Die italienifche Malerei des I7.
Jahrhunderts.
Die Schule der Carracci und ihre
Ausläufer.
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zu Bologna; das bedeutendfie von ihnen Prellt eine Wundergefchichte des
hl. Cardinals Buonaventura dar. Arbeiten feiner fpäteren Haueren Zeit find
ebendort und in den Kirchen Bolognas nicht felten; doch befitzt auch die
Brera zu Mailand eine vheil. Familiea diefer Art; und in der Dresdner
Galerie fleht man eine in der Färbung verblafene, aber formenreine und keines-
wegs ausdruckslofe hl. Magdalena, in der kaif. Galerie zu Wien ein nebelhaft
angehauchtes Bild feiner Hand, welches Morpheus und Halkyone darfiellt.
Bedeutend jünger als diefe beiden Meifler ift Gzizzkln Calzlnffz, ein 1601 in 022123,
S. Arcangelo bei Rimini geborener, bei Guido Reni gebildeter, fpäter als
Hofmaler Kaifer Leopolds I. hauptfachlich in Venedig thätiger und 1681 in
Wien veritorbener Künüler, deffen Name der Häfslichkeit feines Kopfes wegen
in Czzgzzaccz" verdreht wurde. Als Maler aber gehört er zu den gediegenften
Nachfolgern Renfs. Es find hauptfachlich Staffeleibilder feiner Hand bekannt,
von denen die Darftellung der Magdalena, welche Engel gen Himmel führen,
in der Pinakothek zu München (Wiederholungen im Pal. Pitti zu Florenz und
in der Eremitage zu Petersburg) die berühmtefte iPt. Aufserdem befitzt die
Münchener Pinakothek noch eine wGuido Cagnaccit bezeichnete Mater dolorofa
feiner Hand, in der kaif. Galerie zu Wien befinden fich eine Kleopatra, ein
Hieronymus und ebenfalls eine Magdalena des Meifters. Seine Darftellung
der Lucrezia kommt in der Accademia di S. Luca zu Rom'), in Madrid und
in Caffel vor. Braunfchweig befitzt feine gefeffelte Andromeda und feinen N arcifs.
Am engften mit Guido verbunden blieb Giov. zinrlr. Szärazxi?) (1610 G30; A314!
bis 1670), der erft Schüler Cavedones, dann Guidds war, dem letzteren an 1mm-
unzähligen Arbeiten hali andere nach deffen Tode vollendete, fchliefslich aber
auch eine Reihe tüchtiger eigener Arbeiten ausführte, von denen vdas Gaft-
mahl im Haufe des Pharifaersa in der Certofa bei Bologna für fein Hauptwerk
gilt. Auch als Radirer hat er fich bekannt gemacht. Oefter noch genannt
als er wird feine Tochter und Schülerin Elzfzzbelta Simznz" (163S_1665), eine Elisfabeätß
ihrer Zeit hochgefeierte Malerin, welche ihren eigenen Aufzeichnungen 3) nach "am.
in den Jahren von 1655 bis 1665, ihrem Todesjahre, nicht weniger als 177 Bilder
gemalt hat, kirchliche Darftellungen, weltliche Gegenftände und Bildniffe. Die
Seltenheit fo vielfeitiger Malerinnen trug natürlich das ihre zu ihrem Rufe bei.
In Wirklichkeit Zeigen ihre Darftelluncren den tlauen Durchfchnittsiiil der
56111116 Guidds. Von ihren Werken, die llC in ihrem eigenen Verzeichnifs
erwähntl beützt die Certofa bei Bologna noch die 1658 veniaalte grofse wTaufe
Chfillia. die Galerie zu Modena den hl. Antonius mit bdem Chriftuskind im
Arme von denlfelben Jahre, die kaif. Galerie zu Wien die Darftellung der
Maftha und Maria, die wohl mit dem von ihr unter 1661 als nZWCi weibliche
Halbfigurem "u. f. w. verzeichneten Bilde identifch ift, die Pinakothek zu Bologna
äasaualtiljn rgirtilfseren hl. Antonius von 1662 und die Petersburger Eremitage
go_ C Zugeflutzte Bild des Jungen Weltheilandes von demfelben Jahre.
Zu Gu1do's bedeutendften Schülern gehört ferner ßäärzone Canlarinü) (1612 bis Csimone.
antarlm.
I) Wiederholung oder Cßpie unter Ficherellfs Namen in der Dresdner Galerie
z) Bal0gnini-Anzarinz' a. a. O. V, p, 353-359,
3) Das Verzeichnifs ift abgedruckt bei Magwßa a, a_ Q, p, 467._476,
4) Malzzaßa a. a. O. II, p_ 435_43g_