diefer Art. Von den wConcepcionesa
bildßr des Meifiers aber kommen, aufser den fchon genannten, und einem Prachtbilde
inSäuliäßers- der Petersburger Eremitage, hauptfachlich noch einige im Madrider Mufeum
in Madrid. in Betracht. Zu den fchönften gehört vor allen Dingen die unter N0. 878 ver-
zeichnete, welche fich nicht nur durch den ruhigen Flufs ihrer Gewandung und
die anmuthige Abrundung der Compofition, fondern auch durch die vornehme
Andacht ihrer Haltung und die fchlichte, wahre Innigkeit im Ausdrucke ihres
gen Himmel blickenden Antlitzes auszeichnet (Fig. 499). Was Goethe meinte,
als er fchrieb: wDas Ewig-Weiblich zieht uns hinane, klingt uns vernehmlich
und überzeugend aus allen diefen Concepcionsbildern Murillds entgegen.
aivsluiällä Um aber zu dem feften Boden unferer Erde zurückzukehren, gedenken
fchafter. wir zum Schluffe kurz der Leiftungen Murillds auf dem Gebiete der Landfchafts-
malerei. Es heifst, urfprünglich habe fein Schüler Iriarte die landfchaftlichen
Hintergründe feiner Bilder gemalt,') Murillo habe fich mit diefem aber, gerade
als er eine Reihe von Gemälden mit faft vorherrfchender Landfchaft auszuführen
gehabt, überworfen, fich alsdann felbft in diefem Fache verfucht und erkannt,
dafs er der Beihülfe des Iriarte nicht bedürfe. Als eine der Früchte der
erften Verfuche Murillds auf diefem Gebiete gilt die Landfchaft mit der Be-
bgälgäkäegf gegnung Jakobs und Labans beim Duke of Weftminfier in Grosvenor House
in London, zu London. Die Scene geht in einem mit prächtigen Bäumen gefchmückten,
aber von hellen, kahlen Gebirgen begrenzten Flufsthale vor flch; die grofs auf-
gefafste Landfchaft wirkt befonders durch helle Sonnenblicke und ift weich und
breitdurchgeführt; aber weder die Auffaffung noch die Ausführung gehen über
den decorativen Charakter hinaus, wie ihn die grofsen Figurenmaler in der Regel
imMlfiäeflifer unwillkürlich der Landfchaft andichten. Uebrigens befitzt das Madrider Mufeum
zwei ähnlich aufgefafste und ausgeführte Landfchaften, welche Murillo wohl mit
Recht zugefchrieben werden.
Schlufs. Murillo war, wie alle Spanier, in erPter Linie Figurenmaler; und je leiden-
fchaftlicher er _es {ich angelegen fein liefs, überirdifche Empfindungen und
Stimmungen in dem menfchlichen Antlitz, befonders in dem menfchlichen Auge
{ich widerfpiegeln zu laffen, je überzeugter er von der Berufung des Menfchen
zur Theilnahme an der himmlifchen Herrlichkeit war, um fo weniger konnte es
ihm einfallen, die unbefeelte Landfchaft als folche mit dem Widerfcheine über-
irdifcher Seligkeit auszuftatten.
Murillo
Schüler
und Zeitgenoffen
von Valenciaß)
Sevilla.
Die
Schule
igäiäiävf Die grofsartige künfilerifche Kraft und die ausgeprägt andalufifche Eigenart
h Murillds verfchafften ihm rafch einen groben Kreis von Schülern und Anhängern.
Sein Einflufs war in Sevilla fo allmächtig, dafs felbPc feine ausgefprochenen Neben-
buhler {ich demfelben nicht ganz entziehen konnten, dafs feine Schüler und
x) Palomino a. a. O. p. 424.
2) Die Literatur fxehe oben S. 239 Anm.
Curti: a. a. O. p. 331-352; Tlzbina a. a. O.
Ueber
Schüler und Nachahmer
Murillrfs
nach