Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

fpanifche 
Malerei 
Jahrhunderts. 
Velazquez, 
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jahre feines Lebens, von 1652 an, waren zwar die reichften an Ehren, aber Seinelerzzen 
auch an Mühen und Lafien für den Künfiler. Das ihm übertragene Hofamt ixigriiirili 
war nichts weniger als eine Sinecure; und daneben wurden feine künftlerifchen 
Arbeiten nichts weniger als vernachläffigt. Er rieb flCh in diefer Doppelthätigkeit 
auf. Als im Sommer 1660 der pyrenäifche Friede durch eine feierliche Be- 
gegnung der Herrfcherfamilien Frankreichs und Spaniens auf der Fafaneninfel 
in der Bidaffoa befiegelt und zugleich die Verlobung Ludwigs XIV. von 
Spanien mit der Infantin Maria Therefla gefeiert werden follte, ruhte auf 
Velazquez die ganze Laft der Einrichtungen, der Decorationen und des Quartier- 
machens für den fpanifchen Hof von Madrid bis Fuenterrabia. Er entledigte fich 
feiner Aufgabe zur vollften Zufriedenheit des Königs, kehrte aber erfchöpft 
nach Madrid zurück, verfiel in ein hitziges Fieber und flarb am 6. Auguft 1660. Sein Tod. 
Die fpanifchen Kunfihifioriker unterfcheiden drei Epochen der Kunft- 5335x1253 
thätigkeit des Velazquez, deren erlle fich mit feiner erfien, deren zweite fich feines 5'118- 
mit feiner zweiten italienifchen Reife abfchliefsen laffe. Da wir gefehen 
haben, dafs diefe Reifen keineswegs Stilwandlungen des Meifiers zur Folge 
hatten, f0 müffen wir diefe Eintheilung als willkürlich bezeichnen. Indeffen 
laffen fich ein früher, ein mittlerer und ein fpäter Stil des Velazquez in der 
That unterfcheiden. Nur find die Epochen diefer Stile nicht durch fefte Daten 
zu begrenzen. Die Uebergänge find allmählich, und gerade bei einem Meifier, ßnäkiigher 
der fo fehr wie Velazquez darnach ftrebte, die Erfcheinungen fo wiederzugeben, lEmwick- 
wie er fie fah, iPc man auch in keiner Epoche vor Ueberrafchungen ficher, die ungigang. 
eine Charakterifirung feiner Stilwandlungen erfchweren. Im allgemeinen läfst fich 
jedoch fagen, dafs Velazquez in feiner Frühzeit, befonders in feiner Sevillaner 
Periode, feinen Naturalismus durch eine fefte, paftofe, wenn auch verhältnifsmäfsig 
immer fchon breite Modellirung, durch einen warmen, ins Bräunliche fpielenden 
Ton mit den üblichen dunklen fpanifchen Schatten und durch eine eindringliche 
Beobachtung der Bewegungen und des Ausdrucks feines lVlodelles zu fiützen 
fuchte,  dafs er in feiner mittleren Periode fchon auf die Bedeutung der 
Luft, die fowohl im gefchloffenen Raum, wie im Freien, alle Gegenfiände mit 
einem gewiffen, in jedem einzelnen Falle verfchiedenen, durchfichtigen Duft umgiebt, 
die Umriffe erweicht und die Localfarben beeinflufst, aufmerkfam geworden 
war, {ich daher einer leichteren, wenn auch in der Regel immer noch kräftig 
verfchmelzenden, nur allmählich breiter und lockerer werdenden Vortragsweife 
beHeifSigte, im ganzen kühler, wahrer, heller in der Farbengebung wurde und 
feine Geflälten fICh freier und frifcher von einander und vom Hintergründe oder 
der Luft abheben ÜCTS,  und dafs er endlich in feiner Spätzeit zu der con- 
fequenteften Durchblldung jener breiten, freien, nur bei dem gründlichflen 
FüfmenveTfländnifS möglichen, doch aber fcheinbar fpielend leichten Behandlung 
hindurchdrang, welche die einzelnen Pinfelftriche für die Betrachtung aus der 
Nähe IIIWeYTChIUOIZen nebeneinander Prehen läfst, während fie bei der Be-. 
trachtung aus derfelben angemeffenen Entfernung, aus der fie oft auch mit 
langem und verlängertem Pinfel hingeworfen fmd, fich fo weich und zart in 
einander Z1! VeYWeben fcheinen, dafs das Bild mit nichts, mit abPrracter 
Farbe, ßmit dem blofsen Willena, wie Mengs fagte, auf die Fläche gezaubert 
zu fein fcheint, zu jener Behandlung, welche ihren Realismus vor allen 
rye
	        
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