Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

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Buch. 
Sebhstes 
Erßer Abfchnitt. 
 feinen Willen durch; und die Kirchenkuppeln, welche er in Rom und Neapel 
gemälde- gemalt hat, (ind in ihrer noch keckeren Luft- und Linienperfpective, als felbft 
Correggio fie gewagt, in ihrer folgerichtigen Unterfxcht, ihrer lockeren, leichten 
Anordnung, ihrer Unbekümmertheit und die gewiffenhafte Durchbildung der 
Einzelformen und in ihrer hauptfachlich mit der Gefammtlichtwirkung rech- 
nenden Anordnung zweihundert Jahre lang die Vorbilder der ganzen Welt 
Sein Sril- gewefen. Seine Zeitgenoffen hielten ihn diefer decorativen That wegen den 
befien der übrigen Carraccifchüler für ebenbürtig; und wenn die Kritik der 
erften Hälfte des 19. Jahrhunderts kaum Worte genug finden konnte, um ihn 
herabzufetzen, fo werden wir ihr hierin keineswegs ohne weiteres folgen. 
Es ift ja richtig, dafs Lanfranco formlos oder manierirt in den Umriffen, breit 
oder fahrig in der Pinfelführung, leer oder übertrieben im feelifchen Ausdruck ift; 
aber wir dürfen nicnt überfehen, dafs er das Ziel, welches er {ich gefteckt 
hatte, in feiner Art meifterhaft erreichte, dafs er die Lichtwirkungen fo leicht 
und luftig behandelte, wie kaum ein Italiener aufser ihm, dafs feine malerifche 
Technik in ihrer refoluten Breite geiftreich und lebendig ift und dafs felbft 
feine Compofitionen für Staffeleibilder, die faft immer neu und eigenartig flflCl, 
die Situation manchmal aufserordentlich glücklich veranfchaulichen. Keufche, 
innige Religiof1tät darf man bei ihm natürlich nicht erwarten; gerade er ift 
ein Hauptvertreter der äufserlich gemachten, überleidenfchaftlichen Ekfiafe. 
Ifantäanco Die Blüthezeit feines Schaffens, welche uns allein intereffirt, beginnt erft 1616, 
m 0m in demfelben Jahre, in dem er flch in Rom verheirathete. Auffehen hatte er 
 hier zuerft mit feinem Gemälde der hl. Therefe, der die Muttergottes eine 
.123; 1a goldene Halskette aus den Wolken herabreicht, in S. Giufeppe a Capo le 
 Case erregt; und nun wurde ihm der Auftrag zu Theil, eine ganze Capelle 
in äi-n-äzß- in S. Agofiino mit Malereien auszufchmücken; er folgte feinem correggesken 
 Triebe uud malte die Himmelfahrt Mariae ins Gewölbe, ein Bild, das feinen 
Ruhm rafch vermehrte, leider aber bald verfiel. Hierauf fchuf er einige 
 Werke für weltliche Räume: die leichte, anmuthige Darftellung des Olymp 
1111552113333 an der Decke eines Saales im oberen Stockwerk der Villa Borghefe, einige 
 Friesbilder mit Darftellungen aus dem alten Teftamente im Königsfaale des 
im  Quirinalpalafies und mythologifche und allegorifche Deckenbilder im Pal. Cofta- 
Cvßag-Iri. guti. Dann, nach 1621, folgte fein römifches Hauptwerk, das 162 5 vollendete 
iäeikgqaräi-ja Kuppelfresco über Domemchinds Zwlckeln in der Kirche S. Andrea della 
  Valle. Natürlich ftellte er wieder die Himmelsglorie dar mit einer grofsen 
Anzahl von Heiligen in leichten, ungezwungenen Stellungen unten am Rande 
auf den Wolken und mit der Jungfrau Maria, welche ihre Arme dem Erlöfer 
 entgegenbreitet, im höchfien von Engeln erfüllten Himmelsglanze. Nach der 
Vollendung diefes Werkes kam Lanfranco in Rom vollends in Mode. Er 
mufste noch mehrere Capellenkuppeln, Wandbilder und Altarblätter malen, die 
hier nicht alle genannt werden können; befonders wirkungsvoll war feine Dar- 
indlfiäfäguers- Prellung Chrifti und Petri auf dem Waffer in der Peterskirche, ein Gemälde, 
das jedoch bald durch die Feuchtigkeit zerftört und darauf durch eine Mofaik- 
copie erfetzt wurde. 
Lgläirsgigs Im Jahre 1630 wurde Lanfranco nach Neapel berufen, um die Kuppel 
nachNeapel. der neuen Jefuskirche mit Fresken zu fchmücken; 1631 fiedelte er mit Weib
	        
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