Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

Sechstes 
Erfier Abfchnitt. 
Kuppeldarftellungen in S. Aleffandro zu Mailand zu den unruhigften und über- 
füllteften Barockmalereien gehören. Uebrigens hatte er verfchiedene Mit- 
fchilldige an diefer wüfien That in Farben. 
Pilalfjfifc- Ein anderer Meifter der älteren Reihe, Pierfrancesco Maßzuccbelli, nach 
feinem Geburtsort in der Regel vil Morazzonea genannt (1575-1626) hatte 
{ich anfangs in Rom auf das Studium der Römer, dann in Venedig auf das 
Studium der Venezianer geworfen und erfcheint in feinen Bildern im Dom, 
in S. Angelo, S. Raffaele; S. Maria della Vittoria, als ein fehr ungleicher Meifter, 
am frifcheften in feiner Anbetung der Könige in S. Antonio Abate, kann aber 
auch in der Brera zu Mailand und der Certofa bei Pavia fludirt werden. 
 Kurz vor feinem Tode war er nach Piacenza berufen worden, um dort die 
Domkuppel auszumalen. Aber er ftarb, als er erft zwei Propheten dafelbft 
gemalt hatte; und kein geringerer als Guercino führte, wie wir oben (S. 156) 
Fr- Caiw- gefehen haben, das Werk zu Ende. Sein Schüler war Franc. Cairo 
(1598-1674), welcher Weichheit, Anmuth und Empfindung mit einer gewiffen 
Entfchloffenheit der Pinfelführung zu verbinden fuchte, bei alledem aber doch 
nur als ein durch und durch epigonenhafter Künftler erfcheint und in den 
Kirchen Mailands (z. B. S. Vittorio, S. Antonio Abate, S. Giovanni alle Cafe 
rotte), wie anderer Städte Oberitaliens, mit einigermafsen annehmbaren Altar- 
bildern, in der Galerie zu Parma mit einer Mad. del Rofario nebft Heiligen und 
einem Märtyrinnenbilde, in der Brera zu Mailand mit zwei Bildniffen, in der 
kaif. Galerie zu Wien mit einem folchen vertreten ift. Ferner gehören hierher 
 die Brüder 02m. und Stqfzzno Dzznedi von Treviglio, 2' Monlallil) genannt, von 
denen der erftere, dem in der Dresdner Galerie eine gar nicht üble, gut 
modellirte Darftellung des hl. Antonius mit dem Chriftkinde zugefchrieben 
3:133? wird, urfprünglich Schüler Guido Reni's in Bologna war, während der zweite, 
deffen Lebenszeit von 1608-1689 angefetzt wird, von Anfang an Schüler 
Morazzonfs war und mit feinem Bruder gemeinfam in Mailand arbeitete. Das 
.Martyrium der hl. jufiina diefes letzteren in S. Maria Podone in Mailand ift 
ein fchwaches Werk. In der Regel wird aber auch in Mailand zwifchen. den 
beiden Brüdern nicht genügend unterfchieden. Alles in allem erhebt die Mai- 
 länder Malerei des 17. Jahrhunderts {ich nicht über den Durchfchnitt der 
Leiftungen jener Tage. 
Reicher und mannichfaltiger geftaltete fich das Kunftleben des 17. jahr- 
 Genua. hunderts in der reichen Handelsftadt Genua. Hier waren nicht nur einige 
KFräändC_ zum Theil berühmte auswärtige Meifter thätig, von denen wir Rubens und 
clieiiielr äiaiil. van Dyck, die grofsen Niederländer, und Simon Vouet, den Franzofen, noch 
kennen lernen werden, während auf Meifter und Meifterinnen, wie Sofonisbe 
Anguisciola, Aur. Lomi, Ag. Taffi und die Gentileschi fchon hingewiefen worden 
ift, fondern auch die Genuefifche Schule felbft brachte noch einige bedeutende 
Talente hervor, die ihrer Vaterfladt Ehre machten. 
Eigxlllgilaßeiifhe Der eigentliche Uebergangsmeifter in den Stil des 17. Jahrhunderts war 
G-B- Pagzi- hier Gziov. Bati. Paggi?) (1554-1627) ein Genuefifcher Edelmann, welcher ur- 
O. p. 231. 
Le vite de' 
Orlandi a. a. 
Rajl Sajvrani, 
pittori 
Genovefx 
Genua 
16742
	        
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