152
Sechstes
Buch.
Erfter
Abfchnitt.
er mit Gemälden; als er aber an die Ausführung des eigentlichen Kuppelbildes
Sein Tod- gehen wollte, ereilte ihn am I 5. April 1641 ein rafcher Tod. Dafs feine neapoli-
tanifchen Gegner ihre früheren Drohungen wahr gemacht und ihn vergiftet,
wie feine Gattin mit allen Einzelheiten und fogar unter Berufung auf den
behandelnden Arzt, der die Angelegenheit jedoch vertufcht habe, erzählte, ift
keineswegs ganz unmöglich, wenngleich es nicht erwiefen, und da er bereits
zwölf Tage vor feinem Tode fein Teftament gemacht hatte, nicht eben
wahrfcheinlich iftJ)
12:15:31]; Von den grofsen Galerien Europas ift diejenige des Louvre zu Paris am
illiggä i?! reichften an Werken Domenichinds: bekannt find befonders feine Bilder der an
Paris, ihrer Orgel fitzenden hl. Cäcilie und des von anderer Hand mit einem Blumen-
inßgjghgvfil- kranze umgebenen Triumphes Amors in diefer Sammlung; auch die wSibyllea
zu Rom, in der Galerie Borghefe zu Rom ift eine feiner bekannten weiblichen Einzel-
1313532; geftalten, und die vCaritasr der Dresdner Galerie verdient ebenfalls beachtet
in zu werden. Uebrigens fehlen feine Werke in kaum einer bedeutenden Samm-
Sammlunzen- lung; und zwar find in den aufseritalienifchen Sammlungen hauptfachlich feine
kleineren, oft auf Kupfer gemalten heiligen oder weltlichen Gefchichten mit
33136131-5 ausgebildetem landfchaftlichem Grunde vertreten, die manchmal völlig zu Land-
miggfälffrs- fchaften mit heroifcher Staffage werden. In der Gefchichte der Landfchafts-
malerei fpielt Domenichino nämlich unter den Schülern der Carracci überhaupt
eine hervorragende Rolle. In der Villa Ludovifi zu Rom hat er fogar eigent-
liche Landfchaftsfresken gemalt 2); feine meiften Landfchaftsbilder aber find
von ziemlich kleinem Formate. Man kann f1e z. B. im Pal. Pitti zu Florenz,
im Pal. Doria zu Rom, im Louvre zu Paris, im Madrider Mufeum und in der
Londoner Nationalgalerie kennen lernen. Auch f1e zeichnen {ich durch ge-
wiffenhafte Beobachtung und Durchführung, durch ein feftes Gefüge der Com-
pofition und durch eine lebendige Farbenfrifche aus. Auch diefe landfchaftliche
Ader hat Domenichino eben vor Guido voraus.
Ein ungefährer Altersgenoffe Dornenichinds war Giovanni Lanfranco. 3)
Seine EM: Im Spätherbft des Jahres 1580 4) zu Parma geboren, kam er zuerft zu Agoftino
wmkl""g' Carracci in die Lehre, dann zu Annibale in Rom. Correggids herrliche Kuppel-
gemälde in feiner Vaterfladt (oben Bd. II S. 708 und 709) hatten es ihm
feit feiner Kindheit angethan. Aehnliche Kuppelbilder aus dem Geifte feiner
Zeit heraus zu fchaffen, war fein ganzes Dichten und Trachten. Er fetzte
1) Vgl. Gualazzdi, Memorie V, p. 170. Von den Schriftflellern des I7. Jahrhunderts erwähnen
weder Baglione noch ßellori des Gerüchtes feiner Ermordung, wohl aber Paßeri, a. a. O. p. 44 und
Malvqßa, a. a. O. II, p. 325, welcher die Erzählung der Wittwe Domenicds wiedergiebt, jedoch
ohne fie {ich anzueignen.
2) Vgl. Bagliane a. a. O. p. 383; dazu C185 Verfaffers vKunft- und Naturlkizzenu (Düffeldorf
1880) I, S. 257-258.
3) Paßeri a. a. O. p. x22 bis 156. Bellori a. a. O. p. 361-382.
4) Paßri (a. a. O. p. 155) und Bellari (a. a. O. p. 380) üimmen darin überein, dafs er am
29. Nov. 1647 gefrorben fei; Paßeri fügt hinzu, er habe an 67 Jahre gelebt, Bellori, er fei
66 Jahre alt geflorben. Aufserdem giebt Pajeri ausdrücklich 1580 als fein Geburtsjahr an. Alle
diefe Angaben Rimmen überein, wenn er zwifchen dem 30. Nov. und 31. Dec. 1580 geboren ift;
es ift daher unrichtig, ihn, auf Bellori allein-geflützf, 1581 geboren werden zu lafTen, wie in der
Regel gefchieht.