Die italienifchen Meifter. A. Die Italiener mit Ausnahme der Venezianer. 7
Leichtigkeit der Hand an und eine erftaunliche Gewandtheit, mit überlieferten
Einzelheiten zu componiren, aber auch jene Kälte der Formenfügung, der Sein Stil.
Farbengebung und der geiftigen Empfindung, die er der ganzen florentinifchen
Kunit jener Tage mittheilte. Hauptfachlich malte er im Dienflö der Media In
Florenz und der Päpfte in Rom; aber auch in den verfchiedenften Orten Italiens,
die ihn beriefen, haben fich Werke feiner Hand erhalten. Will man feine
Fresken kennen lernen, fo genügt es, den Palazzo Vecchio in Florenz mit F221;
feinen zahlreichen, hauptfachlich der Gefchichte der Medici entlehnten Gemälden
im Hofe, im Hauptfaale und in fechs Nebenfälen, die Sala regia des Vaticans
mit ihren hiftorifch-realiftifchen Darftellungen aus der päpftlichen GCfChiChtC
und den grofsen Saal der Cancellaria in Rom mit feinem in hundert Tagen
vollendeten gewaltigen Freskencyklus aus dem Leben Paul's III. aufzufuchen.
Seinen Staf f eleibildern begegnet man heute noch in verfchiedenen Kirchen Seigäääiffel
Roms, Neapels und Toscanas, fowie in den italienifchen, befonders den Horen-
tinifchen, und vereinzelt auch in den ausländifchen Sammlungen. Hervorgehoben
feien das Abendmahl in S. Croce zu Florenz, die Enthauptung johannis des
Täufers in dessen Kirche zu Rom, das Gaftmahl des Ahasverus in der Akademie
von Arezzo, die Auferflehung Chriiti in derjenigen zu Siena, das Gregoriusbild
in der Pinakothek zu Bologna und die Caritas im Madrider Mufeum. Am vor-
theilhafteften aber tritt gleich Vafari uns als Bildnifsmaler entgegen. Die
Uffizien bewahren fein SelbPtporträt und feine Bildniffe Lorenzo Magnificds und
Alessandrds de' Medici; in der Berliner Galerie fleht man fein Bildnifs des Grofs- Seigfffäild"
herzogs Cosimo I. von Toscana xin glattpolirtem, roth eingefafstem Stahlpanzerr
vor grünem Vorhang.
Die übrigen tlorentinifchexi Meifter der Zeit, welche faft alle mit Vamri gifihggxxiii;
der neugegründeten florentinifchen Akademie angehörten I), bewegten fich zumeiii demiker.
in denfelben, kalt um Michelangelds Sonne kreifenden Bahnen, wie er. Von
Vafarfs eigenftem Kreife gebührt feinem ziemlich gleichaltrigen Intimus Franc.F1_anc_ Sah
de" Rossi (1510-1563), dem er ein eigenes Kapitel widmet 2), der erfte Platz. via"-
Bekannter ifi: diefer Künftler unter dem Namen Szzlviati, den er von feinem
Gönner, dem Cardinal Salviati, empfing. Unität in der Wahl feiner Lehrer und
feiner Wohnorte, entwickelte er fich feinem Freunde ziemlich parallel und hinter-
liefs in vielen Städten Italiens und felbft in Paris eine beträchtliche Anzahl V0I1
Gemälden, die fich durch ein verhältnifsmäfsig feftes Gefüge und ein gewiffes
Streben nach Schönheit auszeichnen. Fresken von ihm giebt es z. B. in der
Sala d'Udienza des Florentiner Rathspalaftes und in der Sala regia des VafiCanS,
Staffeleibilder feiner Hand nicht nur in den italienifchen Sammlungen, fondörn
Z- B. auch im Louvre zu Paris (Chrillus und Thomas), in der Wiener Samm-
lung (Chrilti Auferflehung) und in der Berliner Galerie (feines kleines Bildnifs).
Die eigentlichen Schüler Vasarfs wie Gzkwanni Stradano, der uns als Jan
van der Straat von Brügge (1523-1605) unter den Niederländern wieder-
begegnen wird, und Yacopo Zucchi (etwa dem Baglioneäl be'
di
I) Vafari: Degli Academici del Disegno. In Milaneffs Ausgabe VII, p. 593-641.
2) Ed. Milaneü VII, p. 5-87. ,
3) Giov. Baglione: Le vite de' pittori etc. dal pontiücato di Gregorio XIII. del 1572 Hno a templ
Papa Urbane VIII. nel 1642. (Ausgabe v. Neapel 1733, p. 42-44).