Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

Die 
Malerei 
italienifche 
Jahrhunderts. 
Die 
Carracci. 
127 
hunderts malte Ludovico al fresco (1592) die Darftellung des Gaftmahls im Seine Fres- 
Haufe Simons über dem Kamin des Gaftfaales der Olivetanermönche zu S. 1:11:11? ält- 
Michele in Bosco  dazu das Deckengemälde der Viflon des heiligen Petrus, sitxi hligäiie 
decorative Stücke, welche den Einflufs zeigen, den auch Paolo Veronefe auf 
den Meifler ausübte. Zu feinen bedeutendften Altarbildern aus diefer Zeit ge- Allffrigälräer 
hören die durch ihre kräftigen Geftalten aus dem Volke ausgezeichnete vPredigt 
Johannis des Täuferse in der Pinakothek von Bologna, die 1594 vollendete, in Bologna. 
berühmte, von Agoftino geftochene vViflon des heil. Hyacinthuse im Louvre 
zu Paris und die 1597 gemalte, etwas gequälte vl-Iimmelfahrt Chrifiie auf dem in Paris,  
Hochaltar von S. Criflina zu Bologna; den Uebergang zu dem letzten, grofs- in Bologna. 
artigften Stile des Meifiers dagegen zeigen feine lebendige, fchwungvoll com- 
ponirte wGeburt des Iohannesr und feine xBegegnung der heil. Franciscus,  
Dominicus und Thomase in der Pinakothek von Bologna, feine intereffante, leren Zeirin 
fehr ftudirte Darflellung der Apoftel am Grabe der Jungfrau und das nicht Bologna, 
minder ausdrucksvolle Bild vChrifli mit den Bewohnern der Vorhölle vor Mariaa 
in der Corpus Chrifti-Kirche zu Bologna, die colorifiifch bedeutende vVermäh- 
lung der Jungfraue in der Galerie zu Cento, die kräftige, in ihren ausladenden in Cento. 
Formen und gefuchten Lichtern doch faft wieder manierirte Predigt des 
heil. Antonius in der Brera zu Mailand und das etwas überfüllte xMartyrium in Mailand, 
der heil. Urfula und ihrer Jungfrauenc: in S. Leonardo zu Bologna, eine Com- 
pofition, die der Meifter für Kirchen in Mantua und in Imola wiederholte.  ?ä1a,f,2fa' 
Dann folgten wieder einige monumentale Freskenwerke. In den Jahren 1604 äiiiefrigsätt 
uud 1605 malte Ludovico, der nach dem Tode Agoftinds und dem Fortzug räioägiägg 
Annibales das anerkannt einzige Schulhaupt Bolognas war, im Verein mit S  le 
feinen Schülern die Fresken aus dem Leben des hl. Benedict und der a5 13223.: 
hl. Cäcilie in dem achteckigen Klofierhofe von S. Michele in Bosco, einen 
Gemäldecyklus, der feiner Zeit zu den monumentalen Hauptwerken der Carracci- 
fchule gezählt wurde, jetzt aber leider fo zerfiört ifi, dafs er nur noch in 
den Stichen gewürdigt werden kann?) In einundzwanzig gröfseren Feldern 
war das Leben des hl. Benedict, in fechzehn kleineren dasjenige der hl. Cäcilie 
dargellellt. Von Ludovico rührten fieben Hauptdarfiellungen aus dem Leben 
des hl. Benedict her, ausgezeichnet durch ihre reine Zeichnung, durch ihre 
lebendige und trotz einiger Gefpreiztheiten im Ganzen wohl abgewogene 
Compofition und durch ihre grofsartigen monumentalen und landfchaftlichen 
Hintergründe. Nach der Vollendung diefes Werks wurde Ludovico (1605) 
nach Piacenza berufen, wo er im Auftrage des Bifchofs an dem Bogen vor Kaiäjärile 
der Chornifche der Kathedrale einen jubelnden Reigen Bücher haltender und z" Piacßnlß- 
Blumen ftreuender Engel, rechts und links vom Hochaltar zwei andere Engel- 
Chöre und vorn davor die Vorhölle a1 fresco malte, Gemälde, die zu feinen 
freießen, reizvollßen und grofsartigflen Werken gehören; und auch drei Oel- 
bilder, welche er in Bologna für den Bifchof von Piacenza malte, nämlich vder 
1) Reproducirt in dem Stichwerk: Cammini dipinti da Ludovico Carräcci e intagliati in Rame da 
Curlanfwzio Pixarri,   
2) Stichwel-k von Gfaa Gigygnni1zz' mit Text von Malvafia: vIl Claufiro (11 San Micchele in 
303cm Bologna 1595- Zweite Ausgabe von Zanotli 1776.  Monographie von Luigi Arze: Indi- 
 , , 
cazione Rorico-artiflica etc. di S. Michele in Bosco. Bologna 1850.
	        
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