130
Buch.
Sechstes
Erfier
Abfchnitt.
in Bologna. S. Bartolommeo di Reno zu Bologna (angeblich von I584) und die 1586 ge-
malte, fchön und frei angeordnete x-Santa Converfazioner der Galerie von
i" PßrmßaParma zu feinen Iugendwerken. Dann folgen zwei Hauptbilder der Pinako-
in Bologna- thek zu Bologna: die berühmte, wenn auch etwas fteif angeordnete und gerade
in der Compofition, nicht aber im Ausdruck der Köpfe fpäter durch Domeni-
chino's ähnliches Bild übertroffene Darflellting der letzten Communion des
Hijrzßnyliuihl. Hieronymus und das fowohl durch die einfichtsvolle Art und Weife, mit
welcher eine Wunderbare Begebenheit phyfifch glaubwürdig dargeftellt wird,
als auch durch den edlen Ausdruck fchwärmerifcher Seligkeit hervorragende
Gemälde der Himmelfahrt der Jungfrau. Ihnen fchliefsen die Darftellung der
Bilbliäirlailäld, Ehebrecherin vor Chriftus in der Brera zu Mailand und einige Franciscusbilder
(in Wien und in Madrid) fich an, welche in ihrem ekftatifchen Empündungs-
ausdruck ebenfalls zu den wegweifenden Werken der neuen Aera gehören.
Als Agoflino fich nach der Entzweiung mit feinem Bruder aus Rom entfernte,
fand er beim Herzog von Parma, dem Bruder des Cardinals Farnefe, in deffen
Palafl; Annibale mit feinen Schülern nun allein weitermalte, freundliche Auf-
nahme und reichliche Befchäftigung. Vor allen Dingen fchmückte er einen
in Saal des jetzt als Militär-Uebungsfchule benutzten Gartenpalafles zu Parma
Parma. mit Deckenfresken, die zu feinen beftcomponirten und formenfchönften Werken
gehören. In der Mitte fmd drei kleine Liebesgötter dargeftellt; von den vier
Feldern," die um diefen Mittelpunkt angeordnet flnd, ift das erfte mit der
Liebesgefchichte des Mars und der Venus, das zweite mit einer combinirten
Scene aus dem Argonauten- und Galateamythos, das dritte mit einem Tugend-
helden und einer Sirene gefchmückt, das vierte aber trägt eine Infchrift,
welche meldet, dafs Agoftino Carracci zu befferen lxVelten entrückt worden,
Sein Ende ehe er das Bild habe ausführen können. Er Prarb am 22. März 1602 und
wurde in Parma begraben. Aber die Accademia degli Incamminati in Bologna
veranftaltete ihm eine grofse Todtenfeierü)
Annibale, Von Az-zniäales zahlreichen Tafelbildern können hier nur die bedeutenditen
jugendbilder hervorgehoben werden. Zu den jugendwerken, welche er noch vor feiner
in Parma. Rückkehr nach Bologna gefchaffen, gehören die wPietasr der Galerie in Parma
und der tief ergreifend dargefiellte vChriftus mit der Dornenkrone, von Engeln
in Dresden. unterfiütztr, in der Dresdner Galerieü), Bilder, in denen man das gewaltige
Eklekrifche Ringen des jungen Meifters und zugleich noch den Einflufs Ludovicds, feines
Entwicklung Lehrmeiflers, erkennt. Für Reggio, wie diefes, hatte Annibale auch die von 1 587
Die beiden datirte aHimmelfahrt Mariaer der Dresdner Galerie gemalt, welche ihn ganz
iiigsfäiirir in den Banden Correggids zeigt, in der Nachahmung feiner Typen, in dem
Bilder Streben nach feinen Verkürzungen, in der Freude an feinem Helldunkel; nur
dafs alles das freilich bei dem jungen Bolognefen doch viel Pcumpfer, fchwerer
und derber herauskommt, als bei dem göttlichen MeiHer von Correggio. Dann
I) Näheres über diefelbe bei Mzzlvaßzz a. a. O. I. p. 407-434.
2) N0. 515 des Katalogs von 1880 und 1884. Das Bild gilt in Dresden als Werk Ludovicds,
obgleich es unter Annibaläs Namen gekauft wurde. Es ift ficher das für Reggio gemalte Jugend-
bilcl Annibalds, welches Malvaßa a. a. O. I, p. 386 fo aufserordentlich hochßellt. Vgl. aufserdem
Ad. Vmturi: La R Gallerie Estense (Modena 1882) p. 292, 310 und 359 und des Verfaffers
Text zu Ad. Braun 8c C0's. neuem Dresdner Galeriewerk, ,Dornach 1884, Lief. III.