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Buch.
Sechstes
Abfchnitt.
Erfter
Livorno ausmalte, hauptfächlich Rom an, wo er {ich lebhaft an der decorativen
Ifäiäaffäfjnuiqj, Landfchaftsmalerei betheiligte, die hier im flebzehnten Jahrhundert eine hervor-
Kläfggf ragende Rolle fpielte, und z. B. im Quirinalpalafte, in den Paläften Lancellotti,
Costaguti und Rofpigliofi, fowie in der Kirche S. Euftachio eine Reihe land-
fchaftlicher Wandmalereien hinterliefs, die ihm einen grofsen Namen machten.
Leider find gerade diefe Palafie fchwer zugänglich, und daher erklärt es flch,
dafs es an einer Würdigung feines Stils vom Standpunkte der gegenwärtigen
fälaiäägäs; Kritik noch fehlt. Die Staffeleibilder aber, die im Pal. Corfini und im Pal.
Sgrjlligilrei- Doria zu Rom, fowie im Pal. Corfini, im Pal. Pitti und in den Ufhzien zu Florenz
unter feinem Namen gehen, fmd ihrer Auffaffung und Technik nach fo ver-
fchieden unter fich, dafs fie unmöglich alle von feiner Hand herrühren können.
Es heifst, er habe fich felbft für einen Carracci-Schüler ausgegeben, fei aber
in Wirklichkeit nur ein Schüler P. Brills in Rom gewefen. Seine Seefiücke,
zu denen er feine Studien in Livorno gemacht, wurden befonders gelobt.
Alle diefe lVleiPter, Welche die unmittelbar auf die Carracci folgende Generation
der Schule von Bologna bilden, waren noch im fechzehnten Jahrhundert geboren.
Die Enkel- Im Anfchluffe an fle haben wir zunächft der Maler der zweiten Generation
fäiiläicgfr zu gedenken, die als Enkelfchüler der Carracci erfcheinen und mit
wenigen Ausnahmen auch erft im fiebzehnten Jahrhundert das Licht der Welt
erblickt haben. Doch werden wir gut thun, bei diefer Gelegenheit die Schule
fofort bis zum Ende des Jahrhunderts zu verfolgen. Die gröfste fchulbildende
(iuglcääifiß Kraft haben Guido Reni und Fr. Albano gezeigt, fchon weil fie in Bologna
blieben und hier die Ueberlieferungen der Akademie ihrer Meifier fortprlanzten.
Unter Guido Reni's Schülern ift Gzbzr. Giac. Smrzenli, auch Scmcnszzl)
genannt, geboren in Bologna 1580, jung geftorben in Rom, der ältefte. Er
war, ehe er zu Guido überging, fogar noch in der Schule Calvaerts gewefen.
In feiner früheren Zeit malte er für bolognefifche, fpäter für römifche Kirchen.
Da er nicht an den Spätftil Guidds anknüpft, fo find feine Werke auch nicht
_fo fade wie diejenigen der fpäteren Nachfolger des Meifiers; aber zu einer
felbiiändig hervorragenden Individualität brachte er es nicht. Am befien lernt
man ihn in der Pinakothek zu Bologna kennen; doch befltzt auch die kaif.
Galerie zu Wien ein Gemälde feiner Hand, welches die Vermählung der
hl. Katharina darfiellt.
Fr- Gßm- Auch [F12 Gejfii), welcher 1588 in Bologna geboren wurde und 16473)
ftarb, hatte die Schule Calvaerts mit derjenigen Guidos vertaufcht. Guido
nahm fich feiner auf s wärinfie an, liefs ihn in Ravenna und lVlantua für fich
malen und nahm ihn fogar mit nach Neapel. Hier hoffte er nach Guido's
Abreife die Ausführung der Fresken in der Cappella del Teforo des Domes
zu erhalten; als daraus aber nichts wurde, kehrte er nach Bologna zurück
und gab {ich für einen Nebenbuhler Guidds aus. Gleichwohl folgte er
nach wie vor den Spuren diefes Meifiers, deffen Stilwandlungen er fogar
mitmachte. Werke feiner frifcheren früheren Zeit fleht man in der Pinakothek
gäb
I) Baglium a. a. O. p. 344-345.
2) Malzmjia a. a. O. 11, p. 345-352.
3) Diefes Todesjahr nach Bolognivzi Anmrizzf
1549 an. [blalvaßa verfchwclgt das Jahr.
V1
241.
Lzmzi