ZWEITER
ABSCHNITT.
Die
spanische
Malerei
des
siebzehnten
Jahrhunderts. 1)
gsg rei fchwache, aber kunftfmnige Herrfcher fah Spanien im fiebzehnten Sffaatläigin
Jahrhundert an fich vorüberziehen, Philipp III. (1598-1621), Philipp IV. imhäzla
"Je-Q (1621-1665) und Karl II. (1665-1700). Unter Philpp III. entäufserte
Spanien fich freiwillig durch die für feinen Wohlfiand verhängnifsvolle Vertreibung
der Mauren feiner Heifsigften und redlichften Söhne und mufste zugleich (1609)
durch den Waffenftillftand mit den nördlichen Niederlanden unfreiwillig auf eine
feiner besten Provinzen verzichten; unter Philipp IV. rifs Portugal fich von Spanien
los (1640) und nahm Frankreich ihm im pyrenäifchen Frieden (16 59) eine Reihe
feiner fchönften Landfchaften im Süden Flanderns und im Norden des Grenz-
gebirges; unter Karl II. mufste das gefchwächte Land noch einige andere
feiner flandrifchen Städte an Ludwig XIV. abtreten und büfste, durch fchlechte
Finanzwirthfchaft verarmt, den letzten Reft feiner europäifchen Machtftellung
ein. Immerhin aber Wufste Spanien unter diefen Königen, abgefehen von feinen
aufsereuropäifchen Befitzungen, noch den gröfsten Theil der füdlichen Nieder-
lande, Neapel und Mailand zu behaupten, fich im Mutterlande durch Unter-
drückung der provinciellen Freiheiten zu concentriren und {ich eine Zeit-
lang noch im diplomatifchen Rathe Europas eine Stimme zu bewahren. Nur
allmählich, nur fchrittweife machte der ftaatliche Verfall fich fchon feit dem
Beginn des 17. Jahrhunderts bemerkbar.
So nachhaltig aber erwies fich der Einiiufs der kurzen politifchen Gröfse, äsitlnißfls
welcher Spanien {ich in dem vorhergehenden Jahrhundert erfreut hatte, fo lebens- 11- irihli?
kräftig zeigten {ich die Keime eines felbiiändigen, nationalen Kunftlebens, welche hunderh
damals dem fpanifchen Boden entfproffen waren und flch, anfangs noch durch
fremde Einflüffß gepflegt, glücklich entwickelt hatten, dafs jetzt, dafs zu Anfang
des I7. Jahrhunderts die Dichtkunü, die Bildnerei und die Malerei plötzlich in
ganz Spanien in fchönfier und eigenartigfter Blüthe ftanden. Cervantes ver- Cervantes.
öffentlichte 1605 ZU Madrid feinen Don Quijote de la Mancha, jenes durch und
durch von fpanifcher Eigenart getragene und doch für die ganze Welt ge-
1) Die allgemeine Literatur für diefes Jahrhundert ifl zunächst identifch mit der oläen,.{?- 351,
Anm. l angeführten. Neben dem hier genannten fpanifchen Künfllerlexicun des qean Bermu ezhlknicl
der franzöflfche Auszug zu erwähnen, welcher hier und da felbßändlg auf dle Quellen lzurlu: 5742;.
F. Quülicl: Dictionnaire des peintres espagnols. Paris 1816. Neueres Urkundenwerk: [zu [o r z. a. K;
Documentos ineditos para 1a Historia de las Bellas Artes, Madrid 1370; 1m Bd- LV- der Conecclon
de Documentos ineditos para 1a Historia de Espaüa, p 201-640-