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Sechstes Buch.
Erßer Abfchnitt,
hingab; von diefen zog Guercino ihn in folchem Grade an, dafs er nach Cento
pilgerte und fein Schüler wurde; dann machte er Studienreifen durch ganz
Sei" Leben- Italien und weiter; nach Rom zurückgekehrt, wurde er 1642 von Papft Ur-
ban VIII. zum Maltefer Ritter, 165 3 zum Mitglied der Accademia di S. Luca
ernannt. Dann malte er in Modena und Rom, wo man z. B. in S. Andrea
della Valle mittelmäfsige Fresken feiner Hand ficht. Im Jahre 1656 aber zog
er nach Neapel, wo er feine Hauptthätigkeit entfaltete; und für Neapel hatte
er auch noch viele Werke zu liefern, nachdem er ganz nach Malta überge-
Sein Stil. {iedelt war, wo er in hohem Alter 1699 ftarb. In dem Stil feiner reifen Ent-
wickelung herrfchen trotz aller Anklänge an die Bolognefen die Erinnerungen
an Caravaggids Helldunkel. vor; doch wird der Harke Gegenfatz des Lichtes
zum Schatten, den er offenbar zu erreichen fucht, bei ihm durch eine trübe,
fchwere, bräunliche Grundftimmung gemildert und unfcheinbar gemacht. Er
war ein Schnellmaler im Sinne feiner Zeit; aber in feinen befizen Werken, zu
Sänäeälflfr denen z. B. die Deckenbilder der Kirche S. Pietro a Majella in Neapel ge-
hören, übt die Verbindung feiner geläufigen Formenfprache mit dem einheit-
liehen, melancholifchen Tone feiner Färbung doch eine bedeutende und
keineswegs unfympathifche Wirkung auf uns aus. Seine zahlreichen Werke
aufzuzählen, würde uns viel zu weit führen. In Neapel betrachte man z. B.
die Darflellung vder Ungläubigkeit des Thomasr im Mufeum (Fig. 468). Aufser-
iriinblvrlisäiräg, halb Italiens ift er in der Dresdner Galerie mit drei charakteriftifchen Werken,
in Wieni in der Madrider mit zweien, in der kaif. Galerie zu Wien mit einem vertreten.
Unter Ribera's eigentlichen Schülern fpielt dann zuerfl; Arziello Falcmze
521121638 (1600-1665) 1) eine bedeutende Rolle; doch fpielt er {ie in höherem Grade
Falwle- als Lehrer Salvator Rofa's (flehe unten), als Bandenführer in dem Aufflande
des Mafaniello, Während deffen er feine Schüler und Freunde zu einer ßTodes-
compagnier (compagnia della morte) vereinigt hatte, und als Begründer der
Sein Sril- Schlachtenmalerei in Neapel, wodurch er den Beinamen des Schlachtenorakels
(oracolo delle battaglie) erhielt, als dafs wir uns nach beglaubigten erhaltenen
Werken feiner Hand eine deutliche Vorftellung von feinen künftlerifchen
Eigenfchaften machen könnten. Hauptfachlich foll er biblifche und hifcorifche
Scä:i';ien_ Schlachtenbilder gemalt haben, feurig bewegt, lebendig angeordnet, breit, keck
bilder- und geiflvoll ausgeführt. Es fcheint jedoch, dafs heutzutage niemand ein
Scltlggäeitvöllig geflchertes Bild feiner Hand gefehen hat. Die beiden Bilder, die im
Madrider Mufeum feinen Namen tragen, find von fo Verfchiedeney Hand, dafs
fie unmöglich beide von ihm herrühren können. Die beiden Bilder, die im
Neapler Mufeum mit feinem Namen bedacht worden, aber find, wenngleich fie
einheitlich im Ton find und lebendige Einzelmotive zeigen, doch nicht fo
bedeutend, dafs fie uns das Auffehen erklären könnten, welches das Schlachten.
orakelr in Neapel und in Paris, wo er fich eine Zeitlang nach der Auflöfung
des Todesbundes aufhielt, mit feinen Schlachtenflücken erregte. Sehr erfreulich
Radäjiggen wäre es daher, wenn er uns wenigftens als Radirer in greifbarer Geflalt ent-
"gegenträte i); doch fcheinen {ich auch hinter den Blättern, die unter feinem
I) Dominici a. a. O." III, p. 216-237.
2) Vgl. Bargfck, Peintre-Graveur XX, p.
278 und S. 451.
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die
Zvagler,
mit
Monogrammifien.
277 bis