Die italien.
Malerei des I7.
F, Die übrigen Schulen Oberitaliens.
Die Malerei in Rom.
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Der bedeutendfie Meiiier des I7. Jahrhunderts im ganzen venezianifchen
Gebiete aber war Alqßanrlro Varotrzri von Padua, i! Pazlovanizzu genannt (1590 Alvarotari,
bis 1650) 1), der fich, nachdem er die Anfangsgründe feiner Kunfi bei feinem um
Vater Dario Varatari erlernt hatte, in Venedig felbfiändig durch das Studium
der Werke Tizians weiterbildete und hierbei von einem folclien Schönheits-
gefühl für Formen und Farben unterflützt wurde, dafs feine meift lebensgrofsen,
wenig bewegten Darfiellungen als die reinflen Nachklänge der ruhigen Exiftenz-
malerei der goldenen Zeit der venezianifchen Kunß erfcheinen. Dafs diefe Nach-
klänge im Vergleiche zu ihren Vorbildern doch etwas leer erfcheinen, wird man
erklärlich finden. Die Kirchen Venedigs und Paduas befitzen noch verfchiedene
Altarblättei" feiner Hand. Mit einem Dutzend Darfiellungen, theils gröfseren g,
Altarbildern, theils Einzelgefialten, wie fie ihm am befien gelangen, ift er in der
Akademie zu Venedig vertreten. Hervorzuheben ifi hier befonders feine 1622
gemalte grofse Darftellung der Hochzeit zu Cana. Die Uffizien in Florenz befitzen in Florenz,
eine Lucrezia feiner Hand. Zu feinen fchönfien und bekannteften Bildern ge-
hört feine iijudithi in der Dresdner Galerie, der man freilich nicht die dämo- in Dresden,
nifehe Patriotin, fondern nur das fchöne, liebenswertlie Weib anfieht. Ein ganz
gleiches Bhld befindet {ich auch in der kaif. Galerie zu Wien, die übrigens in in Wien,
ihrer bezeichneten Darflellung der Ehebrecherin vor Chrifhis mit zehn lebens-
grofsen Halbfiguren auch ein charakteriftifches Beifpiel feiner Auffaffung
grofserer Handlungen befitzt. In der Petersburger Eremitage gehört das Bild i" SIE-Hüteri-
der Rhoxane mit dem Sohne Alexanders des Grofsen, der Eunienes Treue
fchwört, zu feinen guten NVei-ken. Die Louvrefaninilung befitzt eine weiche im Louifre
Venusdarfiellung feiner Hand. z" Farm
Die meifien diefer bisher genannten Meifter waren noch im 16. Jahrhun-
dert geboren. Die Meifter des venezianifchen Gebietes, welche ganz dem
17. jahrhundert angehören, werden immer inanierirter. Hier ift Pietra Libßriliääferrf
Zii nennen (1605-1687) i), aus Padua gebürtig, wie Varotari, aber viel eklek-
tifcher gebildet, als er, und daher auch viel unerquicklicher in feinen Werken.
Ungewöhnlich manierirt in feinen fchlanken Figuren, ungewöhnlich ungefcliickt
in feinen felten einer inneren Nothwendigkeit folgenden Compofitionen, zeichnet
er fich nur durch eine gewiffe delicate Modellirung des Nackten und den
lfgilginäillääilegoglgqoi; den er demfelben zu geben weifs, aus. In Venedig find
äuflg genug; aber auch in den deutfchen Galerien find fie
kelfläslvegsf ffiltßll- In Dresden ift befonders das grofse ßParisurtheili charak-
äerlfilfch ü" Ihn; und CS genügt, diefes eine Werk feiner Hand anfiatt aller
übrigen zu nennen.
Pigtrjhääwgiällefjsgl fich ferner Varotaris eigentliche Schüler an, von denen
i delliz Varlzuz genannt ('I605-IÖ78), von Venedig noch Pläfägdfirälla
äqäeWohnhch kfaftlge und kühne Töne anfchlägt und, wie feine Krieger-
1 nlffi und feine Darfiellung Sauls und Davids mit dem Haupte Goliaths
1) N. Pielrurri, Biograüa degli artifti Padovani, Pacilova 1853, P- 274-"2793
2) Nicht 1600-1677, wie in der Regel angegeben wird. Vgl. Zanelti, Della. pittura Veneziana,
p. 335. Da fein Alter und fein Todesjahr hier urkundlich nachgewiefen find, fo ift auf Pißlruttis
(m a- 0- P- x54) Angabe, (lafs er 1614 geboren fei, kein Gewicht zu legen, um fo weniger, da Pietrucci
telbft (P- 159) im Witlerfpruch hiermit [eine Lebensdauer auf 79 Jahr bemifst-