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Buch.
Sechstes
Erfter Abfchnitt
Franc
Cafliglione.
fogar nicht weniger als neun, im Louvre drei, in der kaif. Galerie zu Wien,
in der Münchener Pinakothek und in der Dresdner Galerie je zwei. Ver-
gegenwärtigen wir uns nur die Titel diefer beiden Dresdener Bilder, xNoah
läfst die Thiere in die Arche eingehem und vjacob zieht mit feiner Familie
nach Canaam, fo kennen wir inhaltlich faft den ganzen Bened. Cafliglione;
und fehen wir uns auf diefen Bildern die liebevolle und doch Hotte Durch-
führung der Thiere und alles Beiwerks, den leeren, conventionellen Aus-
druck der Köpfe der eingeführten Perfonen und den bräunlichen F erneduft
des decorativen Gefarnmttons an, fo haben wir den Meifter auch feinem
künftlerifchen Wollen und Können nach kennen gelernt. Sein Sohn Frzznresco
Caßzglzbne, deffen Lebensdauer unbekannt ifl, folgte feinen Spuren als ge-
fchickter Nachahmer. Seinen Namen trägt die einigermafsen originelle grofse
Darüellung von Hunden, Negern und Zwergen mit dem Herzog von Mantua
im Hintergrunde in der Dresdner Galerie. In Mantua fcheint er anfäfflg ge-
wefen zu fein.
Eine angefehene genuefifche Künltlerfamilie des I 7. Jahrhunderts waren
Pel- Piola- auch die Pioli. Vielverfprechend trat zuerft Pelegro Pzblzz (1617 bis 1640)
in den Vordergrund. Seine Madonna im Pal. Brignole-Sale zu Genua ge-
hört in ihrem anmuthigen, heitern Naturalismus zu den fchönften Madonnen
des I7. Jahrhunderts, und fein Puttenfries im Pal. Adorno ifl: fo frifch
und liebenswürdig, wie nur irgendwelche ähnliche Darfiellungen der beften
Bolognefen. Da er fchon in feinem 25. Lebensjahr eines gewaltfamen
Todes ftarb 1), fo konnte er natürlich keinen weitgreifenden Einfiufs gewinnen.
Dom- Floh" Doch hat er f1cher_ feinen Bruder Dommzko Piala (1629-1703) 2) beeinflufst,
deffen Kinderdarftellungen berühmt waren. Schliefslich kam diefer jedoch
auf Umwegen zu einem Stile, der {ich demjenigen Pietrds da Cortona nähert.
Fresken und Deckenbilder feiner Hand fleht man in genuefifchen Paläften,
z. B. im Pal. Brignole Sale. Auch feine Staffeleibilder find hauptfächlich in
Genua zu Pcudiren. Charakteriftifch iPc z. B. fein Abendmahl in S. Stefano:
die Aufwärter und die Bettler, welche zugegen find, ziehen die Augen nicht
minder auf fich, als der Heiland und die Apoftel; vom Himmel fchwebt
fogar ein Puttenreigen herab, und ein blendeuder Lichtftrahl ftört die ruhige
Sammlung, die der Haltung von Abendmahlsbildern unerläfslich ifi. Ganz
ein Schüler _Pietro da Cortona's, fpäter aber in Venedig in's venezianifche
F ahrwaffer gerathen war der Genuefe Giov. Bart. Lzz11glzvttz' (1635_-1675)s),
ein Schnellmaler, dem man in venezianifchen Kirchen und im Palazzo Durazzo-
Pallavicini zu Genua, aber auch in der Dresdner Galerie begegnet, die feine
grofse, keineswegs unmalerifche, gut inodellirte, aber fchlecht componirte Dar-
Prellung der Befirafung des Marfyas durch Apollon befitzt. Hauptfachlich nur
wegen feiner fchönen, in den Köpfen naturaliftifch durchgeführten, in der
Compofition lebendig abgerundeten, in der Farbengluth faft venezianifchen
Daritellung des Heilands mit der Ehebrecherin in der Dresdner Galerie dürfen
B. Biscaino. wir auch Bari. Bixcazäm (1631-1657) nicht vergeffen, den begabten Schüler
Saprani a. a. O. p. 147-150.
C. G. Ralti, Fortfetzung des XVerkes von Soprani, Genua
(Zanetti) Della Pittura Veneziana. Venedig 1771, p. 519-