Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

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Sechstes 
Buch. 
Erfter Abfchnitt. 
Pal. Coitaguti, welches darftellt, wie die Zeit die Wahrheit ans Licht bringt; 
 und dann folgte fein grofser Freskencyklus in S. Andrea della Valle zu Rom, 
della Vßlle- der zu feinen mafsgebendften Werken gehört. Die vier Evangeliften in den 
Zwickeln unter der Kuppel find feine voll-fchönfte und monumentalfte Leiftung; 
die Darftellungen aus dem Leben des hl. Andreas in der Tribuna reihen fich 
den reiffien Werken des Jahrhunderts an. Auch in der Kuppel des Seiten- 
S_ Siliyeßru! fchiffes von S. Silveftro a Monte Cavallo und unter der Kuppel von S. Carlo 
 äätgjarrl? ai Catinari malte Domenichino noch Fresken: dort in vier Ovalen vier hübfch 
 gezeichnete, etwas kalt gefärbte Bilder aus dem Alten Teftamente, hier in 
vier Zivickelfeldern die fchon etwas manierirt-decorativ componirten vier 
i" 8533m Cardinaltugenden; ferner in S. Maria della Vittoria die Wandgemälde der 
 Stigmatifirung und des Todes des hl. Franciscus. In der Peterskirche aber 
mäilelsegsl-in malte er in Oel auf die Mauer das lebendige und ergreifende Martyrium des 
(leiifceggrs- hl. Sebaftian, welches dort losgefägt und durch eine Mofaikcopie erfetzt, felbfi 
in S_ 1,14m, aber jetzt in S. Maria degli Angeli aufgeftellt ift, in S. Maria in Traftevere in 
 Oel auf Kupfer das Deckenbild der Himmelfahrt der Jungfrau inmitten der 
von ihm felbft entworfenen barocken Decke. 
3513332111: Von des Meifters religiöfen Staffeleibildern diefer Zeit find das Altarblatt 
Rom- in S. Maria della Vittoria (vdie Madonna reicht das Chriiikind dem hl. Franciscus 
hinabr), die ßStigmatifirung des hl. Franza in S. Maria della Concezione (der 
Kapuzinerkirche) und das wMartyrium der hl. Agnesr, jetzt in der Pinakothek 
in Bologna. zu Bologna, welches er in Rom für feine Vaterftadt vollendete 1), zu nennen; 
unter feinen weltlichen Tafelbildern aber überragt alle übrigen die köftliche 
112i: [gjäilglläflf wjagd der Dianaa (Fig. 459) im Palazzo Borghefe zu Rom. In fchöner, grofs- 
Boräicfä zu artiger Landfchaft Pceht die Göttin inmitten ihrer zahlreichen, theils vorn im 
Fluffe badenden, theils ihre Pfeile auf einen Vogel richtenden, theils die Hunde 
bändigenden, theils das erlegte Wild heirnbringenden nackten und halbbekleideten 
Nymphen triumphirend da. Die plaftifche Schönheit der herrlichen jungen 
Leiber und ihrer mannichfaltigen Stellungen und Bewegungen kommt in klarer, 
wohlabgewogener Linienführung und fefter, lebendiger Modellirung faft greifbar 
zum Ausdruck; und doch breitet ein weiches, gedämpftes Licht einen echt 
malerifchen Zauber über diefes berühmte Bild aus. 
dRrfgQSeng-b Die letzte Phafe des Lebens Dornenichinds beginnt 1630 mit feiner Be- 
rugggpgißh rufung nach Neapel i), um dort die von Guido vergebens verfuchte Aus- 
fchmückung der Schatzcapelle des Domes durchzuführen. Zwar erfchreckten 
Slcähgzrliäzfle auch ihn die Drohungen der neapolitanifchen Meifter fo, dafs es anfangs be- 
und Werke. fonderer Schutzverfprechungen bedurfte, um ihn zur Annahme des Auftrags 
 zu bewegen, und dafs er fpäter (I634-I635) die Arbeit ein Jahr im Stich liefs 
und aus Neapel flüchtete; aber er führte, im ganzen zehn Jahre lang unabläffig 
und gewiffenhaft arbeitend, nur in der Muflk ab und zu Erholung fuchend, doch 
einen grofsen Theil der gewaltigen Arbeit durch. Scenen aus dem Leben 
des hl. Januarius Pcellte er in einer Reihe theils lebensgrofser, theils kleinerer 
x Darltellungen al fresco an den Wänden dar; auch die Kuppelzwickel fchmückte 
Malvalia a. a. O. II, p. 325. 
Gualandi, Memorie, V. p. 147 ff.
	        
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