Die italienifche Malerei
des I7.
Jahrhunderts.
Die Schule der Carracci und ihre Ausläufer.
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Ludovicds, der ihn mit offenen Armen aufnahm, in deffen YVerkftatt ein.
Einige feiner frühiten jugendbilder 1) und er fing früh an, zu fchaffen
zeigen neben den Eintlüffen der Carracci noch deutliche Refte der alten Manie-
riftenfchule, aus der er hervorgewachfen war: fo erkennt man in dem oberen
Theil der ßKrönung Mariaea in der Pinakothek zu Bologna, welche der junge Kfößjägg
Meifter für die Kirche S. Bernardo gemalt hatte, noch die Schule Calvaerts, lääägnäil
während in den vier Heiligengeftalten des Bildes, welche unten auf der Erde
gruppirt lind, fchon die eklektifche Auffaffung der neuen Richtung zum Durch-
bruch kommt. Nachdem er Ludovicds Werkltatt verlaffen und fich felbftändig
erngerichtet hatte, trug er bald (1598) in der Bewerbung um die Ausführung
einiger, jetzt leider zerltörter Fresken im Palazzo pubblico zu Bologna fogar Pllfleilfäliifo
uber jenen Meifter felbft den Sieg davon; und die ebenfowenig erhaltenen lind im.
Fresken, die er darauf im Palazzo Zani dafelbft ausführte, trugen feinen Ruf M. Zani"
in immer weitere Kreife. Dann müfste fchon das anziehende, ganz von Guid0's
fpäter weiter entwickelter elegifcher Poeüe durchhauchte weibliche Bruftbild Portrait. d"
des Palazzo Barberini in Rom folgen, wenn es, wie überliefert ift, die unglück- Cßäiitiäflgal-
liche, 1599 Wegen der Theilnahme an der Ermordung ihres entmenfchten Esdliieärlril-l
Vaters in Rom hingerichtete Beatrice Cenci darftellt. Jedenfalls zeigt das
Bild Guidds Hand, jedenfalls fällt Guidds erfter römifcher Aufenthalt, von
deffen Früchten wir fonft wenig kennen, in jene Zeiti), und jedenfalls hat der
fchöne Typus mit dem fchwermüthigen Ausdruck ihn fo gefeffelt, dafs er neben
Älfäläjeüläiiiifglixjätlken Schmerzensmutter lNiobe in feinen fpateren Darftellungen
Nach Bologna heimgekehrt, arbeitete Guido 1604 wieder neben Ludovico
und deffen Schülern im Klofierhof von S. Michele in Bosco (oben S.
und, nach dem Stiche zu urtheilen, gehörte fein Bild, welches den hl. Benedict
darftellte, wie er die Gaben des Landvolks entgegennimmt, zu den beft-
componirten und formenedelften der ganzen Reihe. Die Antike, die er auf
feiner Reife ftudirt, hatte eine gröfsere Macht über ihn gewonnen, als über
Irgend einen feiner Landsleute.
Schon im Sommer 1605 wieder in Rom, fand er hier jetzt eine angenhme
btenung und reiche Thätigkeit innerhalb des Künftlerkreifes, deffen Sonne Papft
PaulV. aus der Familie Borghefe (160 5-1621) war. In Rom hatte damals gerade guidgruäter
Mlchelangelo da Caravaggio, der grofse Naturalifr, den wir fpäter kennen lernen Cägvaegiäss-
Werden, mit feiner kräftigen Formen- und Helldunkelfprache, feinen dunklen Schatten
und. grellen Lichtern, grofse und nicht unverdiente Modeerfolge errungen. Guido
Rein wurde von feinen Gemälden fo gepackt, dafs er einige Werke in derfelben
Art fchuf: fo die treftliche, energifche, von einigen Seiten unnöthig verketzerte Vliigitrrl 1121:!
i Kreuzigung Petrie in der vaticanifchen Galerie und fo die mächtige Darftellung 13m und im
der Einfiedler Paulus und Antonius in der Wüfte im Berliner Mufeum. Bald mäfsigte l E2322."
Guido fich jedoch wieder und fand {ich felbft in feinem warmen, blühenden
Jugendflile, wie er uns zunächft in einigen Frescobildern entgegentritt, die er felbftsäägi er
um diefe Zeit in Rom ausführte. Hierher gehört das berühmte Breitbild von Jugendhil-
Malwaßa a. a. O, II. p. 7.
Vgl. I1. yanizfjckek a. a. O.