Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

Jahrhunderts. 
Die italienifche Malerei des I7. 
Die neapolitanifche Malerei des I7, 
jahrh, 
2OI 
König Karl II. nach Spanien berufen wurde. Hier eröffnete f1ch ihm ein 3153:; jäh 
neues, weites Feld der Thätigkeit in Kirchen und Palaften, an Decken, Wänden Spanien. 
und Altären. Der Escorial z. B. ift voll von feinen Bildern. Bald nach 1700 5122213125511:- 
kehrte er jedoch nach Neapel zurück, wo er 1705 im höchften Anfehn ftarb. Neapel. 
Wenn man bedenkt, dafs Luca Giordano die Gefchichten der judith und der Sä,j;1fl_ 
ehernen Schlange in acht und vierzig Stunden an's Gewölbe des Teforo zu mehrd- 
S. Martino in Neapel gezaubert hat, dafs er die Taufe der Japanefen durch 
den hl. Xaver im Mufeum von Neapel in drei Tagen vollendet hat, und dafs 
er eine grofse Darftellung des Todes Senecas gar in vierundzwanzig Stunden 
hingeftrichen hat, fo wird man begreifen, dafs die Anzahl grofser Bilder, welche 
er, unermüdlich arbeitend, bis zu feinem 7 3. Lebensjahre ausgeführt hat, eine 
geradezu erfchreckend grofse und dafs es daher falt unmöglich ift, hier noch 
einzelne hervorzuheben; man wird es aber auch erklärlich finden, dafs fle in riiärfigäer 
der Durchführung keineswegs den Anforderungen einer ftrengen, forgfaltigen Werke- 
Kunfiübung entfprechen. Nur bleibt bei alledem genug in ihnen zu bewundern. 
Die zeichnerifche und colorifcifche Erfindungsgabe, die dem Meifter fpielend er- 
laubt, oft wirklich anfprechende Compofitionen und Farbenconcerte in gröfster 
Eile auf die Fläche zu werfen, fetzt uns in immer gröfseres Eritaunen, je mehr 
Werke feiner Hand wir gefehen haben; ebenfo die Vielfeitigkeit und Ge- 
wandtheit feines Geiftes, die ihn allen Gegenfiänden gleichmäfsig gerecht 
werden liefs. In diefer Beziehung könnte man ihn wirklich den neapolitanifchen 
Rubens nennen, wenngleich er von deffen innerer Energie und grofsartiger 
Empfindung weit entfernt bleibt. Nur in feinen beften Momenten, mehr wie 
durch einen glücklichen Treffer, als durch bewufste Sorgfalt, gelingt ihm ein- 
mal ein fchöner, grofser, ganzer Wurf ; an der Mehrzahl feiner Werke wird der 
wirkliche Kunftfreund mit Achfelzucken vorübergehen; f1e lind kalt und 
monoton in den Formen und oft felbft in den Farben; und dafs er wefentlich zur 
Verflachung und Verödung der KunPc beigetragen hat, ifl ein Urtheil, welches 
die Nachwelt ihm nicht erfparen kann. 
Die Madrider Galerie befltzt 63, die Dresdner an 20, die Wiener über SeineWerke 
I2, die Münchener Pinakothek 7 Bilder feiner Hand; andere Sammlungen, be- 
fonders diejenige des Neapeler Mufeums, folgen in ähnlichem Verhältniffe. 
Um uns jedoch über die Gegenitände, die ihm nahe lagen, zu unterrichten, 
feien nur aus jenen vier Sammlungen noch einige feiner Hauptbilder namhaft 
gemacht; von den Madrider Bildern: das Opfer Abrahams, die Verftofsungin Madrid- 
der Hagar, der Kampf jacobs mit dem Engel, die Kämpfe Simfons, Bathfeba 
im Bade, das Urtheil Salomons, der bethlehemitifche Kindermord, einige hl. 
Familien, die Kreuztragung, die Ausgiefsung des hl. Geiftes, Himmelfahrten, 
Schlachtflücke, Allegorien, verfchiedene Bilder aus dem Perfeusmythos, ver- 
fchiedene Darfiellungcn aus Taffds befreitem Jerufalem und einige Bildniffe; 
von den Dresdner Bildern, aufser den bereits genannten, Perfeus, wie er mit in Dresden, 
dem Haupte der Medufa Phineus und deffen Gefährten verfleinert, Ariadne 
und Bacchanten, der {terbende Seneca, Lucretia und Tarquinius, der Raub 
der Sabinerinnen, Bacchus und Ariadne, David mit dem Haupte Goliaths, Loth 
mit feinen Töchtern, Sufanna mit den Alten, die büfsende Magdalena, die 
Schlacht der Israeliten und Amalekiten; von den Wiener Bildern der Engel- in Wien.
	        
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