Die italienifche Malerei des I7-
Jahrhunderts.
Die Schule der Carracci und ihre Ausläufer.
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der Galerie Farnefe der Carracci und mit der Aurora Guido's zu wetteifern.
Es mufs aber gleich gefagt werden, dafs feine grofsen Hauptfiguren hier,
wie Pcets, etwas noch viel allgemeineres, als Guidds in ihrer Art ClQCh CIIICIII
beftimmten Schönheitsideal enifprechende Gefialten, ja geradezu etwas Ledernes
und Ernüchterndes haben, wenngleich der decorative Gefammteindruck an
fröhlichem Leben und heller Farbenfreudigkeit kaum etwas zu wünfchen übrig
läfst. Im Jahre 1633 befuchte er dann noch einmal Florenz, blieb aber AFlfoarräilzifl
dauernd in Bologna anfaffig, wo die grofse Mehrzahl feiner Staffeleibilder ent- fgixeel-Vllfgiglsgn
itand, die uns, da wir feine Wand- und Deckenbilder bereits kennen gelernt Bzäir in
haben, jetzt allein noch befchäftigen müffen. oogna.
Seine Altarblätter, deren er felbft fünfundvierzig gemalt zu haben angiebt,
leiden in der Regel an den angedeuteten Schwächen aller feiner gröfseren
Bilder. Die feftefte architektonifche Compofition und die fachlich lebendigfte Baaisiirüäiärn
Erzählung zeigt fein frühes Iugendwerk, in dem er alle feine Kräfte zufammen- 3323x1211
nahm, aber feinen eigenen Stil noch nicht gefunden hatte, die aGeburt Mariär Bologna.
in S. Maria del Piombo zu Bologna. Unter den fpäteren find die vTaufe Aägääääeer
Chrifiir in der Pinakothek, die vVerkündigungr in S. Bartolommeo und das in Bologna-
aMartyrium des hl. Andrease in S. Maria de' Servi in derfelben Stadt hervor-
zuheben. Was diefen Werken an innerlichem Leben fehlt, hat er durch die
äufserliche Zuthat lieblicher Kinderreigen zu erfetzen verfucht, die er anbrachte,
wo es irgend anging. In den religiöfen Darftellungen erfcheinen die aPuttie eben reigen-
als Engel, in den mythologifchen als Liebesgötter und in den allegorifchen
als Genien. Er hat fie fo oft gemalt, dafs fie fafl als feine Künftlerbezeich-
nung anzufehen find; und faft immer hat er fie neckifch, liebenswürdig und
naiv in die Handlung zu verllechten verftanden. Seine meift auf Kupfer gemalten
kleineren religiöfen Darfiellungen erhalten durch fie in der That einen eigenen,
wenn auch eben nur aufserlichen Reiz. Da bringen die Engel dem Chrifikinde
Blumen und Früchte; oder fie helfen in der Daritellung der Ruhe auf der
Flucht nach Aegypten der Madonna oben auf den Bäumen die Windeln
trocknen, welche fie unten wäfcht; oder fie zeigen dem fchlafenden jefusknaben
das Kreuz, an dem ihm zu fterben beflimmt iPt. An derartigen kleinen, welt- läiägfdts
lich-religiöfen Bildern Albanfs ift die Louvre-Galerie befonders reich, aber auch im 1-0115"
die Dresdner Galerie und die Petersburger Eremitage befitzen eine Reihe der iäuliiiään.
hübfcheften Bilder diefer Art, die der Meifter gefchaffen. Ihnen reihen alt- mblfliäirs-
teftamentarifche Darftellungen, wie die wErfchaffung der Evar und die rVer-
treibungx aus dem Paradiefe in Dresden fich an.
Offenbar aber war die ganze SinnesartAlbanis am meiften darnach angethan,
die heitere Fabelwelt des griechifchen Alterthums neu zu beleben; und auf Szirälgääääläo-
diefem Gebiete liegen denn in der That jene reizenden Schöpfungen des Meifters, pgrräi.
durch welche er eine eigenartige Rolle in der Kunflgefchichte fpielt. Nur felten g
wählt er für folche Darftellungen die natürliche Gröfse; und dann vermeidet er,
wie feine Galatea in der Dresdner Galerie zeigt, keineswegs die TYOCkI-Inhßit und aiäjgiezliarea
Leere, die feinen grofsen Geflalten anzuhaften pflegt; in der Regel ftellt er feine m
mythologifchen und allegorifchen Scherze mit ziemlich kleinen Figuren auf Kupfer
oder Leinewand dar; unter freiem Himmel gehen die GCfChiChtCII, Welche er
erzählt, faft ausnahmslos vor fich; und die Landfchaften nehmen daher einen
Gefchichre d. Malerei. III. 10