Buch.
Fünftes
Erfler Abfchnitt.
Nohgiqeefmm Aehnlich, wie im Süden, entwickelte fich die Malerei, immer vom vene-
zianifchen Gebiete abgefehen, auch im Norden der Apenninen. Bologna
rlhTibaldi. befafs bis gegen Ende des Jahrhunderts in Pellegrino Tibalziz" (1527_1591)
noch einen kraftvollen, verhältnifsmäfsig gefunden Meifter, welcher freilich die
Formenfprache Michelangelds, die er in Rom ftudirt hatte, nicht unbenutzt an
fich vorübergehn laffen konnte, doch aber in ernfthaften Naturlludien einen wirk-
fames Correctiv gegen die Entartung der Zeit fand. Rom bewahrt in der
DarPcellung der Taufe Chlodwigs in S. Luigi de' F rancefi ein tüchtiges Bild des
Meifters; die meifien feiner Werke aber findet man in Bologna: in S. Giacomo
Maggiore z. B. die grofs empfundenen Fresken in einer von ihm felbft um
1566 erbauten Kapelle, in dervPinakothek das anmuthige Gemälde der Ver-
mählung der heiligen Katharina. Auch in Spanien, wo Pellegriiio fich von
1586-1595 aufhielt, fieht man noch Gemälde feiner Hand. Befonders berühmt
ift das Deckenbild der Bibliothek im Escorial.
515322221 Viel raphaelifcher, als Tibaldi, muthen uns Lorenzo Szzbäafini (geft. 1577)
half- und Omzio (1 532-1 57 7) an, die beiden gleichgefiiinmten Freunde,
die fich einer ruhigen Gewiffenhaftigkeit der Forrnen- und Farbengebung be-
Äf-leiffigten, aber doch nicht Unmittelbarkeit genug befafsen, um fich über ihre
Zeit zu erheben. Einflufsreicher, als fie, waren die grofsen Schulhäupter Paffe-
äafätläffß- rotti, Profpero Fontana und Dionigio Calvaert. Von Barl. Paßerottz" (geft. 1592),
dem als Maler und Radirer berühmten Meifler, befindet fich z. B. in S. Giacomo
Maggiore zu Bologna eine Santa Converfazione von leidlich fetter Formenfprache,
15132311222). Profpero Fontana (1512-1597) war aus fnn. da [molalr (oben II, S. 702) Schule
hervorgegangen, fpäter von Primaticcio (II, S. 788) nach Fontainebleau berufen,
bald aber nach feiner Vaterftadt heimgekehrt, deren Kunft er mit feinen fchnell,
leicht und mit einem gewiffen decorativen Schwunge gemalten Fresken und
frifchen, anmuthigen Altarblatterri, wie man fie in den Kirchen und in der
Pinakothek von Bologna antrifft, eine Zeit lang beherrfchte. Seine Tochter
Lavimkz Fantamz (I 552-1602) zeichnete fich als Porträtmalerin aus. Wie fchwach
fie als Hiftorienmalerin war, zeigt ihr kleines bezeichnetes Bild der heiligen
Familie in der Dresdner Galerie. Sein Hauptfchüler aber war Dionzlgio Calvaert.
der Meifter von Antwerpen, welcher 1556 Lehrjunge der dortigen Gilde wurde 1),
fich jedoch bald in Bologna niederliefs, wo er einen bedeutenden Einflufs als
Lehrer ausübte, gerade in diefer Eigenfchaft den Carracci, den kühnen Neuerern,
die wir fpäter kennen lernen werden, Concurrenz machte und, tüchtig genug mit
allen techiiifchen Kenntniffen ausgerüftet, befonders die Kirchen mit Altarblättern
fchmückte, deren kräftiger, wenn auch niemals unmittelbar empfundener Formen-
und F arbenfprache man bei einigermafsen gutem Willen noch heute gerecht werden
kann. Sein Hauptwerk ift das Paradies in der Serviten-Kirche. Der jüngeren
am. ccri. Generation gehört Bart. Ceß (1556-1629) an 2), der als Freund der Carracci zu
deren Kreife gehören würde, wenn feine ruhige, fchlichte Manier ihn nicht als
Vertreter der älteren Richtung zeigte. Bilder feiner Hand befitzen die Kirchen
S. Domenico und S. Giacomo Maggiore, sowie die Pinakothek zu Bologna.
Die
Bolognefen.
PelLTibaldi
Lorenzo
Sabbatini.
Orazio Sam-
macchini.
Bart. Paffe-
rotti.
p. 199.
auf ihn
Liggeren I,
Eine Reihe
der
in
Urkunden
bezüglichen
Felfma pittrice
1673)
318.