Malerei
fpanifche
1 7. Jahrhunderts.
V01]
Schule
Die
auf Murillo.
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Arbeiten, die er in Nachbarftädten auszuführen hatte, führten ihn zeitweilig auf
Reifen. Im Jahre 1652 aber bewarb er {ich um eine Pfründe an der Kathedrale
feiner Vaterftadt Granada; und wenn er nach langen Zwiftigkeiten mit dem
Domcapitel auch erft 1658 durch wiederholte Vermittlung des Königs in den
geficherten Befitz diefer Pfründe gelangte (als Geiftlicher wird er in den fpani-
fchen Quellenfchriften vel racionero Alonso Canoa genannt), fo lebte und
arbeitete er feit jenem Jahre doch in Granada, wo er 1667 ftarb und in der
Kathedrale beigefetzt wurde. Man hat ihn von einigen Seiten daher auch zum
Haupte einer befonderen Schule von Granada machen wollen; aber da feine
Kunft durchaus im Boden Sevilla's wurzelt und es mehr zufällig erfcheint, dafs
er feine letzten Tage wieder in Granada verlebte, auch von einer eigentlichen
Schule, die er hier gebildet, nicht die Rede fein kann, fo bleiben wir dabei,
ihn zur Schule von Sevilla zu rechnen 1).
Die Chronologie feiner Werke ift noch nicht genau feftgeftellt. Zu datiren Seine Werke
piiegte er f1e nicht. Ein Jugendwerk fcheint die Darftellung der armen Seelen
im Fegefeuer im Mufeum zu Sevilla zu fein. Auch die Gemälde feiner Hand, f;
welche fich noch heute in verfchiedenen Kirchen Sevillas zerftreut vorfinden, ää1efljrirsfrält
werden der Zeit feines Aufenthalts in diefer Stadt angehören. In vollftändiger
Reife tritt er uns in der Madonna mit dem Kinde entgegen, welche als grofses
Heiligthum unter Glas in der dortigen Kathedrale verwahrt wird. Auch einige
Nladrider Kirchen befitzen noch Bilder feiner Hand; berühmt ift z. B. die inlälfäfgider
Darftellung des Heilands, welcher, von den Seinen und von Henkern um-
ringt, auf dem Calvarienberge ausruht und der Aufrichtung feines Kreuzes
zufieht, in S. Gines, berühmt auch in der Kirche zu Getafe bei Madrid der
Hochaltar Cands mit Darftellungen aus dem Leben der Maria Magdalena. In
Madrid kann man den Meifter aber auch in den Mufeen vortrefflich kennen lernen.
Das Pradoinufeum befltzt von feiner Hand unter anderen das vortreffliche 21111114213:-
Bild des von einem Engel gehaltenen nackten Leichnams Chrifti (Fig. 483), einen
wChriftus an der Säuler, einen wjohannes auf Patmosa und weinen büfsenden
Hieronymuse, vor allen Dingen aber zwei nur wenig von einander verfchiedene
Hauptexemplare feiner fchönen Darftellung der in einer Landfchaft {itzenden
Madonna, welche liebend zu dem nackt auf ihrem Schoofse fchlummernden
Chrifikinde hinabblickt, während Sterne im Heiligenfchein ihr Haupt umfchweben.
Die Züge der Madonna find in diefen lebensgrofsen Gemälden gerade noch
individuell genug, um intereffant zu fein (Fig. 484). Das nackte Kind ift von
tadellofer Reinheit der Zeichnung, der Faltenwurf der roth-blauen Gewandung der
Madonna von fchlichter Gröfse. Die tiefe, faft elegifchelStimmung des Colorits
entfpricht der feierlichen Ruhe der ganzen Haltung diefes Bildes. In der
Academia de San Fernando ift Alonfo Cano ergreifend mit einem grofsen in der Ak.
Chriftus am KYCUZC Vertreten, deffen ruhige, edle Modellirung das volle Ver- iifisiriliiiiii?
Pcändnifs des Nackten zeigt, Welches dem Meifter zu Gebote ftand.
In Granada befltzt das Mufeum nur einige wenige Köpfe feiner Hand. In izmälufeläm
der Kathedrale diefer Stadt würde man ihn vortrefflich kennen lernen können, uinratlrlean 3'
wenn feine dortigen Bilder, die fiebengrofsen Darftellungen aus dem Marien- digieicgfgldz.
leben in der Rundung der Hochaltarnifche, und die Pcimmungsvolle Virgen de 1a
Vgl.
auch Madrazo a.
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