Die
Malerei
fpanifche
des
I 7. hhrhunderts.
Velazquez.
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liftifch durchgearbeitete Darftellungen aus dem Leben jofef s einverleibt worden,
deren Echtheit wir, da der Rath der Academie de San Fernando fie für
Meifierwerke Moyafs erklärt hat, nicht zu bezweifeln wagen. Auch in den
Galerien von St. Petersburg, Peft und München werden ihm Bilder zugefchrieben. i" SfJ-uägfery
Leider hat bisher noch kein cornpetenter Kritiker feine echten Werke von den aeüiächem
ihm falfchlich beigelegten gefchieden.
Als fein Schüler wird neben Bocanegra noch deffen bedeutenderer, farben- Sßinschüler
frifcherer Nebenbuhler Yuem dc Sezrilla Rozzzero (I627_I695) genannt, ein Jgoerfeerfjina
Meifter, deffen Bilder man ebenfalls in den Kirchen Granadafs auffuchen mufs.
Wollte man als Abzweigung der Schule von Sevilla eine befondere Schule VBÄCGESÄISÄZL
von Granada gelten laffen, fo müfste man Alonfo Cano und Pedro Moya als
ihre Hauptmeiiier, Bocanegra und juan de Sevilla Romero als deren bedeutendfie
Schüler anerkennen.
Velazquez.
Velazquez und Murillo fxnd nicht nur die beiden gröfsteil Meifter, welche uxälälfillrläfo
in Sevilla, ja welche in Spanien das Licht der Welt erblickt haben, fondern
fle gehören auch zu dem engPcen Kreife der gröfsten unter den grofsen Figuren-
malern ganz Europas welche dem I7. Jahrhundert entfproffen. Zugleich find
fle, jeder für fich, die beiden Hauptvertreter der beiden fcheinbar entgegen-
gefetzten Richtungen, Welche die fpanifche Kunfi: beherrfchten, des ruhigen,
nüchternen, nur auf die getreue Wiedergabe der Welt der Erfcheinungen aus-
gehenden Realismus und des im Dienfie der Kirche ftehenden, vifionären,
verzückungsfeligen religiöfen Idealismus. In Velazquez lernen wir zunächft den axeäelafilälälu
fpanifchen Realismus kennen: fait einfeitig auf fiCh felbft geftellt, aber auch Techniker."
durch eine bis dahin unerhörte Beobachtungsgabe verfeinert und durch eine
erfiaunliche malerifche Technik mit neuen, früher ungeahnten Reizen ausgeftattet.
Velazquez ift der einzige fpanifche Künftler, welcher dem Drange feiner Zeit
und feines Volkes nach dem Ausdrucke leidenfchaftlich erregter Frömmigkeit
nicht nachgab, der einzige, deffen Werken mit kaum einer Ausnahme
man es nicht anfieht, dafs fie unter der Sonne fpanifcher Glaubensglut und
fpanifchen Ketzerhaffes gereift find; da er aber trotzdem der ausgefprochene
Lieblingsmeifier König Philipps IV., des allmächtigen lVlinifters Olivares und
des ganzen, in diefem Falle auffallend vorurtheilslofen Madrider Hofes war, fo
konnte er, unbekümmert um Aufträge der Kirche, deren treuer Sohn er blieb,
I) Literatur; Paula" a. a. O. passim, befonders: Fol. 101- F01. 110. -Palouxinu a. a. O.
P- a. a. O. V. p. 155 11K Slirliug a, a. O. II, p. 574-688. W. Stirling,
Velazquez and hiS WOrkS, London 1855; in franz. Ueberfetzung von G. Brunst mit Anmerkungen
von W. Burger, Paris 1865. P. Lefort: Artikel in der Gaz. des beaux urts von 1879, I, p. 415 ff,
bis 1884 l, p. I8 ff. Documenta bei Zarco de! Vlzlle a. a. O. p. 398-432. Wichtig Don Pedro
Madrazoß" Behandlung des Meifters in feinem grofsen Kataloge des Madrider Pradomufeums (Catzi-
l0g0_ descriptivo ä histörico I, Madrid 1872 p. 586-643), Cluzrlex 13. Curtis: Velazquez and
Murillo. A descriptive and historical catalogue of the works etc. London und Newyork 1883, Pre.
face p. VI: vthlS is a historical and descriptive, not a critical cataloguem Uebrigens enthält
diefes Heifsige Werk manchen wichtigen literarifchen Nachweis. Endlich H. Lücke": Auffatz über
Velazqtiez in vKunfl; und Künftleru.