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Sechstes
Buch.
Zweiter Abfchnitt.
nicht zur Liebe zwingt, fo nöthigt es uns doch die gröfste Achtung vor Pareja ab.
Jäläqläviliirf- Yumz Boni. Jlizzrtzizaz de! [Vlazo war geborener Madrider. Schon 1634 wird
er in einer Urkunde als Schwiegerfohn des Velazquez bezeichnet. Als folcher
erbte er fpäter auch einen Theil von deffen Titeln und Aemtern, und er flarb
in hohem Anfehen I 667 zu Madrid l). Als Künftler war er einerfeits haupt-
fächlich Porträtmaler im Stile des Velazquez und führte er oft die Wieder-
Bääiläätahholungen der Bildniffe aus, die bei diefem beftellt wurden, andererfeits aber
Landfchafts- und Vedutenmaler von felbftändiger Bedeutung. Sein bedeutendftes
Porträt ift die Darfiellung des Don Tiburcio im Madrider Mufeum; fein be-
glaubigtes Hauptbild auf dem Gebiete der Landfchaftsrnalerri ift die Anficht
von Zaragoza ebendort, ein grofses Breitbild, in deffen Mittelgrunde fich die
Stadt mit ihren Dächern, Brücken und Thürmen erftreckt, während weiter vorn
der reichbelebte, blaugraue Flufs flch durch's Bild zieht und ganz vorn das
diesfeitige, reich und bunt mit Figuren ftafürte Ufer fichtbar ift. Das Ganze
ift wahr gezeichnet und breit und weich gemalt. Doch ift die Darftellung
in eine graubraune, ftaubige Atmofphäre gehüllt, die nur zu einem Theile
der Natur abgelaufcht iPt, zum anderen Theile einer gewiffen Manier ihre
Entftehung verdankt, welche allen fpanifchen Landfchaften des I7. jahr-
hunderts anhaftet. Im Uebrigen iPt Mazo noch mit einer grofsen Anzahl
decorativer Landfchaften im Madrider Mufeum vertreten, von denen einige
einen heroifchen Auffchwung in der Compofltion wie in der Stimmung nehmen.
Auch ihr Colorit ift einheitlich aus wenigen Tönen mit vorherrfchendem Braun
zufammengefetzt. Der Lichtfall ift bei den meiften berechnet wirkungsvoll.
Der Vortrag ift breit und energifch. Die Staffage ift zum Theil der Mythologie
entlehnt. Gröfsere figürliche Compofitionen des Meifters find aufserordentlich
felten. Aufser im Madrider Mufeum tragen Bilder in der Petersburger Eremitage
und in der Münchener Pinakothek feinen Namen 2).
iläilälgflfif; Neben cliefen Schülern des Velazquez blühten zunächft noch die Enkel-
eiääxjf fchüler der fchon erwähnten eingewanderten Italiener in Madrid. Sie waren
Italiener- Spanier von Geburt und Spanier ihrer Kunftrichtung nach; und die Wenigften
von ihnen blieben ganz unberührt von dem EinHuffe des Velazquez. Ein
äjgfläaji: Schüler des Eugenio Caxes (oben S. 47) war 3) 71m4 Leonardo, welcher 1616
LeoJrläffdo_ in Calatayud geboren wurde und 1656 in Zaragoza ftarb, übrigens hauptfachlich
als Hofmaler (pintor del rey) in Madrid thätig war. Seine Hauptftärke liegt
in der Darftellung lebensgrofser Scenen aus der zeitgenöffifchen Gefchichte.
Wie Velazquez, ftellte er in einem grofsen Bilde die Uebergabe von Breda
dar; und wie Velazquez (oben S. 267) wählte er den Moment der Auslieferung
deriSchlüffel an den Marquis de Spinola. Sicher gezeichnet, breit und feft in
der malerifchen Behandlung, frifch und klar in der perlgrauen Grundftimmung,
zeigt diefes Gemälde, Welches zu den Zierden des Madrider Mufeums gehört,
dafs Leonardo glücklicher dem Velazquez, feinem grofsen Vorbilde, nachftrebte,
I) Nicht 1670, wie Palamino zmgab, und auch nicht 1687, wie Bermudez berichtigte VgL den
urkundlichen Nachweis in MadrazoÄv grofsem Kataloge der Madrider Galerie (X872) p. 442-444.
2) Vgl. auch oben S. 272, Anm. 2-
3) Nach Madmza, a a_ O. p. 427, im Gegenfatze zu Cean Bermudez, der ihn zu einem
Schüler des Pedro de las Cuevas macht.